WALDDORFHÄSLACH. Lars Weber war »ein bisschen angespannt« vor dem Spendenlauf. Doch dann strahlte er schnell übers ganze Gesicht. »Ich freue mich sehr, so viele von Euch heute hier zu sehen«, sagte er. Rund 150 Leute waren am Samstagvormittag zum Startpunkt im Gewerbegebiet Bullenbank vor den Toren Walddorfhäslachs gekommen, um den seit einem schweren Unfall querschnittsgelähmten 29-Jährigen finanziell zu unterstützen. Den Volkslauf hatten die Fitnesstrainerin Edina Schaal und die Malteser Ersthelfer organisiert.
Im Juni 2017 war Lars Weber bei einem Motorradurlaub mit seinem Vater auf einer Landstraße in Südtirol gestürzt. Es sei von einer auf die andere Sekunde passiert, erzählte er in einem GEA-Interview. Die Lenkung seiner Harley Davidson habe plötzlich nicht mehr funktioniert, so Lars Weber.
500 Meter an Krücken geschafft
Er stürzt, rutscht unter einer Leitplanke hindurch und einen Abhang hinunter und verletzt sich dabei schwer. In Bozen wird er sofort operiert, vier Tagen später dann in eine Klinik nach Markgröningen im Landkreis Ludwigsburg verlegt. Dort erhält er schließlich die niederschmetternde Diagnose, die er schon befürchtet hatte: Querschnittlähmung, von der Brust abwärts.
Seine Lähmung ist allerdings nicht komplett. Einige Nervenbahnen sind erhalten geblieben. Er kann seine Beine noch spüren, kann sie bewegen, wenn auch nur stark eingeschränkt. Um weitere Fortschritte machen zu können, muss er in eine Spezialtherapie, denn »ich will wieder laufen können«, zeigt sich Lars Weber sehr ehrgeizig.
»Ich war gerade zwei Wochen in Herdecke bei Dortmund«, berichtete er am Samstag. Dort gibt es eine Spezialklinik, »wo ich intensiv an der Ausdauer trainiert habe, um auch die Hüftmobilität zu verbessern.« Es fühle sich alles schon besser an. Wie gut, bewies er am Samstag. Er ging auf Krücken gestützt mit an den Start des Volkslaufs und bewältigte so die ersten 500 Meter. Eine Energieleistung, die eins deutlich macht: »Mein Blick geht nach vorne.«
Therapie und Reha sind allerdings sehr kostspielig, und die Krankenkasse wollte diese Kosten nicht übernehmen. Über 40 000 Euro sind schon angefallen. Allein kann er die Behandlungskosten nicht tragen. Er hat es schon erfolgreich mit »Crowd-Funding« versucht. Dabei kamen rund 10 000 Euro zusammen.
Am Samstag wollten auch die Walddorfhäslacher helfen. Fitnesstrainerin Edina Schaal, die ihr Studio auf der »Bullenbank« hat, organisiert jedes Jahr Spendenaktionen, »um Leute, die sich nicht so bewegen können, zu fördern«. Und als die Ersthelfer des Walddorfhäslacher Malteser Hilfsdienstes mit dem Vorschlag, Lars Weber finanziell zu helfen, auf sie zukamen, war sie sofort dabei.
Enza Guarnieri, Bereichsleiterin bei den Maltesern, kennt Lars Weber als »sympathischen, offenen und ehrgeizigen Menschen«. Für sie und ihr Team war es klar, »dass wir Lars unterstützen wollen«.
Edina Schaal und die Malteser
Und so organisierte Edina Schaal den Lauf, steckte die knapp sechs Kilometer lange Strecke über die Felder am Rande des Schönbuchs ab, baute an bestimmten Stellen ein paar Bewegungsübungen mit ein und begleitete die Läufer, Jogger, Walker und Radfahrer jeglicher Altersgruppen unterwegs. Auch Bürgermeisterin Silke Höflinger war mit ihrem Fahrrad dabei. Gemeinderat René Maurer, der sich zu Fuß auf die Strecke gemacht hatte, war begeistert, wie sehr die Dorfgemeinschaft für einen hilfsbedürftigen Menschen zusammensteht.
Die Malteser sorgten für Essen und Trinken, damit sie die Freizeitsportler nach dem Lauf stärken konnten. Und sie hatten eine Spendenbox aufgestellt, in die jeder seine persönliche Unterstützung für Lars Weber abgeben konnte.
Bilanz des Walddorfhäslacher Benefizlaufs: Am Ende des Tages kamen 3 200 Euro für Lars Weber zusammen. Jeder Euro hilft. (GEA)