BAD URACH. Beide wissen, wie sich eine Schäferkrone auf dem Kopf anfühlt: Im vergangenen Jahr gewannen sie den Schäferlauf in Wildberg. Beide kommen aus Bad Wildbad im Schwarzwald. Weil’s im Uracher Talgrund keinen Stoppelacker gibt, wird auf dem Kunstrasenplatz in der Zittelstatt gerannt. Sophia Hagenlocher wetzte barfuß, beide Schäferläufer siegten mit großem Vorsprung.
Wenn in Urach alle zwei Jahre Schäferlauf ist, bricht so etwas wie die fünfte Jahreszeit aus in der Kleinstadt am Fuße der Schwäbischen Alb. Spätestens eine Woche vorher, wenn in der Festhalle die »Schäferlies« von Hans Reyhing gespielt wird, wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Nach dem schwäbischen Festspiel ziehen die Schauspieler durch die Kneipen, um kurz nach Mitternacht – begleitet von der Schäfermusik – auf dem Marktplatz einzutreffen, wo die »Laurentia« getanzt wird. So viele wie in der Nacht auf Samstag waren noch nie da.
Das Leistungshüten des Landesschafzuchtverbands zog mehrere tausend Menschen nach Wittlingen. Beim eigentlichen Schäferlauf am Sonntag strömten die Menschen massenweise – schon beim »kleinen Festzug« um neun war der Marktplatz voll. Der große Festzug beginnt um elf und geht in mehreren Schleifen durch die ganze historische Innenstadt, um schließlich am Festgelände in der Zittelstatt anzukommen.
Dort bekommen die Zuschauer – die Waldtribüne war voll – die klassischen Darbietungen wie den Metzgertanz der Kreisreiterpaare, den Bechertanz der Kreisreiterpaare, das Wassertragen und schließlich den Wettlauf der Schäfermädchen und Schäfer zu sehen. Ehrengäste waren unter anderem Umweltminister Franz Untersteller, Regierungspräsident Klaus Tappeser und der Grünen-Politiker Cem Özdemir. Der gebürtige Uracher, der immer noch regelmäßig in seine Heimatstadt kommt, erhielt besonders viel Beifall.
In der Stadt und auf dem Rummelplatz wird bis in die Nacht weitergefeiert. So wie der Schäferlauf am Sonntagmorgen um 6 Uhr mit Kanononböllern startete, geht er am Montagabend nach Einbruch der Dunkelheit zu Ende: mit einem Brillantfeuerwerk. (GEA)