METZINGEN/DETTINGEN. Der Verein »Ermstal hilft« organisiert und finanziert aktuell rund zehn Sprachkurse im Ermstal für ukrainische Geflüchtete, in Dettingen auch für Flüchtlinge aus anderen Ländern. Zur Ergänzung dieser Kurse sucht die Hilfsinitiative Gastgeber, die bereit sind, in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel einmal in der Woche, ukrainische Geflüchtete zum gemütlichen Babbeln einzuladen. »Hierbei sollen in gemütlicher Atmosphäre die bereits erworbenen Deutschkenntnisse in der Praxis angewandt werden«, erläutert Holger Weiblen, einer der unermüdlich aktiven Ukraine-Helfer.
An den Abenden soll fast ausschließlich Deutsch gesprochen werden. Ein Internetzugang für einen digitalen Dolmetscher ist hierbei hilfreich, aber nicht erforderlich. »Es hat sich gezeigt, dass die Ukrainer untereinander ukrainisch oder russisch sprechen und je nach Lebenssituation kaum Gelegenheit haben, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden«, weiß Weiblen. Also braucht es mehr Gelegenheiten, Deutsch zu sprechen. »Die Sprachfortschritte bei Kommunikationsabenden sind enorm. Themen ergeben sich erfahrungsgemäß von allein«, sagt Weiblen. Sind ein Tisch, Stühle, ein paar Getränke und etwas zum Knabbern da, kann es losgehen. »Ein schöner Nebeneffekt ist, dass man gegenseitig viel über Leben und Kultur der Anderen erfährt.« Erste Testabende verliefen laut Weiblen äußerst interessant und angenehm, etwa bei Markus Häring in Metzingen.
Wer sich vorstellen kann, Gastgeber zu sein, darf sich per E-Mail bei »Ermstal hilft« melden. Wünsche zur Altersstruktur und Anzahl der ukrainischen Gäste werden gerne berücksichtigt. Die Ukrainer sind gerne bereit, einmal ein ukrainisches Abendessen beizusteuern (ein Abendessen sollte aber nicht die Regel sein). Solche Kommunikationsabende sind zunächst in Metzingen und Dettingen geplant. Wer Ermstal hilft e. V. anderweitig unterstützen möchte, darf dies sehr gerne durch eine Spende tun. »Aufgrund des äußerst brutalen Kriegsverlaufes und der täglichen Schäden etwa an Wohn-, Krankenhäusern, Schulen und Infrastruktur steigt unser Bedarf an finanziellen Mitteln erheblich«, betont Holger Weiblen.
Monatlich Hilfstransporte
Monatlich fahren Mitglieder der Initiative Hilfsgüter in die Ukraine, aktuell in die befreiten Gebiete zwischen Mykolajiw, Cherson und Saporischja. Dorthin liefern sie nach vorheriger Abstimmung mit den Empfängern zum Beispiel Generatoren, technische und medizinische Hilfsmittel, Medikamente, Gartengeräte und vieles mehr. »Diese Hilfsgüter müssen wir ganz überwiegend selbst kaufen.« Aktuell plant »Ermstal hilft« eine weitere Beteiligung am Aufbau eines Binnenflüchtlingslagers für die Opfer der Staudammkatastrophe für rund 3.000 Flüchtlinge im Oblast Odessa. (eg)