RIEDERICH. Eine 1 850 Quadratmeter große Brachfläche in exponierter Lage wird in Riederich bald verschwinden: Nach jahrelangem Hin und Her wird das mitten im Ort gelegene Baldauf-Areal nun bebaut, der Spatenstich wird noch im Frühsommer sein. Endlich, wie wohl viele Riedericher finden: »Das Projekt hat für Unruhe unter den Bürgern gesorgt und auch im Gemeinderat«, weiß Bürgermeister Tobias Pokrop.
In dem Gebäude mit zwei Bauteilen, die über ein Treppenhaus und ein gemeinsames Foyer verbunden sind, werden sich ein Pflegeheim mit 30 Dauerpflegeplätzen, zehn betreute Seniorenwohnungen und eine Arztpraxis befinden. Darüber hinaus ist dort künftig die Riedericher TigeR-Gruppe untergebracht und ist eine 80 Quadratmeter große kommunale Begegnungsstätte geplant.
Bürgermeister Tobias Pokrop ist mehr als erleichtert, dass das 8,5-Millionen-Euro-Projekt der Gemeinde der Baugenossenschaft Pfullingen und der Samariterstiftung Nürtingen nun endlich umgesetzt wird. Bei einem sechsstündigen Notartermin wurden die umfangreichen Verträge zwischen den drei Partnern unter Dach und Fach gebracht: »Es handelt sich um ein komplexes und schönes Projekt, und ich freue mich sehr, dass es endlich kommt«, so der Bürgermeister.
Die Verflechtungen zwischen den zwei geplanten Bauteilen sind vielfältig, bis ins Detail mussten deshalb auch die Inhalte der Verträge verhandelt werden – dabei ging es unter anderem um die gemeinsame Nutzung des Treppenhauses, aber auch um die Heizung und die Tiefgarage. Bauträger ist die Baugenossenschaft Pfullingen, die wie die Gemeinde fünf betreute Seniorenwohnungen kaufen wird.
»Wir wollen reges Leben im Haus«
In Besitz der Gemeinde wird neben der Begegnungsstätte und den TigeR-Räumen auch die 140 Quadratmeter große Arztpraxis sein, mit den beiden niedergelassenen Ärzten der Gemeinschaftspraxis würden bereits entsprechende Gespräche geführt. Das Samariterstift wird das Pflegeheim betreiben und bei den betreuten Seniorenwohnungen für die Fürsorge-Grundleistungen sorgen. Wobei Bürgermeister Pokrop eines zusichert: Die Bewohner haben nicht die Verpflichtung, von der Samariterstiftung auch Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen, sind in ihrer Wahl des Pflegedienstes frei.
Ein Haus, viele Funktionen und ein Ziel: »Wir wollen reges Leben im Haus und ein lebendiges Miteinander mit den Bürgern«, beschreibt Pokrop die Intention. Deshalb auch die Unterbringung von Praxis und Kleinkinderbetreuung im Haus sowie die Einrichtung der Begegnungsstätte, dort sollen für alle offene Veranstaltungen stattfinden. Bei der Planung sei es allen wichtig gewesen, keine isolierte Pflegeeinrichtung zu schaffen, sondern ein Mittendrin im Ort. Der Bürgermeister: »Wir wollen, dass viele Kontakte zu den Riederichern entstehen.«
Die Baugenehmigung ist erteilt, die Ausschreibungen für die Rohbauarbeiten laufen: »Wenn wir wissen, wer den Zuschlag erhält, können wir den Termin für den Baggerbiss planen«, meint Dr. Eberhard Goll, Vorstand der Altenhilfe und Pflege der Samariterstiftung. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren, im Sommer 2022 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Laut Goll könnten sich Interessenten für Pflegeplätze theoretisch bereits melden, was aber wenig Sinn mache – der Bedarf ergebe sich erfahrungsgemäß kurzfristig. Keine Warteliste wird es für die betreuten Seniorenwohnungen geben, wie Hans-Ulrich Kiefer deutlich macht: »Bringt nichts, sich jetzt schon zu melden«, erklärt der Geschäftsführer der Baugenossenschaft Pfullingen. Etwa drei Monate vor Bezugsfertigkeit könne man sich an die Baugenossenschaft melden, vergeben werden die Wohnungen dann nach bestimmten Auswahlkriterien.
Rund 8,5 Millionen Euro wird das Gebäude insgesamt kosten, die Gemeinde investiert 780 000 Euro in den Kauf des TigeR-Raumes und der Begegnungsstätte sowie 1,95 Millionen Euro für Wohnungen, Arztpraxis und Stellplätze in der Tiefgarage. (GEA)