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Aktuell Versorgung

Wasser wird für Haushalte in Bad Urach über 20 Prozent teurer

Seit 2014 waren die Gebühren stabil, nun werden sie angesichts eines negativen Ergebnisses deutlich erhöht

Die Albwasserversorgungsgruppe 14 sorgt dafür, dass in Engstingen, Holzelfingen und auf dem Traifelberg gutes Wasser aus dem Hah
Die Albwasserversorgungsgruppe 14 sorgt dafür, dass in Engstingen, Holzelfingen und auf dem Traifelberg gutes Wasser aus dem Hahn kommt. Foto: HEYDER/DPA
Die Albwasserversorgungsgruppe 14 sorgt dafür, dass in Engstingen, Holzelfingen und auf dem Traifelberg gutes Wasser aus dem Hahn kommt.
Foto: HEYDER/DPA

BAD URACH. Die Kosten in vielen Lebensbereichen steigen: »Und nun kommen wir auch noch mit einer Erhöhung der Wassergebühr daher«, meinte Bürgermeister Elmar Rebmann in der Sitzung des Technischen Ausschusses des Bad Uracher Gemeinderats. Doch der Schritt sei unumgänglich, seit 2014 seien die Gebühren stabil gewesen. Die Kostenentwicklung aber führte in diesen sieben Jahren im Geschäftsjahr 2020 aufgrund vieler Investitionen unter anderem in die Vordere Alb-Gruppe oder auch wegen steigender Personalkosten erstmals zu einem negativen Ergebnis des Betriebszweigs Wasserversorgung bei den Stadtwerken.

Da dieses Kostenniveau auch künftig zu erwarten sei, so die Verwaltung, ist eine Gebührenanpassung zur Sicherheit der Zukunftsfähigkeit und Finanzierung der Wasserversorgung in Bad Urach notwendig. Die Mitglieder des Technischen Ausschusses votierten einstimmig für eine Erhöhung der Gebühren: Ab 1. Januar sind 1,95 Euro statt 1,55 Euro für einen Kubikmeter Wasser zu zahlen.

»Die Stadtwerke haben kein Geld mit dem Wasser verdient, das muss aber auskömmlich sein«, meinte Werner Grad von der Freien Wählervereinigung, deshalb begrüße er die kalkulierte Gebühr mit Gewinnzuschlag. »Wir sind bislang der billige Jakob gewesen, der beste Qualität liefert.« In der Tat, so Andreas Henger, sei Bad Urach im Vergleich mit anderen Kommunen auch mit seinen neuen Gebühren immer noch deutlich günstiger und es existiere für die Bürger eine Versorgungssicherheit mit einem Wasser in einer Qualität auf die die Bad Uracher stolz sein könnten.

Eine mögliche Aufregung über die Gebührenerhöhung könne er indes nachvollziehen, sie werde sicher nicht jedem Bürger akzeptiert und der ein oder andere werde von »Wahnsinn« sprechen. Aber, das machte der kaufmännische Leiter der Stadtwerke deutlich: »Wir schießen mit der Erhöhung nicht durch die Decke.« Ein Musterhaushalt von vier Personen habe bei einem Wasserverbrauch von 150 Kubikmeter ab Januar 354,60 Euro zu zahlen, bislang sind es 281 Euro. Das entspricht einem Plus von 64,60 Euro jährlich – das sei vertretbar, zumal an den Grundgebühren nicht gerüttelt werde.

Die Erhöhung der Wassergebühren sei laut Martin Lorenz nachvollziehbar und gerechtfertigt, müsse aber im Gesamtkontext gesehen werden: »Die Preise steigen überall, das muss finanziert werden und nur das sieht der Bürger.« Auf sozial schwache Menschen würden durchaus gravierende Finanzprobleme zukommen, deshalb forderte er von der Verwaltung eine offensive Information der Bad Uracher über eine mögliche Zuschussberechtigung.

Nur Plus bei Gasversorgung

Erstmals defizitär haben die Stadtwerke im Jahr 2020 gewirtschaftet, wenn das Minus mit knapp 6 000 Euro auch (noch) gering ausfällt. Die Verschlechterung gegenüber den Vorjahren ist aber deutlich zu erkennen. 2019 wurden Überschüsse in Höhe von 263 000 Euro erwirtschaftet, 2018 waren es 204 300 Euro. Die Verminderung sei insbesondere auf einen mengenbedingten Rückgang der Umsatzerlöse aus dem Gasvertrieb zurückzuführen, wobei außer dem Betriebszweig Gasversorgung alle anderen Verluste erwirtschaftet haben. Zu nennen sind neben der Wasserversorgung insbesondere der Stadtbusverkehr und das Parkhaus – vor allem in diesen beiden Bereichen habe sich die Coronapandemie negativ ausgewirkt.

Der Schuldenstand steige von 4,08 Millionen Euro Ende Dezember 2020 auf zu erwartende 5,7 Millionen Euro im Jahr 2025. Die Zunahme erklärt sich insbesondere durch die Fremdfinanzierung des Anteilserwerbs an der Bad Urach Netzgesellschaft. »Wir sind in der Schuldenspirale drin«, fasste Henger die Situation zusammen.

Aufgrund einer Chancen- und Risikobewertung muss trotz der ab 2022 geplanten Erhöhung der Gas- und Abwassergebühren von einer weiterhin sinkenden Ertragskraft und damit von negativen Jahresergebnissen ausgegangen werden, wobei Sondereffekte aus dem Geothermie-Projekt noch nicht absehbar sind. Aber, so heißt es in dem Abschlussbericht der Stadtwerke für 2020: »Bestandsgefährdende wirtschaftliche Risiken sind derzeit für die Betriebsleitung mittelfristig nicht erkennbar.« (GEA)