METZINGEN. In der Metzinger H-3-Kletterkirche steht jetzt der erste Essensverteiler der Stadt, ein sogenannter Fair-Teiler. Hier darf sich jeder – nicht nur Bedürftige – die haltbaren Lebensmittel holen, die er oder sie haben möchte. Oder beispielsweise die Schokolade abgeben, die er nicht mehr möchte. Eine Gegenleistung dafür ist nicht nötig. Im Klartext: Es kostet nichts. Das beruht auf dem Prinzip des foodsharings, deren Botschafterin Nathalie Lüddecke im Bezirk Reutlingen ist.
Die Idee einen Fair-Teiler in der methodistischen Kirche anzubieten, stammt von Julia Aißlinger. Sie wollte schon lange, dass es einen Austausch für Essen in Metzingen gibt. Aber Aißlinger fand über Jahre keine Mitstreiter. »Dann bin ich im Internet auf foodsharing gestoßen«, erklärt sie. Dort traf die junge Mutter ihre Schulfreundin Annika Zieher wieder. In ihr hat Aißlinger dann tatsächlich die ersehnte Mitstreiterin gefunden.
Zieher macht seit eineinhalb Jahren bei der Initiative foodsharing mit. Zu der gehört auch die Idee des Fair-Teilers: »Ich begleite neue Mitglieder.« Und das funktioniert so: Nur Menschen, die die Erlaubnis dafür haben, dürfen beispielsweise in Supermärkten entsprechende Ware mitnehmen. 25 Betriebe, darunter ein Bäcker, machen in Reutlingen und Umgebung mit. Die Lebensmittel sind noch haltbar, auch wenn das Mindeshaltbarkeitsdatum oft abgelaufen sei, sie lassen sich deshalb nicht mehr verkaufen. »Etwa weil im Zitronennetz eine Frucht schimmelig ist. Die Kaputte sortieren wir aus«, erklärt Zieher. Neben Lebensmitteln sind aber auch mal Hygieneartikel oder Pflanzen dabei, sagt Lüddecke. Dafür steht neben dem Kühlschrank eine Holzkiste bereit. Auf der Internetplattform von foodsharing werden außerdem die Termine zur Abholung koordiniert. »Dabei geht es nicht um das Containern« – also das Mitnehmen weggeworfener Lebensmittel aus Abfallbehältern, stellt Nathalie Lüddecke klar: »Die Betriebe freuen sich, weil sie weniger wegschmeißen müssen.« Das Essen steht für die »Essensretter« bereit. Außerdem passt der Fair-Teiler zur Philosophie der Kirchengemeinde, zu der der Kühlschrank gehört, erklärt Aißlinger: »Wir wollen viel nachhaltig machen.« Aber auch für bedürftige Menschen hat foodsharing seinen Reiz: »Viele scheuen den Weg zur Tafel. Den Menschen ist es peinlich, dass sie nicht genügend Geld haben«, erklärt Nathalie Lüddecke.
Hygiene wahren
Wichtig ist den drei Frauen, dass nicht nur Essen abgeholt wird, sondern auch geschaut wird, ob vor Ort alles sauber ist. »Wir müssen die Hygiene wahren«, stellt Zieher klar. Der Wirtschaftskontrolldienst hat da ein Auge drauf. Für den Fair-Teiler in Metzingen gibt es sogar eine Whatsapp-Gruppe, in der wird darüber informiert, welche Lebensmittel im Kühlschrank sind und wann neue und frische Lebensmittel zu finden sind. (mnk)
ÖFFNUNGSZEITEN
In den Ferien hat die H-3-Kletterkirche von Donnerstag, 15. August bis Sonntag, 8. September geschlossen. In der Zeit wird der Kühlschrank nicht befüllt. Ansonsten ist die Anlage Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr, sonntags bis 22 Uhr und Montag bis Mittwoch von 18 bis 22 Uhr geöffnet. (GEA)