METZINGEN. Vor dem Ersten Weltkrieg war Metzingen noch relativ klein. Einen erstaunlich großen Sprengel hatte dagegen die katholische Stadtkirche, wie Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier anhand nebenstehender Postkarte berichtet, die Pfarrer Joseph Vesenmayer verschickt hat.
Die Ansicht stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die Stadt hatte damals circa 6 000 Einwohner. Im Vordergrund sind die Feldflächen des Längenfelds zu sehen. Das markante Gebäude links der Mitte war die Strickwarenfabrik Emil Wurster. Aus dem Häusermeer ragt der Turm der Martinskirche heraus. Der Blick in das Ermstal wird links vom Weinberg und rechts vom Albtrauf flankiert.
Ein Pfarrer und zig Gemeinden
Die Karte schrieb Joseph Vesenmayer. Er war von 1915 bis 1922 katholischer Stadtpfarrer in Metzingen und wirkte anschließend als Pfarrer in Bettringen bei Schwäbisch Gmünd. An Silvester 1916 übersandte Stadtpfarrer Vesenmayer mit Mutter und Schwester an Aktuar Schad und Frau in Schwenningen unter Heuberg die herzlichsten Glückwünsche zum Jahreswechsel. Über seine Tätigkeit in Metzingen schrieb er: »Ich bin jetzt bis 1. April 1916 zurückgestellt. Hier habe ich einen großen Bezirk. Meine Catholiken sind in fünf Oberämtern zerstreut. Lazarette habe ich drei zu besuchen. In Nürtingen habe ich mehr Arbeit als hier. Oft bin ich am Tage zweimal dort. Habe eine Monatskarte. Es gefällt mir gut.«
Die katholische Stadtpfarrei Metzingen hatte damals einen großen Sprengel und umfasste Metzingen mit 13 umliegenden Gemeinden, darunter Neuffen, Neckartenzlingen und Pliezhausen sowie die Filialgemeinde Nürtingen mit weiteren 14 Ortschaften. 1918 lebten im Pfarrsprengel 705 Katholiken. (GEA)
POSTKARTEN-SERIE
Im Stadtarchiv in Metzingen finden sich nicht nur alte Akten, sondern auch Postkarten. Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier stellt einige davon in loser Folge im GEA vor und erzählt die Geschichten dahinter. Heute eine geht es um eine Aufnahme auf die Stadt, die vor dem Ersten Weltkrieg entstanden ist. (GEA)