BAD URACH. Ein hochleistungsfähiges und modern ausgestattetes Feuerwehrfahrzeug reiht sich bei der Bad Uracher Feuerwehr ans andere, stets bereit für einen Einsatz. Der Star des Fuhrparks ist jedoch mit dem Oldtimer KS 20 ein anderes: Die historische Kraftspritze von Magirus Deutz ist selten in der Öffentlichkeit zu sehen und wenn, dann erregt sie viel Aufsehen und sorgt für Begeisterung. Das wird am Sonntag, 18. Juni, nicht anders sein, wenn auf dem Bad Uracher Marktplatz ein Oldtimertreffen stattfindet. Unter 50 angemeldeten Feuerwehrfahrzeugen wird das einheimische sicherlich einmal mehr für Furore sorgen, zumal es Jubiläum feiert: Es wurde vor 100 Jahren in den Dienst gestellt. Zwar gibt es bei der Kirchheimer Feuerwehr ein »Zwillings-Fahrzeug«, doch ein Unterschied ist erheblich: »Die haben ihr Fahrzeug lackiert, unseres ist noch im Originalzustand«, erklärt Winfried Schöllhammer nicht ohne Stolz.
Für 25 000 Reichsmark
Der jetzige Leiter der Altersabteilung war als junger Feuerwehrmann 1974 erstmals dabei, als der Oldtimer mal wieder unterwegs war. Beim 125-jährigen Bestehen der Kirchheimer Feuerwehr war’s, die KS 20 fuhr damals im Festzug mit: »Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich wusste, das ist meine Welt«, erinnert er sich. Seither war er mit dem historischen Feuerwehrfahrzeug bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen dabei, jede einzelne hat Winfried Schöllhammer akribisch aufgelistet – rund 65 sind es seit 1974. Darunter 1988 beim Landesfeuerwehrtag in Ettlingen oder 1990 beim Deutschen Feuerwehrtag in Friedrichshafen, 2009 war das Fahrzeug bei der Retro Classic in der Messe Stuttgart ausgestellt und 2010 war es im Daimler-Benz-Museum zu sehen.
Der Transport ist jedes Mal ein Kraftakt, muss der Oldtimer doch auf einen Tieflader verladen werden – den stelle dankenswerterweise die Baufirma Balz aus Dettingen zur Verfügung, freut sich Winfried Schöllhammer.
OLDTIMER-AUSSTELLUNG IN DER INNENSTADT
Auf dem Marktplatz und ums Feuerwehrgerätehaus
Auf dem Marktplatz wie auch rund ums Feuerwehrgerätehaus in der Espachstraße ist am Sonntag, 18. Juni, ab 10 Uhr viel geboten. In der Innenstadt wird aus Anlass des Jubiläums der KS 20 eine Oldtimer-Ausstellung stattfinden. Es werden rund 50 historische Fahrzeuge erwartet, das älteste kommt aus Aalen nach Bad Urach und ist Baujahr 1920. Auch in der Espachstraße dürfen sich Besucher beim Tag der offenen Tür des Feuerwehrgerätehauses auf zahlreiche Attraktionen freuen. Unter anderem steht eine Fahrzeugschau auf dem Programm, wird die Jugendfeuerwehr eine Schauübung abhalten und organisiert sie eine Spielstraße. Auch werden die Drohnengruppe und das Führungsteam der Wehr vorgestellt. Für kulinarische Köstlichkeiten und Getränke ist ebenfalls gesorgt. (oech)
Seit 1980 leitet er bereits die Oldtimer-Gruppe innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Bad Urach und ist fürs Organisatorische verantwortlich, derzeit gehören ihr 13 Mitglieder an. Die sind indes alles andere als Retro, die Truppe besteht vorwiegend aus aktiven Feuerwehrkameraden. Zu den Oldies gehören Helmut Bellon und eben Winfried Schöllhammer: »Ich hoffe, dass ich noch lange dabei sein kann.« Zu tun gibt’s für das Oldtimer-Team immer genug, schon allein das Polieren der Messingteile nimmt viel Zeit in Anspruch. Und zu schrauben und zu reparieren gibt es auch immer wieder etwas, zuletzt waren die Bremsen dran. Dafür wurde das Fahrzeug im Oktober des letzten Jahres nach Kirchheim überführt, wo das Schrauber-Team aus Bad Urach mit Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer des Feuerwehrmuseums in unzähligen Stunden die notwendigen Reparaturen ausgeführt hat: »Sie haben an mehreren Samstagen mit erheblichem Aufwand die Bremsbacken und das Getriebe ausgebaut«, berichtet Schöllhammer.
Nun ist der Oldtimer wieder einsatzbereit, was im Fall der KS 20 eines heißt: Er kann wieder ausgestellt werden. Das originallackierte rubinrote Fahrzeug ist mit seinen Messingbeschlägen optisch ein Hingucker und wurde bei Prämierungen mehrfach als Sieger ausgezeichnet. Es weist zudem weitere Besonderheiten auf: Die KS 20 ist rechtsgesteuert, hat eine Pumpleistung von 2 000 Litern und eine Strahlwurfweite von 65 Metern. Es hat Platz für zehn Mann, doch die hatten es nicht leicht: Die Feuerwehrmänner mussten bei den Fahrten zu den Einsätzen im Freien sitzen. Viele Geschichten ranken sich um das Fahrzeug, das zunächst für die freiwillige Fabrikfeuerwehr der Firma Kolb & Schüle in Urach im Einsatz war, die reagierte damit auf zahlreiche Brände – 25 000 Reichsmark hatte es damals gekostet. Als das Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen 1931 stillgelegt wurde, hat es die Stadt Urach für deren freiwillige Feuerwehr gekauft. Bis 1959 war es dann im Einsatz, abgelöst wurde die KS 20 damals von einem Tanklöschfahrzeug 1/24 – das inzwischen auch zum Oldtimer-Fuhrpark der Bad Uracher Wehr gehört.
Mit Herzblut dabei
Die Oldtimer-Gruppe jedenfalls stecke vor allem in das Jubiläums-Fahrzeug viel Herzblut, wie Feuerwehrkommandant Wolfgang Dörner in der Festschrift zum Oldtimer-Treffen schreibt: »Die Feuerwehr Bad Urach ist stolz auf so ein historisches Fahrzeug und wird es auch weiterhin pflegen.« (GEA)