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Bad Uracher Gymnasium bringt Büchners »Leonce und Lena« auf die Bühne

Die Aufführung geht am Mittwoch und Freitag weiter. FOTO: BERNKLAU
Die Aufführung geht am Mittwoch und Freitag weiter. FOTO: BERNKLAU
Die Aufführung geht am Mittwoch und Freitag weiter. FOTO: BERNKLAU

BAD URACH. Der Prinz legt einen Salto hin. Aus dem Stand. Rückwärts. Im rosaroten Anzug. Nicht nur Robin Stolz, der Leonce, ist fit für die Bühne, für Büchner, auch sein biegsamer Harlekin Valerio, den Sophie Digel im bunten Anzug mit höchster Beweglichkeit und Schalk im Nacken gibt. Viel wichtiger aber als der Sport ist die Fitness im Text, in diesen langen Passagen, den Monologen und Dialogen in Georg Büchners pointierter, auch mal wortwitziger Sprache, die mancherlei Stolperfallen für die Zungen bereithält. Und da sind alle topfit, bis in die kleinsten Nebenrollen hinein.

Drei Jahre alt sind die Pläne der Theater-AG um Mathias Eicks am Bad Uracher Graf-Eberhard-Gymnasium, nach zweimal Goethe (»Reinecke Fuchs« und »Werther«) Georg Büchners Lustspiel »Leonce und Lena« im Lichthof der Schule auf die Bühne zu bringen, die ewig junge Komödie. Zweimal hat das »Corona-Fallbeil«, so der Regisseur, die Arbeit gestoppt und mit den langen Verboten selbst jahrgangsübergreifende AG-Arbeit verhindert. Drei Jahre, das sind für Schulen drei Klassenstufen, eine kleine Ewigkeit, die schwer zu überbrücken ist.

Ein Dichter für junge Leute

»Lustspiel, wie das schon klingt!«, sagt Valerio, bevor der Vorhang sich öffnet – und kippt vom Wippstuhl. Bach klingt auch gut, Violin-Doppelkonzert in federleichter Vocal-Fassung. Aber die Musik wird nicht nur eingespielt vom Technik-Team, es gibt sie auch live. Die schnöde abgehalfterte Rosetta zum Beispiel, Malin Vincent, setzt sich hinters E-Piano und singt, mit starker Stimme, »I’m feeling so small«. Wenn bei der Generalprobe die Anlage schrill übersteuert, bringt sie sowas nicht aus der Fassung.

Dass Georg Büchner, als schon studierter Arzt mit gerade mal 23 Jahren im Zürcher Exil an Typhus gestorben, ein wirkliches Genie war wie nur ganz, ganz wenige, das galt zwar erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgemacht. Aber es gilt bis heute. Er ist nicht nur ein Dichter der Rebellion, der Revolution, der sozialen Gerechtigkeit und der satirischen Gesellschaftskritik, ein moderner Dichter in seiner Psychologie, den literarischen Formen und in seiner Sprache. Er ist – auch, aber nicht nur – ein Dichter für junge Leute.

In »Leonce und Lena« zeigt er eine – damals noch adelige – Jeunesse dorée, die verwöhnt ist und sich vor allem: langweilt. Aber die Alten sind noch schlimmer, und zu Recht Ziel für seinen spitzen Spott. Den dicken König lässt Büchner beim Ankleiden über den Hosenstall sagen: »Der freie Wille steht da vorn ganz offen!«

Frauen besetzen Männerrollen

Die Umbauten auf der perspektivisch verjüngten Bühne gehen vonstatten, wenn das Licht erlischt zwischen den Szenen. Dass viele Männerrollen von Frauen besetzt sind, ist nicht nur dem freien Zeitgeist in diesen Fragen geschuldet, sondern wahrscheinlich auch der Tatsache, dass Schülerinnen schon immer größere Neigung zum Theater haben – und wohl auch dem Umstand, dass mehr von ihnen bei der Stange geblieben sind über die harten Zeiten hinweg. Am Montag war Premiere, weitere Aufführungstermine sind am Mittwoch, 20. Juli und am Freitag, der 22. Juli, jeweils um 20 Uhr im Lichthof des GEG. Die Abendkasse ist immer ab 18.30 Uhr geöffnet. (mab)