METZINGEN. Kaum ein Thema hat in Metzingen so polarisiert, wie die Zukunft der Bäder. Was auch an den vielen Leserbriefen zu erkennen ist. Und dabei schien alles in vorgegebenen Bahnen zu verlaufen. Bürgerdialog, Konsensuskonferenzen, Entscheidung im Gemeinderat ohne Gegenstimmen. Alle schienen zufrieden. Bis eine Bürgerinitiative antrat, die das bisherige Vorgehen samt Gemeinderatsbeschluss in Zweifel zieht und über einen Bürgerentscheid alles kippen möchte. Seitdem hat sich der Ton verschärft.
Die Bürgerinitiative »Für den Erhalt und Ausbau der Metzinger Bäder« auf der einen Seite fühlt sich inzwischen diffamiert, einzelne Mitglieder der Konsensuskonferenzen auf der anderen »von Leuten, die gar nicht dabei waren« verleumdet. Sachlich ist die Diskussion kaum mehr zu nennen.
Die Bürgerinitiative zitiert aus Untersuchungen, zieht daraus eigene Schlüsse, was wiederum dem widerspricht, was die Gutachter folgern. Zum Beispiel das Gutachten des Ingenieurbüros Fritz oder die Bedarfsanalyse der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen, die beide zu dem Schluss gekommen sind, dass sich beispielsweise das Hallenbad nicht sinnvoll erweitern lässt. Nachzulesen im Internet auf der Bäderseite der Stadt. Eine Tatsache, die die Bürgerinitiative ignoriert, die die Erweiterung der bestehenden Standorte propagiert.
Während die Bürgerinitiative immer zur Marktzeit auf dem Kelternplatz Unterschriften gegen den Bau eines Kombibades sammelt, verfolgt die Stadt unbeirrt, so scheint’s, weiterhin ihren eingeschlagenen Weg: Sie setzt den Bürgerdialog fort und wird dafür von der Landesregierung gelobt (vergleiche Bericht in der gestrigen Ausgabe des GEA).
Lob vom Staatsministerium
Beim jüngsten Treffen der sogenannten Schlüsselakteure, wie Schwimmvereine, Schulen, Jugendgemeinderat und Gesamtelternbeirat, waren auch Vertreter der Stabsstelle »Bürgerbeteiligung« des Staatsministeriums anwesend. »Wir sind hier, um zu lernen«, sollen sie gesagt haben. Dem Vernehmen nach ebenfalls dabei, allerdings nicht eingeladen: Vertreter der Bürgerinitiative.
Der Rektor der Schönbeinrealschule, Jürgen Grund, hob bei dieser Gelegenheit hervor, dass die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler gerade beim Thema Bad besonders wichtig sei, und lud den Jugendgemeinderat erneut ein, in der Schule aktiv zu werden.
»Uns ist es wichtig, dass am Ende ein Bad für alle steht, ein Bad, das für die Nutzer einen Mehrwert darstellt«, erklärte Finanzbürgermeisterin Carmen Haber-stroh, die möglichst viele Wünsche der Metzinger verwirklicht sehen will. Auch geht es darum, den künftigen Standort nahe der Auchtertstraße möglichst genau anzuschauen, schließlich sollen durch das neue Bad andere Einrichtungen im Sport- und Freizeitgelände in ihrer Entwicklung nicht behindert werden.
Viele, so ist inzwischen zu hören, die das Bürgerbegehren unterschrieben haben, glaubten, sie hätten über die Zukunft der Bäder abgestimmt. Was nicht der Fall ist: Beim Bürgerbegehren geht es lediglich darum, festzustellen, ob in der Stadt überhaupt ein größeres Interesse an einem Bürgerentscheid besteht. Kommt es zur erforderlichen Zahl der Stimmen, beginnt das eigentliche Verfahren: eine reguläre Wahl, für die zuvor Flyer gedruckt werden müssten und auch Informationsveranstaltungen notwendig sind.
Übrigens, wer auf solch einer Liste unterschrieben hat und sich jetzt anders besinnt, kann seine Zustimmung zum Bürgerbegehren jederzeit zurückziehen. Auch solche Leute soll es inzwischen geben.
Die Zukunft der Bäder, ein Thema, das polarisiert. Die Bäder-Plattform ist freigeschaltet. Hier finden sich alle bisherigen Informationen und Meinungen, auch Leserbriefe pro und contra. (GEA)
BÜRGERDIALOG: JETZT GEHT ES UM DIE AUSSTATTUNG
Metzinger werden nach ihren Wünschen und Vorstellungen befragt
Welche Wünsche und Vorstellungen gibt es zum künftigen Kombibad? Dazu ist wieder die Internetplattform freigeschaltet. Post und Mail gehen natürlich auch. Im Freibad, in der Stadtbücherei, im Rathaus oder bei den Stadtwerken stehen zudem Infoboxen. Über WhatsApp (0177 3409973) können auch beispielgebende Bilder und Videos übermittelt werden. Alle Metzinger und Nutzer der Bäder, auch Kinder und Jugendliche, sind damit erneut aufgerufen, sich bis 15. Oktober zu beteiligen. Dem schließen sich zwei Planungswerkstätten an, bevor der Gemeinderat entscheidet. (GEA)