Keine Perspektive hat der ehemalige Nahkauf-Markt in Neuhausen, keinen Nachfolger für die nach Zainingen gezogene Kauffrau, keinen, der den Ex-Markt renovieren will, weder die Eigentümer aus Bayern noch die Rewe-Group, mit der diese noch ein Mietvertrag bis 2023 haben. Stillstand. Schon seit Herbst 2019. Jammerschade. Aber es muss sich ja auch niemand regen, zumindest nicht rechtlich. Der Metzinger Stadt- und der Neuhäuser Ortschaftsverwaltung scheinen die Hände gebunden zu sein. Sie können niemand zur Renovierung zwingen, und andere infrage kommenden Ladenlokale finden sich in Neuhausen offensichtlich nicht. Der frühere Nahkauf hat eine Top-Lage an der Ortsdurchfahrt, er fehlt Neuhäusern, die nicht mal so eben nach Metzingen oder Dettingen zu den nächsten Supermärkten fahren können, genauso wie den Glemsern, für die er der nächstgelegene Verbrauchermarkt war.
Für Glems stellt sich die Frage, ob nicht ein Dorfladen eine noch viel ortsnähere und damit attraktive Alternative wäre. Damit könnte die Nahversorgung wieder auf stabilere Beine gestellt werden, hat sie doch durch die Schließung des Metzgers und von Kreissparkasse und Volksbank im Lauf der Jahre immer mehr gelitten. Geblieben sind der Bäcker, der auch ein kleines Sortiment weiterer Lebensmittel führt, und der Getränkehändler, der an drei Tagen die Woche zweieinhalb bis drei Stunden offen hat. Beide haben ihre Kunden. Vor Jahrzehnten hat schon mal ein Lebensmittelladen im Ort aufgemacht, doch er wurde nicht gut besucht. Die Frischewaren blieben liegen und mussten entsorgt werden.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Einkaufen im Dorf ist wieder in Mode gekommen, und es gibt neue Geschäftsmodelle. Genossenschaftliche und weitgehend ehrenamtlich betriebene Dorfläden wie in Pfrondorf, Hülben oder Kohlstetten laufen, ein kommerzieller hat gerade in Rübgarten aufgemacht, Tante-M-Läden ohne Personal gibt es in Grafenberg und Wittlingen. Warum soll das eine oder andere Modell nicht auch in Glems funktionieren? Einen Versuch wäre es wert. Hier wie überall wäre entscheidend, dass auch die Kundschaft mitmachte und vor Ort einkaufte, sich mit ihrem Dorf identifizieren und die neuen Betreiber unterstützen würde. Und wie überall stellt sich auch in Glems die Raumfrage. Könnte sie in Verhandlungen zwischen Stadt, Ortsverwaltung und Hauseigentümern positiv beantwortet werden? Leer geräumte Geschäftsräume gibt es noch. Einer liegt im Rathaus. Im Kohlberger Rathaus kann auch eingekauft werden. In einem Tante-M-Laden.