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Romantische Stimmung an der Hüle

Die Stuttgarter Saloniker spielten unterhaltsame klassische Musik in Zainingen. Mitten zwischen den Seerosen

Patrik Silben ist nicht nur der Pianist, sondern auch der Flößer der Stuttgarter Saloniker.foto: Krauth
Patrik Silben ist nicht nur der Pianist, sondern auch der Flößer der Stuttgarter Saloniker.foto: Krauth Foto: Madeleine Krauth
Patrik Silben ist nicht nur der Pianist, sondern auch der Flößer der Stuttgarter Saloniker.foto: Krauth
Foto: Madeleine Krauth

RÖMERSTEIN. Inmitten von Seerosen auf einem Floß spielen acht Musiker klassische Musik – im Stil großer Klassik- Open-Airs. Die Stuttgarter Saloniker machen am Donnerstagabend unterhaltsame »Wassermusik« . Daher verwundert es nicht, dass zahlreiche Gäste in dem kleinen Zainingen gemütlich an der Hüle sitzen.

Überall sind an dem Abend Picknickdecken auf dem Gras rund um die Hüle ausgebreitet, und manche der Zuhörer haben auch Stühle, Kühltaschen sowie Tische ausgepackt und aufgestellt – eine romantische Atmosphäre kommt auf. An jeder Ecke gibt es außerdem köstlich aussehende Häppchen. Hier trinken die Gäste kein Selters. Es muss schon Sekt sein. Wahrscheinlich wissen die meisten von ihnen, dass sie die Musiker mitfüttern müssen. Denn in den Pausen laufen die zu den Zuhörern, halten ein Pläuschchen und fallen über die Köstlichkeiten her. Das gehört bei den Salonikern zum Programm. Die Gäste nehmen das gerne hin: Laute Lacher sind die Folge.

»Die Stimmung ist total schön«

Beinahe wäre Patrik Silben, der Pianist und Flößer der Saloniker, ins Wasser gefallen, als er kurz vor Konzertbeginn schnell vier Holzstege mit ein paar Brettern zusammenschraubte. Aber er scheint Routine zu haben – innerhalb von zehn Minuten ist Silben fertig. In der Zeit sind auch die letzten Zuhörer eingetrudelt. Bis auf einen: Thomas Gämlich kommt zufällig ein paar Minuten später mit seinem Fahrrad angefahren und bleibt erstaunt stehen: »Was ist hier los?«, fragt er und erklärt wenig später: »Das ist ja originell.«

Auf der schwimmenden Bühne spielen die Saloniker auf ihren klassischen Instrumenten Gondellieder von Mendelssohn, Leoncavallo und Amadei. Passend zu der Kulisse und den Klängen kommen sich die Zuhörer vor, als wären sie in Venedig. Auf dem Gras sitzend schunkelt so mancher Zuhörer kräftig mit. Patrick Silben ruft wenig später über das Wasser: »Das ist la dolce vita.« Mit Reden über »Elfen, Faune und Nymphen« versetzt er die Gäste außerdem in einen beinahe mythischen Zauber. Der ist aber schnell verflogen, wenn Silben die Konzertbesucher zu lauten »Ahoi«-Rufen aufruft.

»Mich erinnert es an Verona«

Sabine Henschel ist aus Schopfloch an die Hüle gefahren: »Die Stimmung ist total schön.« Die Akustik am See ist auch »total gut«, finden Eberhard und Cornelia Veil aus Grabenstetten. »Mich erinnert es an Verona. Die Menschen picknicken hier«, sagt Eberhard Veil. Nur die Kerzen würden noch fehlen. Seine Frau findet auch die Musik sehr schön: »Die ist für viele Leute geeignet.« Hier lasse sich gut ein schöner Sommerabend verbringen.

Mit dem Walzer »Sur la plage« versetzen die Saloniker die Zuhörer in ein französisches Strandbad. Richtig idyllisch. »Zum Seelebaumeln«, wie es Patrick Silben verspricht. Ein lautes Donnergrollen gibt es hingegen bei einem englischen Seemannslied. Die romantische Oper »Die Matrosen« von Friedrich von Flotow fängt ebenso die Seemannsstimmung auf dem reißenden Meer ein. Patrick Silben schlägt dabei auch mal kräftig auf die Trommel neben dem Klavier. »Erst sind wir in einer Meeresflaute auf den Balearen«, kein Wind weht für das Segelschiff, erzählt er eine Geschichte dazu, und dann befinden sich die Besucher atmosphärisch in einer Nussschale in einem Gewittersturm.

Doch diese durch die Klänge mit Geigen, Kontrabass und Trommelwirbel spürbar gefährliche Stimmung verfliegt, langsam geht es wieder über in die euphorisch, romantische Stimmung: Die »Nacht in Venedig« von Johann Strauß und die Konzertouvertüre »Die Hybriden« von Felix Mendelssohn-Bartholdy versetzen die Konzertbesucher in ruhigere Gewässer und erschaffen noch weiter den intimen Klangaustausch zwischen Zuhörern und den Salonikern. Mit ihrer Musik versetzen die Musiker die Gäste im Geiste an andere Orte. (GEA)