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Von Kunstmaler zu Kunstmaler

Postkarten erzählen Geschichte: Heute die Stuttgarter Straße in Metzingen um 1925

Die Stuttgarter Straße in Metzingen um 1925, rechts ist ein Pfeil zu sehen, der auf die Wohnung des Kunstmalers Hermann Gussmann
Die Stuttgarter Straße in Metzingen um 1925, rechts ist ein Pfeil zu sehen, der auf die Wohnung des Kunstmalers Hermann Gussmann weist. FOTO: STADT
Die Stuttgarter Straße in Metzingen um 1925, rechts ist ein Pfeil zu sehen, der auf die Wohnung des Kunstmalers Hermann Gussmann weist. FOTO: STADT

METZINGEN. Auch Postkarten erzählen Geschichte. Metzingens Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier stellt heute im GEA eine Ansicht der Stuttgarter Straße aus der Zeit um 1925 vor, die von Fuhrwerken und einem Radfahrer belebt ist, die vom Wochenmarkt kommen. Eine Karte, die der Metzinger Kunstmaler Gussmann an einen Kollegen in Dresden geschickt hat.

Ein Mann schiebt seinen Räuberkarren. Im Hintergrund ist das Alte Rathaus zu sehen. Links davon stehen die Bäckerei Euchner und die Metzgerei Ruggaber, rechts sind die Gebäude von Uhrmacher Eugen Wahl, das Gasthaus zum Löwen und die Sattlerei Bazlen zu erkennen.

Bis heute als Maler bekannt

Markiert ist die Wohnung des Kunstmalers Hermann Gussmann, der damals zusammen mit seiner Schwester Anna, einer Musiklehrerin, im ersten Stock des Gebäudes Stuttgarter Straße 11 wohnte. Gussmann (1875–1943) ist bis heute durch seine Kohlezeichnungen bekannt, die Metzinger Stadtansichten zeigen und mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente. Manche Ältere erinnern sich noch an den beleibten, mit Weste und Strohhut bekleideten Maler, wie er auf einem Klappstuhl in den Straßen Metzingens saß und Gebäude, Plätze und Ansichten skizzierte.

Hermann Gussmann war der Absender der am 10. Oktober 1926 gelaufenen Postkarte, die an seinen Freund, den Kunstmaler Max Helas in Dresden, gerichtet ist. Nach Dresden hatte Hermann Gussmann gute Kontakte, denn er war dort bis 1915 als Mitarbeiter seines Bruders Otto tätig.

Otto Gussmann war ebenfalls Maler und wirkte als Professor an der Ornamentklasse der Kunstakademie in Dresden. Er führte in Dresden vor dem Ersten Weltkrieg umfangreiche Aufträge an dekorativen Wandmalereien aus, so unter anderem im Neuen Rathaus. Im Juli 1926 starb Otto Gussmann.

Darauf nimmt der Inhalt der Postkarte Bezug. Seine Witwe ließ ihre Wohnung in der Großen Klostergasse 12 renovieren, die Max Helas dekorierte und über die sich Hermann Gussmann erkundigte. »Jetzt hast Du scheint’s die Wohnung von meiner Schwägerin fertig. Ist sie schön ausgefallen? Wie viel Zimmer sind denn hergerichtet worden?« Außerdem bat er um Übersendung eines Pakets mit Fotografien. (GEA)

POSTKARTEN-SERIE

Im Stadtarchiv in Metzingen finden sich nicht nur alte Akten, sondern auch Postkarten. Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier stellt einige davon in loser Folge im GEA vor und erzählt die Geschichten dahinter. Heute eine Ansicht der Stuttgarter Straße um das Jahr 1925, die der Metzinger Kunstmaler Hermann Gussmann an einen Kollegen in Dresden geschickt hat. (GEA)