METZINGEN. Rolf Bidlingmaier, der Metzinger Stadtarchivar, präsentiert heute im GEA eine Postkarte aus der Zeit der vorvergangenen Jahrhundertwende. Sie zeigt den Lindenplatz im Jahr 1904. Zu sehen ist ganz links das später abgebrannte Gebäude Reutlinger Straße 34, dahinter das Wohnhaus Reutlinger Straße 43. In dem großen Fachwerkhaus am Eck befand sich damals die Bäckerei und Gastwirtschaft von Julius Graser. Später war die Wirtschaft auch unter den Namen Zunftstube und Harmonie bekannt. Dahinter schließt sich die heute nicht mehr existierende Bebauung an der Ulmer Straße an, hinter der der Turm der Martinskirche aufragt.
Für die Postkarte wurde die Aufnahme von 1904 erheblich verändert. Wie damals üblich wurde die Schwarz-Weiß-Aufnahme koloriert, um den Eindruck einer Farbaufnahme zu erwecken. Auf den leeren Platz wurden Personen und eine Kutsche hineinretuschiert, die sofort erkennen lassen, dass es sich um keine Metzinger Szene handelt. Es sind von der Kleidung her Menschen aus der gehobenen Gesellschaft zu sehen, wie sie laut Rolf Bidlingmaier damals in Stuttgart auf dem Schlossplatz flanierten. Einzig die links neben der Kutsche zu sehenden Gänse finden sich bereits auf der Originalaufnahme.
Die Karte sandte Frau Kretschmann im Juli 1906 an ihr Hausmädchen nach Regensburg. Sie hielt sich damals mit ihren beiden Kindern wohl auf einer Urlaubsreise in Metzingen auf. Sie schrieb: »Hier ist es gut sein, und weil es hier so gut ist, bleiben wir und schicken Ihnen die besten Grüße vom Schwoabaländle.« (GEA)
POSTKARTEN-SERIE
Im Stadtarchiv in Metzingen finden sich nicht nur alte Akten, sondern auch Postkarten. Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier stellt einige davon in loser Folge im GEA vor und erzählt die Geschichten dahinter. Heute eine kolorierte Aufnahme des Lindenplatzes um 1904.