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Aktuell Partnerschaft

Fünf Kilo Kerzen im Koffer

Pfarrer Johannes Streib aus Gomadingen zu Besuch bei den Hilfsprojekten in Karai und Eldoret

Kerzenübergabe in der Sakristei an Pfarrer Robert Mbugua. FOTO: KELLER
Kerzenübergabe in der Sakristei an Pfarrer Robert Mbugua. FOTO: KELLER
Kerzenübergabe in der Sakristei an Pfarrer Robert Mbugua. FOTO: KELLER

GOMADINGEN/MÜNSINGEN. Was bringt ein schwäbischer Pfarrer als Gastgeschenk mit zu Kirchengemeinden in Kenia? Johannes Streib aus Gomadingen packte fünf Kilogramm dicke Kerzen und zwei schöne Altardecken ein, bevor er für zwei Wochen nach Afrika flog. Als erster evangelischer Pfarrer aus dem Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen war er für ein paar Tage in Karai beim Straßenkinderprojekt der Kenia-Hilfe Schwäbische Alb und reiste dann weiter nach Eldoret. Die Wurzeln des Projektes gehen nämlich auf eine langjährige Partnerschaft mit der dortigen Presbyterianischen Kirche zurück. Simon Karanja, Streibs Tourguide durch Kenia und Gastgeber in Eldoret, würde sie sehr gerne wiederbeleben.

Welches Bild prägt sich einem Besucher, der zum ersten Mal nach Schwarzafrika kommt, ganz besonders ein? »Viele Leute auf der Straße«, sagt Johannes Streib. Nicht nur in den Ortschaften, sondern auch auf den Landstraßen. Umgekehrt fragte übrigens ein junger Kenianer, der kürzlich bei uns zu Besuch war: »Wo sind die Menschen?« Neben dem Staunen über den Reichtum an Natur und Wachstum hat sich ein anderes, eher bedrückendes Bild in das Gedächtnis des Pfarrers eingegraben: Frauen, die am Straßenrand in der Mittagshitze Steine klopfen. Dem harten Existenzkampf der Menschen so unmittelbar zu begegnen, macht jedem mitfühlenden Beobachter zu schaffen.

Was Streib am Straßenkinderprojekt Karai überzeugte: Dass dort mittellose Kinder ein richtiges Bett, einfaches, aber ausreichendes und ausgewogenes Essen und vor allem eine Schul- und Berufsausbildung erhalten. »Sie hätten sonst keinerlei Chancen auf ein gutes Leben.« Seinen Schülern im Religionsunterricht der Sternbergschule Gomadingen hat er anschauliche Bilder vom Leben in Karai mitgebracht: einfache Schlafsäle und karge Klassenzimmer, ein Bibelzitat am Schulhaus, ein Gemüsegarten mit Bananenstauden und viel Kraut dank Wasser aus dem eigenen Brunnen und »die vermutlich beste Kreissäge weit und breit« in der Schreinerei der Berufsschule. Außerdem das Bild eines renovierungsbedürftigen Spielplatzes. Eine Spende der Schule soll nun helfen, diesen neu zu bestücken. Das Skype-Meeting mit einigen Heimkindern und der Sternbergschule fiel zwar wegen technischer Probleme bei der Bildübertragung nicht ganz so aus wie geplant. Aber für kurze Zeit gab es doch einen Kontakt mit winkenden und lachenden Kindern auf der Alb und in Afrika.

Erschütternde Geschichten

Dass im Namen von Heim und Schulen das Wort »Münsingen« – allerdings nur mit u – vorkommt und auf dem Hinweisschild, Kleinbus und Hoftor steht, hat Streib überrascht und gefreut. Zu den Kindern im »Karai Munsingen Home« bekam er schnell guten Kontakt und war fasziniert von ihren strahlenden Gesichtern, ihrer Lebensfreude und Zutraulichkeit. Dabei haben sie alle eine erschütternde Geschichte hinter sich. Einige sind traumatisiert und brauchen viel Verständnis oder besser noch therapeutische Hilfe. In einer sehr persönlichen Ansprache vor der Personalversammlung legte Streib Lehrern und Heimpersonal einen liebevollen Umgang mit den Kindern ans Herz. Besonders erstaunt hat ihn, wie bei dieser Versammlung nicht nur Organisatorisches besprochen, sondern auch gebetet und viel gesungen wurde: In Kenia wird christlicher Glaube überall im Alltag sichtbar. Für den schwäbischen Pfarrer war er »beeindruckend in seiner Intensität, Kraft und Hoffnung«. Die erste Kerze bekam sein Kollege Robert Mbugua von der örtlichen Presbyterianischen Kirche, die eine enge Beziehung zum Projekt Karai pflegt. Weitere Kerzen und die Altardecken gingen an Gemeinden in Nairobi und in Eldoret, wo Streib »volle Gottesdienste von Jung bis Alt und sehr viel Engagement von Laien« erlebte, selbst die Predigt hielt und mit im Chor sang.

Sollte die Kirchenpartnerschaft mit Eldoret, die nach dem Wegzug des Projekts vor 10 Jahren geruht hatte, wiederbelebt werden? Immerhin sind bei vielen die gegenseitigen Besuche über 25 Jahre hinweg noch in guter Erinnerung. »Wir gehören als Christen zusammen und könnten voneinander lernen« ist sich der Gomadinger Pfarrer sicher. Auf jeden Fall hat er auch den früheren Standort Sugoi besucht. Dort ist jetzt eine Secondary School und immer noch das große Maisfeld für Karai. (ig)

 

www.keniahilfe-schwaebische-alb.de