PLIEZHAUSEN. Von den etwa 100 Grundschülern des Pliezhäuser Schulzentrums, die in die Mediothek gekommen waren, kannten den Gast mit der markanten Hornbrille so gut wie alle aus dem Fernsehen. Für Sechs- bis Zwölfjährige bundesweit ist Ralph Caspers ein echter Star. Er ist für Kinder untrennbar mit der Sendung mit der Maus, dem Wissensmagazin »Wissen macht Ah« und dem Kindersender KiKa verbunden.
Wenn er mit seinen Kolleginnen Shary Reeves oder Clarissa Corrêa da Silva über die Mattscheibe flimmert, sitzen sie gebannt davor. Denn Ralph und Shary und Clarissa klären Fragen, die sich so mancher erst gar nicht zu fragen traut. Zum Beispiel: »Warum können Pferde nicht kotzen?« oder »Warum riecht das Pipi, wenn man Spargel gegessen hat?« Aber auch beispielsweise »Wie tief muss das Becken bei einem 10-Meter-Sprungturm sein und warum?« oder »Wie funktionierte das Trojanische Pferd?«
»Kinder wissen viel mehr, als die Großen sich manchmal vorstellen können«
Das machen die Moderatoren zielgerichtet für ihre jungen Zuschauer und deshalb kaspern sie auch manchmal albern vor der Kamera herum. Das ist gewollt und vor allem gekonnt gemacht. Nach dem Motto: Albern muss überhaupt nicht doof sein. Weder albern noch doof, sondern recht gewitzt trat Ralph Caspers jetzt in der Mediothek Pliezhausen mit seinem neuen Buch »Wenn Glühwürmchen morsen« vor sein Kinder-Publikum. Wissen spielte darin auch eine wichtige Rolle. So wurde in einer der vielen Kurzgeschichten, die die Schüler zu hören bekamen, beispielsweise auch geklärt, warum es Schwerkraft und nicht Leichtkraft heißt.
Vorher machte Ralph Caspers im GEA-Interview deutlich, dass die Erwachsenen die Kinder viel zu oft unterschätzten: »Die wissen viel mehr, als die Großen sich manchmal vorstellen können. Denen brauche ich auch nicht zu erklären, was Morsen überhaupt ist.«
Der Witz kam bei seinem Auftritt in der Mediathek nicht zu kurz. Dabei testete er gleich zu Beginn, ob die Grundschüler auch Ironie verstehen: »Das, was ich euch vorlese, sind eigentlich Gutenachtgeschichten. Deshalb lese ich jetzt besonders langweilig vor, damit ihr auch einschlafen könnt.« Die Lacher aus dem Publikum kamen sofort. Also: Kinder können Ironie richtig gut.
»Deshalb lese ich jetzt besonders langweilig vor, damit ihr auch alle einschlafen könnt«
Natürlich war Ralph Caspers Lesestil alles andere als langweilig. Das lag auch an den Geschichten, die der Vater von zwei Söhnen und einer Tochter verfasst hat. Viele von ihnen könnten in jedem Familienhaushalt spielen – aber eben auch doch nicht. Dazu sind sie ein wenig zu fantastisch. So entdeckt der kleine Paul in der Wohnung auf einmal ein Schwerkraft-Loch und wird so an die Decke gesogen.
Auch das leidige Thema Zähneputzen spielt in einer anderen Geschichte eine Rolle. So putzt sich darin die kleine Greta im Badezimmer ihre Zähne stundenlang. Im Voraus, so sagt sie, damit sie sich das an den nächsten Tagen dann sparen kann. Auch hier waren die Lacher im Publikum vorprogrammiert.
Dass die Kurzgeschichten aus der Feder des Fernsehstars spannend genug waren, zeigte sich dadurch, dass die Zeit von fast zwei Schulstunden verging wie im Flug.
Die Autorenlesung von Ralph Caspers war Teil der landesweiten Literaturaktion »Frederick Tag«. Dabei gibt es in dieser Woche überall im Land Autorenlesungen in verschiedenen Kultureinrichtungen. Der 46-jährige TV-Moderator ist mit seinem neuen Buch auch weiter in der Region unterwegs. (GEA)
RALPH CASPERS LIEST
Ralph Caspers ist im Rahmen der baden-württembergischen Literaturaktion »Frederick Tag« weiter in der Region unterwegs. Am Freitag, 19. Oktober, liest er um 16 Uhr in der Stadtbibliothek Reutlingen. (GEA)