RIEDERICH. Ein Bedarf ist offenbar da. In der Bürgerfragestunde des Riedericher Gemeinderats am Mittwoch meldeten sich zwei Frauen einer früheren VHS-Sportgruppe zu Wort. Seitdem die Außenstelle Riederich der Volkshochschule Metzingen-Ermstal geschlossen ist, treiben sie Sport in Metzingen. Den Weg würden sie sich gerne sparen. »Wir hatten Ihnen im November einen Brief geschickt, der unbeantwortet geblieben ist«, sagte Barbara Geisel und fragte: »Ist ein Gesprächstermin mit der VHS ausgemacht?«
Riederichs Bürgermeister Tobias Pokrop antwortete, dass er das Schreiben nicht kenne. Den Termin gebe es. »Ich werde das aber noch nicht öffentlich machen.« Elvira Fiedler, die mit Geisel an Pokrop geschrieben hatte, hakte nach: »Können wir Hoffnung haben, dass die VHS hier wieder ein Angebot auch mit Sprach- und Kreativkursen anbietet?« Pokrop konterte: »Das kann ich Ihnen nicht sagen, ob Sie Hoffnung haben.« Fiedler: »Das ist eine dumme Antwort.«
Pokrop klärte sie und die anderen Besucher auf, dass es Gespräche mit der VHS gegeben hat. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wann ich den Inhalt öffentlich mache.« Das Gespräch sei nichtöffentlich gewesen. Pokrop sagte, er habe eine Zielsetzung im Kopf: »Die werde ich jetzt aber nicht in die Öffentlichkeit tragen.«
Die VHS Metzingen-Ermstal hatte in Riederich 34 Jahre lang eine Außenstelle. Dann hatte die VHS den Vertrag aber auf Ende 2022 gekündigt. Es gab Streit zwischen der Kommune und der VHS über die sogenannte Kopfpauschale, die sich nach der Einwohnerzahl richtet. Bisher waren es 50 Cent. Die VHS wollte die Pauschale auf einen Euro pro Einwohner anheben. »Irgendwann muss man Konsequenzen ziehen«, hatte Dieter Kuhn, der Vorsitzende des Vereins VHS Metzingen-Ermstal im Oktober über die Kündigung des Vertrags seitens der VHS gesagt.
Der VHS-Geschäftsführer Oliver Beck ergänzte auch im Oktober: »Das Miteinanderreden hat nicht geklappt.« Seit 2016 habe die Leitung der Volkshochschule die Gemeinde Riederich regelmäßig schriftlich um ein Gespräch gebeten. Der 2011 geschlossene Außenstellenvertrag habe der Realität angepasst werden sollen.
Bürgermeister Pokrop hatte im Oktober einen anderen Blick auf die Situation: Die Gemeinde habe bereits am 26. Mai 2021 schriftlich reagiert: »Nach Auffassung des Gemeinderats ist die Erhöhung nicht nachvollziehbar und zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht mittragbar.«
Aus Sicht der Verwaltung und des Gemeinderats sei in Riederich das Angebot von VHS-Kursen und -Veranstaltungen wenig weiterentwickelt worden. »Die Breite und Anzahl der Angebote wurde geringer«, sagte Pokrop. Der Gemeinderat habe sich gefragt, warum Riederich denn mehr zahlen sollte, wenn sich nach dem Abzug aller Kosten ein Überschuss von 4 000 bis 6 000 Euro ergebe. Kuhn habe auf das Riedericher Schreiben reagiert und detaillierte Zahlen zur Verfügung gestellt, hatte er im Oktober gesagt. Danach habe die VHS nichts mehr gehört, »weder von der Verwaltung noch von den Gemeinderäten.«
Zurück zur Ratssitzung am Mittwoch: »Werden wir informiert?«, wollte Brigitte Geisel wissen. Pokrop sagte, dass nicht sie, sondern die Öffentlichkeit informiert würde, wenn es etwas Neues gebe. Er werde sich nicht hetzen lassen und ad-hoc nichts dazu sagen. »Es liegt nicht nur an uns, wann es entscheidungsreif ist.« Geisel ließ sich nicht beirren: »Der Gemeinderat und der Bürgermeister sind doch für die Leute da. Das ist unser Anliegen.« Pokrop hielt dagegen: »Unser Anliegen ist größer. Da geht es nicht nur um eine Sportgruppe, sondern um die gesamte Thematik der Erwachsenenbildung.«
Dieter Kuhn, der Vereinsvorsitzende der VHS Metzingen-Ermstal, sprach am Donnerstag auf GEA-Anfrage zum aktuellen Stand: »Die Besprechungen sind alle nichtöffentlich im Gemeinderat abgelaufen. Wir haben vereinbart, dass Riederich sortiert, damit klar wird, was sie wollen.« Seitdem warte die VHS ab. »Es wird im kommenden Wintersemester kein Programm in Riederich geben«, kündigte Kuhn an. Er bestätigt, dass es Differenzen zu den Zuschüssen gebe. »Riederich hat elf Jahren den gleichen Satz bezahlt«, sagt Kuhn und zieht einen Vergleich: »Die Gemeinde Grafenberg, die auch eine Außenstelle hat, hat den höheren Satz akzeptiert.« (mak)