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Aktuell Mobilität

Staus durch Verkehrsbefragung in Bad Urach

Die Stadt Bad Urach ließ gestern an allen Ortseingängen von 14 bis 18 Uhr den Verkehr anhalten

Verkehrsbefragung in Bad Urach. Die »Haltestelle« am Ortseingang von Dettingen her sorgte für den längsten Stau. fotos: fink
Verkehrsbefragung in Bad Urach. Die »Haltestelle« am Ortseingang von Dettingen her sorgte für den längsten Stau. fotos: fink
Verkehrsbefragung in Bad Urach. Die »Haltestelle« am Ortseingang von Dettingen her sorgte für den längsten Stau. fotos: fink

BAD URACH. »Guten Tag, dürfen wir Sie was fragen? Wir machen eine Verkehrsbefragung.« Jari Alber fragt, woher man kommt, wohin man fährt, und er will wissen, zu welchem Zweck. »Einkauf/Dienstleistung«, »Freizeit/Tourismus«, »Berufspendler«, »Wirtschaftsverkehr« oder »Sonstiges«. Der Zehntklässler des Graf-Eberhard-Gymnasiums trägt die Antworten schnell in seine Tabelle ein – weiter geht’s.

Obwohl die 14 Schülerinnen und Schüler fix und höflich arbeiten, ernten sie von Minute zu Minute mehr kritische Blicke und mäßig höfliche Antworten. Darüber wundert sich am Uracher Ortseingang von Dettingen her niemand – auch die beiden Polizisten nicht, die die Autos stoppen und beobachten. Anhalten dürfen die Schüler in orangenfarbenen Warnwesten den Verkehr nämlich nicht, das dürfen nur die Beamte in Uniform. Fakt ist: Schnell hat sich ein Stau gebildet, der bis nach Metzingen zurückreicht. Gut eine Stunde Verspätung, meldet der Verkehrsfunk.

»Die spinnen aber so was von. Denen sag ich meine Meinung!!!«

Die Facebook-Community reagiert sofort. "Und täglich grüßt das Murmeltier", schreibt eine Frau aus der Bad Urach-Gruppe und spielt damit auf den tagtäglichen Verkehrs-Pfropfen in Urach an. "Wegen einer Umfrage, die Kids machen", klärt jemand auf, "Polizei hält Autos dafür an." Dann geht’s los: »Die spinnen aber so was von. Denen sag ich meine Meinung!!!«, tippt die Frau mit einer sich räkelnden Katze als Profilbild in ihr Handy.

Tatsächlich sind es aber gar nicht »die Kids«, die eine Umfrage im Rahmen eines Projekts machen: Die Stadt Bad Urach hat gestern von 14 bis 18 Uhr an allen Ortseingängen – von Dettingen, Hülben, Ulm, Grabenstetten, Münsingen und Sirchingen her – eine Verkehrsbefragung gemacht. Die Verkehrsteilnehmer befragt haben 60 Schülerinnen und Schüler des Graf-Eberhard-Gymnasiums. Ihnen zur Seite standen ein Dutzend Polizistinnen und Polizisten.

Schüler des Graf-Eberhard-Gymnasiums stellen im Auftrag der Stadt die Fragen.
Schüler des Graf-Eberhard-Gymnasiums stellen im Auftrag der Stadt die Fragen. Foto: Andreas Fink
Schüler des Graf-Eberhard-Gymnasiums stellen im Auftrag der Stadt die Fragen.
Foto: Andreas Fink

Die Stadt benötigt für ihre zukünftigen Verkehrs- und Straßenplanungen genaue Zahlen und Daten über den Straßenverkehr, der durch das Nadelöhr im Ermstal rollt oder kriecht. Die Ergebnisse dieser Befragung könnten unter anderem auch dabei helfen, die Angebote und Fahrpläne des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu verbessern und abzustimmen. Deshalb ist es wichtig zu erfahren, ob Verkehrsteilnehmer mit ihren Fahrzeugen nach Urach hin- oder ob sie durch Urach hindurchfahren, um an ein anderes Ziel zu gelangen.

Daher wird bei der Verkehrsbefragung unter anderem ermittelt, wie viele Fahrzeuge zu welcher Zeit nach Urach fahren (Lkw, Pkw, Busse), wie viele Insassen im Fahrzeug sitzen, wo die Verkehrsteilnehmer herkommen und wo sie hinwollen. Die Verkehrsplanungsgruppe Kölz aus Ludwigsburg führt die Befragung im Auftrag der Stadt Bad Urach durch.

Dass die Verkehrsbefragung für einigen Ärger sorgen würde, war der Verwaltung klar. Dies hat Bürgermeister Elmar Rebmann schon »angekündigt«, als er in der Sitzung vor zwei Wochen im Zusammenhang mit dem künftigen Mobilitätskonzept darauf hinwies, dass dafür eine Verkehrsbefragung nötig sein würde. »Wenn wir’s ankündigen, kriegen wir keine reellen Zahlen, mit denen unsere Verkehrsplaner arbeiten können«, so der Verwaltungs-Chef. (GEA)

VERKEHRSZÄHLUNG

Die letzte umfassende Verkehrsbefragung war in Bad Urach 1989. Seither haben sich aber das Verkehrsaufkommen und das Mobilitätsverhalten der Teilnehmer deutlich verändert. Auch 2006 gab es eine Verkehrsanalyse in Bad Urach, diese beschränkte sich aber auf den Verkehr in der Stuttgarter Straße. Deshalb hat die Stadt beschlossen, für Planungen im Rahmen des zukünftigen Mobilitätskonzeptes genaue Daten über die Verkehrsflüsse in der Stadt zu bekommen. (GEA)