PFULLINGEN/LICHTENSTEIN. Die Dauerregenwarnung des Deutschen Wetterdienstes für Baden-Württemberg gilt noch bis Mittwochmorgen um 6 Uhr. Bis zu 80 Liter pro Quadratmeter können im Landkreis Reutlingen niedergehen, Hochwasser an Bächen und kleineren Flüssen sowie Überflutungen von Straßen wären daher nicht ausgeschlossen. Diese Warnung treibt so manchem Bewohner von Gebäuden, die in Pfullingen von den Hochwassern 2013 und/oder 2016 betroffen waren, die Sorgenfalten auf die Stirn.
Die Feuerwehr in Pfullingen ist in »Hab Acht«-Stellung. Alle zwei Stunden gibt es Lagebesprechungen der Verantwortlichen. Am späten Nachmittag mussten bereits einige Wohnhäuser in der Hermann-Hesse-Straße und der Gerhard-Hauptmann-Straße vor herabfließendem Hangwasser gesichert werden, teilt Feuerwehr-Kommandant Dietmar Rall um 17. 30 Uhr mit. Die Feuerwehr habe ihre Sandsack-Füllanalge in Betrieb genommen.
In Lichtenstein sind die Einsatzkräfte inzwischen in den Krisenmodus gewechselt und haben punktuell an neuralgischen Stellen im Zellertal und in der Moltkestraße bereits Sandsäcke aufgeschichtet, um Straßen und Häuser vor Überflutung zu retten. Das berichtete Bürgermeister Peter Nußbaum auf GEA-Nachfrage. Darüber hinaus sei die Zufahrt zum Unterhausener Schützenhaus gesperrt worden, ebenso einige Feldwege. Der Zustrom vom Reißenbach sei derzeit noch unkritisch.
Die Lichtensteiner Feuerwehr gehe derzeit nicht von einer akuten Hochwassergefahr aus, erklärte Nußbaum. Doch könne es partielle Überschwemmungen geben. Bis 22 Uhr werde noch mit weiteren Niederschlägen gerechnet.
Seit Montag sind die drei Kommunen der Hochwasserpartnerschaft Echaztal – Reutlingen, Pfullingen und Lichtenstein – in stetem Kontakt, um sich über die Entwicklung auszutauschen und über mögliche Maßnahmen abzustimmen. Über aktuelle Pegelstände und Vorhersagen werden sie auf dem Laufenden gehalten vom Flutinformations- und warnsystem des Landes, wie Rall am Dienstagvormittag erklärte.
In der Echazstadt galt zu diesem Zeitpunkt schon die Monitoring-Phase. Das bedeutet, dass Mitarbeiter des Pfullinger Bauhofs regelmäßig Echaz und Eierbach kontrollieren und vor allem schauen, dass die Einläufe sich nicht mit Treibgut zusetzen. Der stete Abfluss der Wassermengen soll auf jeden Fall gewährleistet bleiben.
Rall schloss schon am Vormittag nicht aus, dass die Situation sich zuspitzen könnte. Sollten die Pegelstände weiter steigen und Echaz oder Eierbach über die Ufer zu treten drohen, müssten als erste Maßnahmen manche Uferbereiche gesperrt, kritische Gebäude mit Sandsäcken verbaut und an den Echaz-Läufen Fallen geöffnet. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Straßen überflutet und private Gebäude überschwemmt werden.
Für den Notfall hat die Pfullinger Feuerwehr einen Abrollbehälter mit rund 800 Sandsäcken parat. »Der würde dann zentral aufgestellt und betroffene Anwohner könnten sich dort Sandsäcke abholen«, sagt Rall. Insgesamt liegen 3 500 bis 4 000 gefüllte Sandsäcke bereit, der größte Teil davon ist allerdings für die präventiven Schutzmaßnahmen vorgesehen, die Feuerwehr und Bauhof bei steigenden Pegeln einleiten müssten. »Und wir können jederzeit nachliefern«, betont der Kommandant. An der Füllanlage der Feuerwehr können rund 3 000 Säcke pro Stunde mit Sand befüllt werden. (GEA)
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