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Senioren-Weltmeister im Stabhochsprung: Walter Müller aus Bad Urach ist tot

Es war keine sehr große Beerdigung. Um die fünfzig Menschen sind zur Trauerfeier des Mannes gekommen, der in seinem Leben im Sport etwas ganz Großes erreicht hat: Im März 2008 hat Walter Müller bei der Senioren-Weltmeisterschaft den Titel im Stabhochsprung gewonnen. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.

Das Archivbild zeigt Walter Müller in seinen besten Jahren bei der Senioren-WM in Clermont-Ferrand.  Damals schaffte er als Einz
Das Archivbild zeigt Walter Müller in seinen besten Jahren bei der Senioren-WM in Clermont-Ferrand. Damals schaffte er als Einziger in der Klasse M70 die 2,90 Meter und wurde Weltmeister. Foto: privat
Das Archivbild zeigt Walter Müller in seinen besten Jahren bei der Senioren-WM in Clermont-Ferrand. Damals schaffte er als Einziger in der Klasse M70 die 2,90 Meter und wurde Weltmeister.
Foto: privat

BAD URACH. »Solange ich kann, mache ich weiter«, hat Walter Müller immer wieder gesagt. Der weltmeisterliche Athlet musste seinem Alter aber Tribut zollen und konnte immer weniger Sport machen. Am 29. Mai ist er 87-jährig gestorben. Er hinterlässt zwei Kinder und vier Enkelkinder.

»Eigentlich war ich immer ein durchschnittlicher Sportler«, sagte Walter Müller im GEA-Gespräch im April 2008 - kurz nachdem er in Clermont-Ferrand bei der Senioren-Weltmeisterschaft den Titel im Stabhochsprung geholt hatte. Wer die Urkunden- und Medaillensammlung des Urachers zu sehen bekam und ihm zusah, wie er an der Metallstange im Hausgang Klimmzüge machte, wusste aber schnell, dass der große, hagere Mann in schwäbischer Bescheidenheit sein Licht arg unter den Scheffel stellte. Seine Erklärung: »Ich habe meine Leistung gehalten, die anderen nicht.«

Zum Thema Alter sagte der Mann, dessen Namen in Bad Urach auch mit dem Sanitätshaus Müller - seinem Laden - verbunden war, ganz nüchtern: »Man merkt es einfach - es wird weniger, die Muskeln bauen ab.« Bei der Hallen-EM der Senioren 2018 in Madrid übersprang Walter Müller 2,30 Meter und stellte damit in seiner Altersklasse noch einen neuen Deutschen Rekord im Stabhochsprung auf.

TSV-Urach-Urgestein, Barbara Ernst, die den Stadtlauf organisiert und in der Nähe der Sportanlagen im Diegele wohnt, kannte Walter Müller seit vielen Jahren. »Walter ist bis 2023 noch bei Wettkämpfen gestartet«, sagt sie. Um Ostern rum hat sie ihn noch an - an, nicht auf - der 400-Meter-Bahn gesehen. »Irgendwann ging es dann halt einfach nicht mehr.« (GEA)