DETTINGEN. Hilfs- und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen wissen die Betreuungsdienste der Diakoniestation Oberes Ermstal-Alb und die Diakoniegesellschaft Münsinger Alb seit Langem zu schätzen. Aktuell findet in der Dettinger Lichtstube wieder eine Schulung für bürgerschaftlich Engagierte statt, die sich im Rahmen der »Zeitintensiven Betreuung« (ZiB) und der Betreuungsgruppen »Café Herbstzeitlos« für Demenzerkrankte um Menschen kümmern. »Wir möchten auf unsere Angebote aufmerksam machen«, sagen Helga Neuhaus, Koordinatorin für Betreuung, und Christine Krohmer, Geschäftsführerin in der Diakoniestation Oberes Ermstal-Alb.
»Wer aufgrund von Schlaganfall, Parkinson oder einer Gehbehinderung die meiste Zeit zu Hause verbringt, ist oft dankbar über einen Besuch unseres häuslichen Betreuungsdienstes«, sagt Helga Neuhaus. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Kinder oder betagte Senioren handele. »Unsere Leute kommen vorbei, unterhalten sich mit den Pflegebedürftigen, lesen vor, spielen oder gehen mit ihnen spazieren.« Solche Kontakte und Anregungen könnten zur Lebensfreude beitragen. Die Angehörigen, die sonst oft sehr bei der Pflege eingespannt sind, könnten in dieser Zeit ausruhen, einen Arztbesuch machen, zum Friseur gehen oder einkaufen. Liegt ein Pflegegrad vor, übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
Demenzerkrankte finden Zuwendung und Abwechslung im »Café Herbstzeitlos«, das in der Lichtstube in Dettingen, in Bad Urach, Hülben, St. Johann und Römerstein-Böhringen angeboten wird. Außer Kaffeetrinken wird dort unter Begleitung einer Fachkraft Singen, Basteln, Erzählen oder Malen angeboten. »Es geht darum, etwas zu finden, was den Erkrankten gut tut, sie beruhigt und dazu beiträgt, das zu erhalten, was sie noch können«, erläuterte Christine Krohmer. Die Demenzerkrankten werden bei Bedarf auch zuhause abgeholt.
Jeweils rund 50 bürgerschaftlich Engagierte sind bei ZiB oder im Café Herbstzeitlos im Einsatz. Gemäß der gesetzlichen Vorgabe müssen sie eine 30-stündige Grundschulung absolvieren, in der es um Themen wie Kommunikation, Datenschutz und Schweigepflicht, Umgang mit trauernden und sterbenden Menschen oder Hygiene und Essenszubereitung geht.
Der Corona-Virus wirke sich bisher nicht weiter aus. »Unsere Mitarbeiter sind ohnehin angewiesen, sich regelmäßig die Hände zu waschen«, sagt Neuhaus. Lediglich auf den Handschlag verzichte man zurzeit. Zwei der »Neulinge« sind Andrea Schmitz aus Gomadingen und Rita Kalmar aus Bad Urach. »Ich arbeite in Teilzeit und mache in meiner Freizeit gerne Sport. Doch ich möchte auch etwas für andere tun«, so Andrea Schmitz. »Die Tätigkeit erweitert ungemein den Horizont und bereitet mich auch darauf vor, wenn meine eigenen Eltern eventuell mal meine Hilfe benötigen.«
Rita Kalmar war berufliche Pflegekraft und ist heute in Rente. »Ich möchte etwas Sinnvolles machen«, sagte sie. Es mache Spaß und sei sehr befriedigend, sich ohne Zeitdruck um Hilfsbedürftige kümmern zu können. Helga Neuhaus sorgt dafür, dass die Chemie zwischen Betreuern und Kranken stimmt. »Durch Hausbesuche, die ich vorab mache, lerne ich sie kennen«, erklärt sie. Wer möchte, könne nach der Grundschulung weitere Kurse besuchen. Im Mai findet eine Ersthelfer-Schulung statt. Die Kurse sind kostenfrei.
Während es in Dettingen und Bad Urach noch Kapazitäten an Betreuern gibt, fehlen in Hülben derzeit Betreuer. Wer Interesse hat, mitzuhelfen, meldet sich bei Helga Neuhaus. (GEA)