TÜBINGEN/METZINGEN. Aufgewachsen ist sie in Metzingen, studiert hat sie in Tübingen, Edinburgh und Zürich, gearbeitet hat sie in Ulm und Stuttgart, ihre letzte Station im Arbeitsleben war Tübingen: Nach acht Jahren beendete Friederike Bräuchle ihren Dienst an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Tübingen. Seit Anfang Januar ist die evangelische Pfarrerin im Ruhestand. Wegen Corona wurde sie nur im kleinen Rahmen verabschiedet.
»Es war eine sehr bereichernde Arbeit«, sagt die scheidende Seelsorgerin. »Ich war immer wieder beeindruckt, wie viel Vertrauen mir – auch von kirchenfernen Menschen – geschenkt wurde, einfach weil ich nach ihnen schaute, zuhörte und mich auf sie einließ. Indem ich zu den Menschen hingehe und das Gespräch mit ihnen suche, bin ich im Sinne Jesu unterwegs. Das ist in aller Regel bei den Patienten willkommen und befriedigt mich.«
Auch Gottesdienste in der Klinik sind für Friederike Bräuchle ein wichtiger Dienst der Kirche, selbst wenn wegen der immer kürzeren Liegezeit oft nur wenige Patienten kommen könnten. In den Worten des Glaubens würde die für Kranke beherrschende Welt der Klinik aufgebrochen, und ein anderer Blickwinkel auf ihr Leben komme zur Sprache. Gemeinsames Singen und Beten würde die Kräfte der Seele und die Hoffnung stärken.
Als eine von sieben evangelischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern am Klinikum finde sie die Zusammenarbeit mit den ökumenischen Partnern anregend und herausfordernd. Fünf Jahre gehörte Bräuchle dem Beirat der Krankenhaus- und Kurseelsorger der Landeskirche an und nahm regelmäßig an den Jahreskonferenzen der EKD teil.
Sorgenkind Notfallseelsorge
Die Koordination der Notfallseelsorge im Landkreis Tübingen gehörte ebenso zum Aufgabenbereich von Friederike Bräuchle. »Neben den Rettungsdiensten für die Menschen in Krisensituationen da zu sein, ist ein Wesenskern der Kirche«, davon ist Bräuchle überzeugt. Die Krise beträfe den ganzen Menschen, den Körper und die Seele. Da könne Kirche gesellschaftsdiakonisch sichtbar werden.
Es sei allerdings nicht einfach, für den 24 Stunden-Bereitschaftsdienst Pfarrer oder Ehrenamtliche zu gewinnen. »Die Notfallseelsorge war immer ein Sorgenkind, und liegt mir wohl auch deswegen so am Herzen«, sagt Bräuchle. Sie will deswegen auch im Ruhestand noch Bereitschaftsdienste übernehmen. (s)