Logo
Aktuell Serie

Vor 25 Jahren zog Metzingen Bilanz: Ein Jahr nach »Lothar«

Zeitreise durchs GEA-Archiv.

METZINGEN/GRAFENBERG. Wir schreiben den 23. Dezember 2000. Ein Nikolaus kommt im Zeppelin geflogen, Engel lassen ihre Flügel aus zarter Glasseide schwingen, silberne Vögel aus hauchdünnem Glas sitzen auf Tannenzweigen – Sylvias Schmons Weihnachtswelt ist fantasievoll und bunt. Die Grafenbergerin hat Christbaumschmuck aus über hundert Jahren gesammelt. Und der verleiht ihrem heimischen Festtagsgrün Glanz. Alles andere als glanzvoll: der Zustand der regionalen Wälder nach dem Wüten des verheerenden Sturms Lothar vor einem Jahr. Die Schäden, die er angerichtet hat, sind noch immer allgegenwärtig. Da hilft auch kein Lametta.

"›Wir sind immer noch dabei, Sturmholz aufzuarbeiten‹, meldet Bad Urachs Forstamtsleiter Alfred Krebs. ›Das ist eine Chance für die Eiche‹, macht sein Reutlinger Kollege Bernhard Mettendorf die positive Seite des Desasters aufmerksam.

An die 100.000 Festmeter Holz hat der Wirbelsturm in den Wäldern auf der Albhochfläche rund um Bad Urach zu Boden gedrückt. Zweieinhalbmal so viel, wie Alfred Krebs in einem Jahr einschlagen lassen würde. Eine Menge wertvolles Laubholz lag dort auf dem Haufen. Das musstezuerst weg.

Mit 70.000 Festmeter Sturmholz musste Bernhard Mettendorf mit seinem Team in Reutlinger Forsten fertigwerden. ›Das war der doppelte Jahreshiebsatz‹, erklärt er. Mit der Menge, die bereits regulär am Boden lag, waren’s 90.000 Festmeter. Das Zweieinhalbfache. Vor allem Nadelholz. ›Da ist Wald der Stadt Metzingen mit 8.000 Festmeter Sturmholz vergleichsweise mit einem blauen Auge davon gekommen‹, merkt der Metzinger Förster Adolf Kern an. Er kann aufatmen. Fast alles Holz ist verkauft." (…)

Zur Erinnerung: Als Wirbelsturm Lothar am Nachmittag des 26. Dezember 1999 sein Unwesen trieb, hinterließ er eine Rekord-Schadensbilanz. »Mit Windgeschwindigkeiten bis zu 170 Kilometer pro Stunde, gemessen von Roland Hummel von der Wetterstation in Engstingen, zerrten Lothars Böen zwei bis drei Stunden an Bäumen und Dachplatten. Der Wucht der Windstöße gaben selbst scheinbar für die Ewigkeit mit dem Erdreich verwurzelte Eichen nach. Nicht nur die flach wurzelnden Fichten riss der Orkan aus wie Unkraut.« (GEA/ekü)