METZINGEN/DETTINGEN. Perfekte Wintersportbedingungen auf der Alb, Traumverhältnisse in den Alpen, und die alpinen Skifahrer haben nichts davon – sie können in Coronazeiten weder ihren Sport aktiv ausüben noch ihre Ausfahrten durchführen oder die vor allem bei Kindern beliebten Kurse geben. »Das ist sehr bedauerlich«, meint Andree Fees.
Der Abteilungsleiter der Skizunft des TSV Dettingen spricht von einem Jahrzehntwinter, den es in hiesigen Gefilden so schon lange nicht mehr gab: »Endlich hätten wir mal wieder unsere Kurse komplett durchziehen können.« Die Dettinger haben sich auf Anfängerkurse für Kinder ab drei Jahren am Skilift Beiwald spezialisiert und sind einer der größten Anbieter in der Region.
Überwiegend in die Ferne orientiert sich die Schneesportschule des TV Neuhausen, allein im Januar hätten drei Ausfahrten nach Berwang in Tirol stattgefunden. In der Regel sind jeweils 100 Teilnehmer mit dabei und 50 davon nehmen an Kursen teil: »Es ist hart, dass nichts stattfinden kann«, meint Manuel Reiner von der Schneesportschule Neuhausen. »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht ans Skifahren denke.«
Die Schneesportschule ist der größte Vereinsveranstalter von Skiausfahrten im Ermstal und beliebt bei Skifahrern aus dem gesamten Kreis Reutlingen. Allein an der Mehrtagesausfahrt für Familien über Silvester nach Wagrain nehmen in der Regel 60 Personen plus sechs Skilehrer teil, es sei laut Reiner eine tolle Gemeinschaft entstanden. Die fehle nun auch unter den 30 ehrenamtlichen Skilehrern: »Das Zusammensein und das Teilen des Ski-Erlebnisses geht komplett verloren«, erklärt Manuel Reiner. »Abgesagt« heißt das Wort des Jahres und das sei für die Organisatoren frustrierend.
Schließlich stecke viel ehrenamtliches Engagement in der Vorbereitung des Jahresprogramms mit seinen 15 offiziellen Veranstaltungen. Im April geht’s mit der Saisonplanung los, das war auch 2020 nicht anders: »Wir sind davon ausgegangen, dass sich die Coronalage auch wieder beruhigt«, blickt Reiner zurück. Wie üblich stand das Angebot bis August, der Organisationsaufwand sei etwas mehr als üblich gewesen: »Durch Corona war unser E-Mail-Verkehr fünf Mal so groß wie sonst.« Das Programmheft lag zum Ende der Sommerferien in Metzinger Läden aus und die Ausfahrten wurden auf der Homepage beworben – doch bald war klar: In der Wintersaison würde so gut wie nichts gehen.
»Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht ans Skifahren denke«
Für das letztlich doch abgesagte Skiopening am 13. November im Stubaital waren immerhin noch 13 Anmeldungen eingegangen. Doch insgesamt sei, so Reiner, die Resonanz eher verhalten gewesen: »Die Leute haben sich nicht auf gut Glück angemeldet, sondern waren extrem vorsichtig.« Gerade so als ob die meisten damit gerechnet haben, was letztlich Realität wurde: Ein erneuter Lockdown bremste die Skifahrer komplett aus.
Finanziell sei die Schneesportschule noch mit einem blauen Auge davon gekommen, die meisten gebuchten Hotels konnten storniert werden. In einem Fall wird die Anzahlung fürs nächste Jahr angerechnet: »Wir sind auf keinen Kosten sitzen geblieben«, resümiert Manuel Reiner. Dennoch fehlen die Einnahmen zur Finanzierung der neuen Skianzüge für die Skilehrer, die nächste Woche geliefert werden: »Die werden vom Verein bezuschusst.«
Die Situation tue mit Blick auf das Wetter natürlich sehr weh, meint auch Christine Koch von der Metzinger Skizunft im Schwäbischen Albverein – auch dort wurde alles abgesagt: Der Verein respektiere die Corona-Einschränkungen selbstverständlich. Er sei natürlich extrem traurig, gibt auch Andree Fees zu: »Als Skifahrer blutet mir das Herz.« Aber: »Es gibt derzeit andere Probleme«, meint er mit Blick auf die Pandemie. Zumal man als Winterssportler auf der Alb durchaus Alternativen finde: »Ich habe zum Beispiel eine Skitour gemacht.« Für einen begeisterten alpinen Skiläufer wie ihn sei der Umstieg auf Langlaufski hart, gibt Manuel Reiner zu – aber man müsse das Beste aus der Situation machen. Die Schneesportschule besitzt Schneeschuhe, die von den Mitgliedern ausgeliehen werden können. Die Neuhäuser wollen bei ihrem bewährten Rhythmus bleiben und sich ab April mit der Organisation des Programms für die Saison 2021/22 beschäftigen: »Wir müssen positiv denken und hoffen, dass sich die Situation bis dahin bessert.« (GEA)