PFULLINGEN/REUTLINGEN. Der Weltkrebstag erinnert am 4. Februar zum 25. Mal daran, wie wichtig Prävention, Früherkennung und Forschung im Kampf gegen Krebs sind. Darauf macht Thomas Reumann, ehemaliger Landrat und Vorsitzender des Fördervereins Sonnenstrahlen, aufmerksam.
In den vergangenen Jahren wurden in der Krebsforschung und -behandlung vielversprechende Fortschritte erzielt. Neue Therapieansätze wie personalisierte Immuntherapien, zielgerichtete Medikamente und Fortschritte in der Früherkennung durch künstliche Intelligenz geben Krebspatienten weltweit neue Hoffnung. Im Jahr 2025 nimmt der Weltkrebstag mit dem Motto »Gemeinsam einzigartig« die Perspektive der Betroffenen in den Blick.
Hoffnung und persönliches Krankheitserleben sind nicht nur für die Krebspatienten selbst entscheidend, sondern auch für ihre Familien – insbesondere für die Kinder. Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, stellt dies die gesamte Familie vor enorme Herausforderungen. Kinder erleben Angst, Unsicherheit und Veränderungen im Alltag, oft ohne die emotionalen und kognitiven Verarbeitungsmechanismen eines Erwachsenen. Deshalb dürfen gerade sie im medizinischen und klinischen Alltag nicht vergessen werden.
»Der 25. Weltkrebstag ist deshalb eine gute Gelegenheit, auf konkrete Hilfs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche hinzuweisen und die Familien zu ermutigen, diese Hilfe auch tatsächlich anzunehmen«, macht Reumann deutlich. Wie viele Kinder und Jugendliche in Deutschland mit einem Elternteil leben, das an einer schweren Krankheit leidet, lässt sich nur erahnen. Das Robert Koch-Institut schätzt ihre Zahl auf Basis des Krebsdatenregisters auf aktuell rund 150.000, das sind rund ein Prozent aller Kinder und Jugendlichen. Diese Kinder sind psychisch stark belastet. Sie müssen nicht nur mit ihren eigenen Ängsten und Unsicherheiten umgehen, sondern erleben auch die Sorgen und die Krankheit ihrer Eltern hautnah mit.
Frühe Hilfe wichtig
Frühe Unterstützung kann psychische Erkrankungen verhindern, sind sich Experten einig. »Nicht wahrgenommene Kinder sind die Patienten von morgen«, betonte Prof. Dr. Bianca Senf, Professorin für Psychoonkologie an der Evangelischen Hochschule Darmstadt, auf einem Fachsymposium des Fördervereins Sonnenstrahlen. Doch durch gezielte Unterstützung und Begleitung könne viel Kummer verhindert werden. Auch Prof. Dr. Tobias Renner, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsklinik Tübingen, betonte die Bedeutung früher Hilfen: »Kinder krebskranker Eltern haben ein deutlich erhöhtes Risiko, langfristig psychische Erkrankungen zu entwickeln. Wenn wir früh einsteigen und helfen, können wir in vielen Fällen schwerwiegende gesundheitliche Folgen verhindern.«
Genau hier setze die Arbeit des Fördervereins Sonnenstrahlen an. »Die Begleitung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen ist nicht nur eine konkrete Hilfe in einer aktuell belastenden Lebenssituation, sondern auch eine wichtige Präventionsarbeit für deren zukünftiges Leben«, unterstreicht Reumann. Der Förderverein biete betroffenen Kindern und Jugendlichen kostenlose Unterstützung durch speziell ausgebildete Therapeutinnen in den Bereichen Kunsttherapie, Ergotherapie und pferdegestützte Therapie an. Ziel sei es, den Kindern einen geschützten Raum zu geben, in dem sie ihre Ängste, Sorgen und Trauer verarbeiten und wieder Lebensmut schöpfen können.
Zwischenmenschliche Fürsorge
Die Finanzierung dieser wichtigen Arbeit erfolge ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. »Dank der großartigen Unterstützung vieler Menschen und Unternehmen können wir seit 2010 Kindern und Jugendlichen eine verlässliche Begleitung bieten«, so Reumann.
Der Weltkrebstag mache deutlich, dass Fortschritte in der Medizin und Forschung essenziell seien – aber ebenso wichtig sei menschliche Zuwendung und die qualifizierte Begleitung der betroffenen Kinder. Der Förderverein Sonnenstrahlen setze sich dafür ein, dass Kinder krebskranker Eltern nicht allein bleiben, sondern Halt und Unterstützung erfahren. Denn Hoffnung entstehe nicht nur durch neue medizinische Erkenntnisse, sondern auch durch zwischenmenschliche Fürsorge und Solidarität. (eg)