TROCHTELFINGEN. Dieses Konzert gehört inzwischen zu Weihnachten wie Spekulatius und Lichterketten. »1970 haben wir zum ersten Mal am zweiten Weihnachtsfeiertag zu unserem Jahreskonzert eingeladen«, erzählte der Musikvereins-Vorsitzende Christoph Guhl den rund vierhundert Zuhörern in der proppenvollen Eberhard-von-Werdenberghalle. Initiator sei der kürzlich verstorbene damalige Dirigent Fritz Eisele gewesen.
Weil das Weihnachtskonzert 2019 das Jubiläumsjahr »200 Jahre Blasmusik im Städtle« beschloss, wurde dafür ein ausgewählt anspruchsvolles Programm zu-sammengestellt. »Wir machen eine musikalische Weltreise mit Titeln, die wir in den letzten dreißig Jahren schon mal bei einem Konzert gespielt haben«, so Guhl.
Was das Publikum zu hören bekam, ließ keine Wünsche offen. Vom zackigen Marsch über gefühlvollen Dreivierteltakt bis zur klassisch klingenden Ouvertüre – nichts fehlte im dreistündigen Programm. Am Ende waren die Zuhörer so begeistert, dass sie mit donnerndem Applaus eine Zugabe nach der nächsten forderten.
Fingerakrobatik in Fortissimo
Der Auftakt gehörte dem siebenköpfigen Vorstufenorchester unter Leitung von Marius Hölz, das mit dem Welthit »We will rock you« so schwungvoll ins Programm einstieg, dass die Zuhörer mitklatschten. Bei der verträumten Melodie »Irish Dream« glänzten die jungen Musiker sogar mit kleinen Solokadenzen. Fünf Mädels bildeten die von Britta Wacker geleitete Flötengruppe. Ohne Kiekser spielten sie zuerst die gefühlvolle Weihnachtshymne von Felix Mendelssohn Bartholdy, bevor sie gemeinsam mit der Jugendkapelle das raffiniert klingende »Railway Traffic« zum Besten gaben.
Die 21 Jugendlichen eröffneten ihren Teil mit dem erhabenen »March Majestic« von Georg Friedrich Händel, bevor sie mit viel Temperament als »Pirates from the Caribbean« durch ein Medley dieser Filmmusik sausten. Der Nachwuchs wurde von Wolfgang Triebs dirigiert, ebenso wie die Aktivenkapelle. Die begann mit dem sehr effektvollen Konzert Marsch »Mars de Medici«. Zwar ganz ohne Geigen, wie vom Orchester André Rieu bekannt, dafür aber mit viel Schmelz und einigen Soloeinlagen spielten die rund 50 Musiker den »Second Waltz« von Schostakowitsch.
Als wahrer Ohrenschmaus erwies sich die Ouvertüre zur Operette »Dichter und Bauer« von Franz von Suppé – wie das Moderatorenteam Franziska Fecht und Sebastian Ollinger meinte, »ein Bravourstück für Holzbläser in der Oberstufe«. Weichen Eröffnungstakten folgte temporeiches und mit viel Fingerakrobatik gewürztes Spiel in prallem Fortefortissimo, fließende Wechsel von Vierviertel- in Dreivierteltakte und Tempoänderungen gelangen der Kapelle ausgezeichnet.
Nicht weniger anspruchsvoll waren das Stück »Dialog der Generationen« oder die »Register-Show« von Willy Lange, beide mit viel Dynamik dargeboten. Der »St. Louis Blues March« erklang voller Schmiss und die »Egerländer Festtagspolka« beschwingt und gut aufgelegt. Wilfried Ströbele und Roland Hölz glänzten bei ihrem Tenorhorn-Solo als »zwei lustige Vagabunden«, die Rock-Ballade »Music« aus dem Jahr 1976 beschloss das abwechslungsreiche Konzert. Zum Schluss dankte Guhl allen Helfern im »turbulenten und mit vielen Terminen gespickten Jubiläumsjahr«. (GEA)
EHRUNGEN BEI DER STADTKAPELLE TROCHTELFINGEN
Jugend als Zukunfts-Fundament
»Für so ein Konzert braucht es Fleiß und Talent«, lobte Bürgermeister Christoph Niesler, bevor er langjährige Musiker auszeichnete. Die Ehrennadel in Bronze für zehn Jahre erhielten Marius Hölz, Melanie Leibfritz und Leonie Schnitzer. Seit zwanzig Jahren sind Reinhold Hack und Michael Ziegler aktiv, dafür gab es die Ehrennadel in Silber. Winfried Winkelmann ist seit vierzig Jahren passives Mitglied. Von 6 200 Musikern im Blasmusikverband Neckar-Alb seien 2 500 unter 18 Jahren, erklärte Präsident Helmut Vöhringer nicht ohne Stolz: »Das ist ein gigantisches Zukunfts-Fundament für die Blasmusik, den Verband und für die Vereine.« Der Präsident überreichte das Leistungsabzeichen in Bronze für den D 1-Lehrgang an Eva Marie Schnitzer sowie die D 2-Nadel an Carolin Hölz, Joshua Müh und Teresa Rosinus.
Zu Ehren aller Ausgezeichneten spielte die Stadtkapelle den »Deutschmeister Regimentsmarsch«. (lpt)