PLIEZHAUSEN. Anna nimmt ein Holztäfelchen zur Hand und ritzt mit einem Metallgriffel die Worte »Salve« in die Wachsschicht ein. Das Wort bedeutet so viel wie »Hallo« und stand am Sonntag für die Einladung von Alexander Zimmermann, auf seinem Hof das römische Leben kennenzulernen. An diesem Sonntag fanden auch an anderen Orten entlang der alten Römerstraße Neckar-Alb-Aare zahlreiche Veranstaltungen statt.
»Es war ein universelles Material, das man einfach für alles nutzte«
"Holz bei den Römern – von Kästchen bis Palisade" lautete das Motto der Gruppe "VEX.LEGIO VIII AUGUSTA", die sich mit dem römischen Leben auch experimentell beschäftigt. Der Strom an Besuchern riss nicht ab. Alexander Zimmermann und alle anderen, die in Toga und Sandalen den Gästen Rede und Antwort standen, erzählten mit mitreißender Begeisterung, wie die Römer aus den unterschiedlichsten Holzarten Bögen, Schäfte für Äxte und Stiele für Werkzeuge fertigten. »Es war ein universelles Material, das man einfach für alles nutzte«, sagte Zimmermann, der 1984 für den Realschulabschluss ein Referat über die Römer halten musste und sich seitdem intensiv mit ihnen befasst. Er machte dann eine Lehre als Schmied und Schlosser, doch die Faszination, sich im Museum römische Objekte anzuschauen und sie zuhause aus Holz nachzubauen, begleitete ihn. 1991 gründete er die Gruppe der Legionäre, die traditionell nicht nur kämpften, sondern auch versiert im Handwerk waren und als Pioniere tätig waren. Inzwischen bekommt die Gruppe auch Aufträge von Museen, Objekte nachzubauen. So unter anderem eine Panzerung der Merowinger im 6. Jahrhundert nach Christus für das Landesmuseum in Bonn.
Am Sonntag wurden kunstvolle kleine Kästchen gezeigt, die ebenfalls auf Museumsobjekte zurückgehen. »So etwas zeigen wir dann in den Schulen, um Geschichte greifbar zu machen«, sagt Zimmermann. In einem Zelt waren ori-ginalgetreu nachgebaute Betten, Babywiegen, Stühle und Regale zu sehen, davor standen mit Leder bespannte Holzschilde.
»So etwas zeigen wir dann in den Schulen, um Geschichte greifbar zu machen«
Sogar einige Originalstücke waren zu bewundern. Ausgestellt waren Holzpfähle von der Römerbrücke über die Mosel in Trier. Die Bäume dafür wurden um das Jahr 17 vor Christus gefällt. In Büchern zeigten Zimmermann und seine Legionäre auch Seile, Textilien und Schiffe, die aus der Römerzeit erhalten sind. Im Garten befinden sich Abgüsse von Täfelchen der Epona, der Pferdegöttin der Römer, sowie Steinaltäre der Muttergottheiten und des Merkur, Gott des Handels. Die Originalplatte des Merkur, die sich nebenan in der Kirche befindet, ist wegen des missverstandenen Flügelhelms als »Pliezhäuser Teufele« bekannt. (gb)