METZINGEN. Das Wehr beim Metzinger Freibad wird umgebaut und die Technik erneuert, um künftig schneller und besser auf Hochwasser reagieren zu können. Bisher musste das Wehr noch mit Handkurbel betätigt werden, künftig öffnet es sich – falls notwendig – automatisch. Damit verbunden sind auch neue Standorte für die Pegelmessung. Das hat der Gemeinderat in jüngster Sitzung beschlossen. Die Umbaukosten liegen bei rund 170 000 Euro. Die Arbeiten übernimmt ein Metzinger Ingenieurbüro.
Über Jahre ist nichts passiert. Bis zum 11. Juni 2018. Starkregen. Der Buchbach, normalerweise kaum mehr als ein Rinnsal, ist über seine Ufer getreten. Binnen weniger Minuten. Was dafür sorgte, dass auch der Ermskanal überlief. Die Folge: In der Römerstraße, Mühlwiesenstraße und auf dem sogenannten Duderstadtgelände stand Wasser, Keller liefen voll, gut zwanzig Häuser wurden beschädigt.
Die Stadt hat daraufhin gehandelt, ließ das Kanalbett im Bereich von Brücken und Stegen sowie zwischen Bahndamm und Römerstraße ausbaggern. Mit Erfolg. Im Mai und Juli, als wieder Starkregen über Metzingen niederprasselte, kam es hier zu keinem Hochwasser. Auch der vor 15 Jahren geschaffene Retentionsraum an der Auchtertstraße hat laut Stadtverwaltung gute Dienste geleistet, obgleich diese Fläche als viel zu klein gilt, aus topografischen Gründen aber nicht hätte größer angelegt werden können. Allzu große Sicherheit sei damit nicht gegeben, heißt es weiter, auch wenn es in den beiden Fällen in diesem Jahr zu keiner Überschwemmung gekommen ist.
Weitere Retentionsfläche
Eine entscheidende Rolle bei allen Überlegungen zum Hochwasserschutz in dem Bereich spielt der Ermskanal, in den der Buchbach fließt, ein Kanal zur Wasserkraftnutzung, der seinem Sinn entsprechend immer gefüllt ist. Bei drohender Überschwemmung muss das Wehr geöffnet werden, was bislang noch manuell geschieht, damit das Wasser in die Erms abfließen kann. Ausschlaggebend ist der Pegelstand, deren Messstellen dafür nicht gerade optimal liegen. Sensoren messen deshalb künftig bereits in Neuhausen den Wasserstand der Erms und des Glemsbaches, ein weiterer Sensor in der Auchtert-straße den der Überlauffläche und natürlich den Stand am Wehr selbst.
Die eigentliche Steuerung des Wehrs erfolgt dann vollautomatisch, wovon auch eine Wehrfalle im Bereich der Gerberei in der Mühlstraße betroffen ist. Alles in der Hoffnung, die Gefahren eines Hochwassers zu minimieren, gleichwohl – auch darauf weist die Stadt in dem Zusammenhang hin – einen hundertprozentigen Schutz es nicht geben wird.
Nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr hat Metzingen zudem ein Ingenieurbüro beauftragt, den Buchbach hydraulisch »durchzurechnen«. Die Ergebnisse liegen in wenigen Monaten vor und sollen zusammen mit einer neuen topografischen Karte des Landesumweltamtes als Grundlage für die Suche nach einer weiteren Retentionsfläche dienen. Das Ziel: einen Überlauf zu schaffen, der möglichst einem sogenannten hundertjährigen Hochwasser standhält. (füs)