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Aktuell Entscheidung

Andreas Schmidt ist neuer Bürgermeister von Gammertingen

Der Amtsinhaber Holger Jerg wurde nach 24 Jahren als Rathauschef gleich im ersten Wahlgang abgewählt. Herausforderer Andreas Schmidt holt sensationelle 66,8 Prozent aus dem Stand.

Andreas Schmidt ist neuer Bürgermeister der Stadt Gammertingen und zieht mit satten 66,33 Prozent der Stimmen ins Rathaus ein.
Andreas Schmidt ist neuer Bürgermeister der Stadt Gammertingen und zieht mit satten 66,33 Prozent der Stimmen ins Rathaus ein.

GAMMERTINGEN.Damit hatte wohl kaum jemand gerechnet: Gammertingen hat mit 66,3 Prozent der abgegebenen Stimmen Andreas Schmidt zum neuen Bürgermeister gewählt. Amtsinhaber Holger Jerg musste sich überraschend deutlich mit 25,6 Prozent zufriedengeben.

Dabei hatte der Wahlkampf lange vor sich hin gedümpelt. Erst am letzten möglichen Termin hatte Schmidt seine Bewerbungsunterlagen im Gammertinger Rathaus im Spethschen Schloss eingeworfen. Jerg hatte da schon einige Termine absolviert, war über die Märkte und durch die Ortsteile getingelt, hat Senioren und den Gammertinger Nachwuchs besucht. Allein, es hat nicht gereicht. Schmidt konnte in kurzer Zeit mit vergleichsweise wenig Auftritten die Wähler von sich überzeugen.

Andreas Schmidt lebt mit seiner Familie in Sigmaringen, in Gammertingen ist er aber kein Unbekannter. Er ist hier geboren und demnächst trifft er sich mit den Jahrgangskollegen zum 20-jährigen Abituriententreffen der Absolventen des Gammertinger Gymnasiums. »Zum ersten Mal als Bürgermeister«, sagte er in seiner Dankesrede.

Schmidt konnte in allen Ortsteilen punkten, die Ergebnisse unterscheiden sich kaum: 70,5 beziehungsweise 68,3 Prozent in den zwei Wahllokalen in der Kernstadt, 63 Prozent der Briefwähler, 67,6 Prozent in Bronnen und Mariaberg, 64,5 Prozent in Feldhausen und 65,9 Prozent in Kettenacker. Nur in Harthausen blieb Schmidt mit 58,9 Prozent unter der 60-Prozent-Marke.

Für die Mitbewerber Richard Buck und Armin Merkle blieb da nicht mehr viel zu holen. Buck kam auf 4,1 Prozent, Merkle auf 1,8 Prozent der Stimmen.

Wahlbeteiligung über 60 Prozent

Die Wahlbeteiligung lag mit 60,4 Prozent sehr deutlich über den 44,7 Prozent bei der Wahl im Jahr 2015. Die Wechselstimmung wurde also von einem großen Teil der 5.133 Wahlberechtigten getragen. Er freue sich, dass das Interesse an der Kommunalpolitik so groß sei, sagte der Vorsitzende des Wahlausschusses, Karlheinz Hebeisen, der die Ergebnisse vorm Rathaus verlesen durfte. In der Innenstadt des Laucherttalstädtchens herrschte Volksfeststimmung. Das Wahlkampfteam um Hebeisen und Hauptamtsleiter Martin Fiedler hatte das überraschende Resultat bereits kurz nach Schließen der Wahllokale online. Aber viele Bürger wollten sich offensichtlich nicht mit der digitalen Version abspeisen lassen. Und sich über die Zukunft der Stadt austauschen. Der Tenor war: Man hätte mit einem knappen Ergebnis gerechnet, knapp für Jerg oder Schmidt. Aber nicht mit einem Erdrutschsieg für den Herausforderer.

Die Zweidrittelmehrheit für den neuen Bürgermeister – der Stab soll planmäßig am 1. Mai übergeben werden – wurde positiv aufgenommen. Dass sei ein klares Ergebnis und ein unmissverständlicher Vertrauensbeweis für Schmidt. Dabei schwang auch bei den Schmidt-Wählern Bedauern, dass Holger Jerg so abgestraft wurde. »Er hat einiges vorangebracht, das hat er so nicht verdient«, sagte eine Gammertingerin.

Holger Jerg wurde 1999 das erste Mal gewählt, am 30. April läuft seine dritte Amtsperiode ab. 24 Jahre war er Chef im Rathaus. »In den ersten acht Jahren habe ich abgeschlossen, was mein Vorgänger begonnen hat. Erst dann konnte ich selbst gestalten«, sagte er im GEA-Gespräch im Vorfeld der Wahl. Auch auf seinen Nachfolger kommen begonnene Projekte zu, etwa der Neubau des städtischen Altenpflegeheims St. Elisabeth, die Weiterführung der Ortskerngestaltung oder die Verlegung der Bundesstraße mit all den damit verbundenen Möglichkeiten. Und dann ist da natürlich die Frage, wie es mit dem Mammutprojekt der Stadt- und Kulturhalle weitergeht.

Jerg gratulierte dem Wahlsieger, bevor er ihm zügig das Feld überließ. »Was soll ich sagen, wow«, meinte der Gewinner, und zeigte sich vom klaren Ausgang genau so überrascht wie die Wähler: »Mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet.« Schmidt bedankte sich für den »weitestgehend fairen Wahlkampf«. Und versprach, zu seinen Aussagen zu stehen: »Nehmen Sie mein Angebot ernst, sprechen Sie mich an, wenn Sie Anliegen und Ideen haben.«

Mitgefühl mit Altbürgermeister

Am Wahlabend war es mit dem Ansprechen noch nicht so einfach, die vereinten Musikkapellen Gammertingen und Feldhausen-Harthausen und der Musikverein Kettenacker brachten Schmidt mehr als ein Ständchen. Und wenn denen die Luft ausging, sprang der Gammertinger Fanfarenclub ein.

In die lange Schlange der Gratulanten reihten sich neben der Ersten Landesbeamtin des Landkreises Sigmaringen, Claudia Wiese, und den Bürgermeistern der Nachbargemeinden die Gammertinger Würdenträger ein. »Der Schmidt hat Glück, dass er so gute Ortsvorsteher und Gemeinderäte hat«, flachsten Hans Steinhart und Manfred Rogg, die Ortsvorsteher von Feldhausen und Harthausen. (GEA)