Logo
Aktuell Herzenswunsch

Krankenwagen bringt schwer kranke Pfullingerin zum Fest nach Hause

Einmal noch mit den Lieben Weihnachten feiern. Der Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser holte ein 58-jährige Pfullingerin im Eninger Hospiz ab.

Mit einem festlich beleuchteten Krankentransportwagen wurde die schwer kranke Frau abgeholt.
Mit einem festlich beleuchteten Krankentransportwagen wurde die schwer kranke Frau abgeholt. Foto: privat
Mit einem festlich beleuchteten Krankentransportwagen wurde die schwer kranke Frau abgeholt.
Foto: privat

ENINGEN/PFULLINGEN. Die Verlegung ins Hospiz ist für die Betroffenen meistens die wohl letzte Reise auf dem endenden Lebensweg. Schließlich ermöglichen es Hospize Schwerkranken, gut betreut und in Würde zu sterben. Zugleich sind sie Orte des Lebens: Hier wird gefeiert, Abschied genommen und getrauert. Und manchmal geschieht auch ein kleines Weihnachtswunder: so wie am Heiligen Abend in diesem Jahr.

Erlebt hat dies eine 58-Jährige aus Pfullingen, die nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist und zudem an Lungenkrebs leidet. Die schwer kranke Mutter mehrerer erwachsenen Kinder kam in das Eninger Hospiz, als die Versorgung zu Hause im Nachbarort immer schwieriger wurde. Kurzzeitig kann die Frau im Rollstuhl sitzen, ist aber hauptsächlich an ihr Bett gefesselt und auf Schmerzmittel angewiesen. Kaum denkbar, in dieser Situation Weihnachten zu Hause im Kreis der Familie zu feiern.

Doch eine Mitarbeiterin der psychosozialen Begleitung im Eninger Hospiz Veronika hatte die entscheidende Idee: Sie fragte bei den Maltesern Neckar-Alb an, die Herzenswunschfahrten für Menschen an deren Lebensende möglich macht. Heike Klinger, Koordinatorin des Projektes »Herzenswunsch-Krankenwagen« in den Landkreisen Reutlingen, Esslingen, Tübingen und Zollernalb bei den Maltesern, machte sich umgehend auf die Suche nach Einsatzkräften, die die Fahrt ehrenamtlich abdecken würden. Und wurde prompt fündig: Die Reutlinger Stadtgliederung der Malteser stellte ihren Krankentransportwagen und mit Alexander Thomys einen Einsatzsanitäter zur Verfügung, aus der Gliederung Rottenburg kamen der Rettungssanitäter Oliver Brudny und die Rettungshelferin Diana Grams dazu.

Herzenswunschfahrten der Malteser

Der Herzenswunsch-Krankenwagen ist ein spendenfinanziertes Angebot, bei dem sich die Einsatzkräfte der Malteser zudem ehrenamtlich einbringen. Gestartet wurde das Projekt 2015. In der Region ist Koordinatorin Heike Klinger unter der Telefonnummer (0 70 22) 24 33 90 oder per E-Mail an heike.klinger@malteser.org zu erreichen. Spenden können unter dem Stichwort »Herzenswunsch-KTW Reutlingen« an die IBAN DE61 6115 0020 0100 2464 03 überwiesen werden. Gespendet werden kann auch über ein Online-Formular auf der Homepage. (GEA) www.malteser.de.

Alle drei nahmen sich am Heiligen Abend eine Auszeit von den eigenen Weihnachtsfeierlichkeiten, um der schwer kranken 58-Jährigen zu ermöglichen, Weihnachten nochmals wie gewohnt im Kreise der Familie feiern zu können.

Dabei war das Staunen schon beim Abholen der Patientin am Hospiz groß, denn der Krankentransportwagen der Malteser präsentierte sich mit Lichterketten weihnachtlich geschmückt. »Am dritten Advent haben wir uns bei einer Weihnachtsaktion in Metzingen beteiligt, bei der ein geschmückter Fahrzeugkorso an verschiedenen Stationen haltmachte und Kinder beschenkt wurden«, berichtet Alexander Thomys, zugleich Stadtbeauftragter bei den Reutlinger Maltesern. »Als wir dann von der Herzenswunsch-Fahrt erfahren haben, war für uns klar, dass wir die Lichterketten noch ein paar Tage länger am Fahrzeug behalten.«

»Alle waren gut drauf und happy, dass es geklappt hat«

Entsprechend groß war die Begeisterung bei der Familie, auf der Heimreise am dunklen Abend wurden prompt noch Fotos des Einsatzfahrzeuges gemacht. Überhaupt zeigten sich die Angehörigen und die Patientin überaus dankbar, dass die Malteser das Weihnachtsfest in dieser Form möglich gemacht haben. Für die Helfer gab es Mandarinen und Süßigkeiten – und das Team des Hospizes berichtete, dass die Aufregung und Vorfreude schon am Tage so groß war, dass an die Gabe von Beruhigungsmitteln gedacht wurde.

Die Sanitäter Alexander Thomys (rechts) und Oliver Brudny vor dem Eninger Hospiz Veronika.
Die Sanitäter Alexander Thomys (rechts) und Oliver Brudny vor dem Eninger Hospiz Veronika. Foto: privat
Die Sanitäter Alexander Thomys (rechts) und Oliver Brudny vor dem Eninger Hospiz Veronika.
Foto: privat

»Es hat alles wunderbar geklappt. Alle waren gut drauf und happy, dass es geklappt hat. Die Patientin hat sich super gefreut – wir haben alles richtiggemacht«, bilanzierte Rettungssanitäter Brudny, der sich während der Fahrt federführend um die 58-Jährige kümmerte, die zudem von einer ihrer Töchter begleitet wurde. Besonders ergreifend war die Verabschiedung, als die Dame bereits wieder auf der Krankentrage im Wohnzimmer lag. Diskret rückten die Helfer der Malteser in den Hintergrund, als sich die Familienmitglieder verabschiedeten, ehe die Rückfahrt ins Hospiz angetreten wurde.

Medizinische Betreuung während der Reise

»Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, die Fahrt so kurzfristig zu organisieren«, freute sich Heike Klinger von den Maltesern Neckar-Alb. Schließlich erfolgte die Anfrage erst sechs Tage vor Weihnachten. Das Angebot der Herzenswunschfahrten steht indes allen Menschen offen, die schwer erkrankt sind oder deren Leben dem Ende entgegengeht. Oftmals sind die Menschen in ihrer letzten Lebensphase auf medizinische Betreuung angewiesen, ohne die eine Reise nicht mehr möglich wäre.

Hier setzt der Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser ein, ehrenamtliche Sanitäter begleiten die Fahrten, die sich durch Spenden finanzieren und für die Betroffenen kostenlos sind – einschließlich möglicher Übernachtungen. »Wichtig ist nur, rechtzeitig an die Möglichkeit zu denken – solange die Transportfähigkeit noch gegeben ist«, betont Heike Klinger. (GEA)