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Rettungskräfte wollen heute Höhlengänger befreien

Die in der Falkensteiner Höhle auf der Schwäbischen Alb eingeschlossenen Männer sollen möglichst heute aus ihrer Notlage gerettet werden.

Foto: SDMG / Krytzner
Foto: SDMG / Krytzner

GRABENSTETTEN. Ansteigende Wassermassen hatten den zwei Höhlengängern in Baden-Württemberg am Sonntagabend den Rückweg ins Freie abgeschnitten und einen Großeinsatz der Rettungskräfte ausgelöst. »Es besteht definitiv keine Lebensgefahr«, sagte der Einsatzleiter der Höhlenrettung, Michael Hottinger, der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht. Über das weitere Vorgehen sollte am Morgen beraten werden.

Die beiden Männer sitzen laut Hottinger etwa 650 Meter tief in der Falkensteiner Höhle fest. Vier Höhlenretter seien zu ihnen vorgedrungen und würden sie derzeit betreuen, sagte Hottinger. Ein Rettungszelt aus Wärmedecken sei aufgebaut und warmes Essen verteilt worden. Den Männern - einem Höhlen-Guide und dessen Kunde - gehe es gut, derzeit würden sie schlafen. Etwa 80 Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Höhlenrettung waren zum Einsatzort bei Grabenstetten geeilt.

Im Tagesverlauf soll je nach Wetterlage die eigentliche Rettung aus der Höhle beginnen. Dafür müssen laut Hottinger zwei von den Wassermassen versperrte Höhlenpassagen durchtaucht werden. Zunächst sei eine Rettung aufgrund der starken Strömung unmöglich gewesen. »Für geübte Taucher ist das jetzt bei der Wasserlage schon ein Problem. Für Ungeübte wird es fast unmöglich.« Nach einer kleinen Einweisung sollen sich die Höhlengänger jeweils in Begleitung von zwei Tauchern den Weg durch das Wasser bahnen. Die letzte Entscheidung träfen aber die Rettungskräfte in der Höhle.

Die Männer sind laut Herrmann eingeschlossen in der »Reutlinger Halle«, einem der Hohlräume. Dieser liege höher als die eigentlichen Wassermassen, die durch nachsickerndes Regenwasser weiter steigen würden.

Ausgelöst wurde die Notlage durch heftigen Regen in der Region - und durch Leichtsinn der beiden Männer, wie Hottinger sagte. Bei der Wetterlage und dem starken Regen hätten sie wissen müssen, dass die siphonartigen Senken in der Höhle volllaufen und so den Rückweg versperren könnten.

Laut der »Stuttgarter Zeitung« sind beide Männer um die 30 Jahre alt. Sie seien am Sonntag gegen 17 Uhr in die Höhle eingestiegen. Matthias Leyk, der Zweite Vorsitzende der Höhlenrettung Baden-Württemberg, sagte der Zeitung: »Wir hoffen, dass die Sache gut ausgeht. Wir hatten auch in der Falkensteiner Höhle schon mehrere Hochwassereinschlüsse in den vergangenen Jahren. Das Besondere ist, dass es jetzt außerordentlich hohe Niederschläge in kurzer Zeit gegeben hat. Das heißt: Es kommt momentan sehr viel Wasser in die Höhle.«

Die Falkensteiner Höhle liegt auf der Schwäbischen Alb zwischen Grabenstetten und Bad Urach und ist ein beliebtes Touristenziel. Auf der Tourismus-Webseite der Stadt Bad Urach heißt es, sie sei eine »aktive Wasserhöhle«, aus der der Fluss Elsach ins Freie entspringe. Und: Touren in die Höhle seien nicht ungefährlich. »Bei erwartetem Starkregen und Gewittern sind keine tiefen Touren in die Falkensteiner Höhle möglich. Zu empfehlen ist eine Tour (...) mit einem erfahrenen Höhlen Guide«, heißt es auf der Webseite weiter.

Ein Anbieter von Höhlentouren schreibt auf seiner Internetseite, die Falkensteiner Höhle sei die einzige wasserführende Höhle Deutschlands, in der geführte Touren möglich sind. Sie zähle zu den sogenannten wilden Höhlen. »Es gibt also keine elektrische Beleuchtung wie in den Schauhöhlen und auch keine geebneten Wege.«

Der Notfall in der Falkensteiner Höhle weckt Erinnerungen an das Höhlendrama mit einer Jungen-Fußballmannschaft in Thailand vor rund einem Jahr. Zwölf Jungen im Alter von 11 bis 17 Jahren sowie ihr 25 Jahre alter Trainer waren im Juni 2018 bei einem Ausflug in eine Höhle im Norden des Landes vom steigenden Wasserspiegel überrascht und eingeschlossen worden. Erst nach 17 Tagen kamen die letzten frei. Rund um die Welt fieberten Menschen bei der spektakulären Rettungsaktion mit.

Vor fünf Jahren war in der Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen der Höhlenforscher Johann Westhauser gut 274 Stunden in 1000 Metern Tiefe eingeschlossen. Tagelang kämpften Helfer rund um die Uhr bis zur Erschöpfung, um den Schwerverletzten aus der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands zu bergen. Der 52-jährige Baden-Württemberger war bei einem Steinschlag in der Höhle am Kopf schwer verletzt worden. (dpa)