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Aktuell Sanierung

Abschied vom Metzinger Gemeindehaus

Zum Start der Arbeiten im Martinshaus neben der Martinskirche werden Besuchern allerlei Einblicke gewährt

Abschied vom Gemeindehaus Metzingen: Pfarrer Albrecht Kächele (rechts) zapfte das Bier beim Abschiedsfest am Sonntag. FOTO: OECH
Abschied vom Gemeindehaus Metzingen: Pfarrer Albrecht Kächele (rechts) zapfte das Bier beim Abschiedsfest am Sonntag. Foto: Kirsten Oechsner
Abschied vom Gemeindehaus Metzingen: Pfarrer Albrecht Kächele (rechts) zapfte das Bier beim Abschiedsfest am Sonntag.
Foto: Kirsten Oechsner

METZINGEN. Ab kommender Woche haben die Handwerker das Sagen im Gemeindehaus an der Martinskirche. Am Sonntag gehörte es noch den Gemeindegliedern in all seinen Facetten vom Keller bis zum Dachboden: Die Türen aller Räume waren ganz weit geöffnet, und Interessierten bekamen Einblicke in Bereiche gewährt, die bislang vielen Menschen verborgen waren.

»Den großen Saal kennt jeder, er ist die gute Stube der Kirchengemeinde«, weiß Wilhelm Bazlen, der gruppenweise die Besucher in zum Teil total verborgene Winkel führte. So reiht sich im Keller ein Raum an den anderen. Da war die ganzen Jahre über viel Platz für vieles: das Archiv, Materialien für die Kinderbibelwoche, Teller und Tassen, Musikinstrumente und Dinge, von denen sich die Kirchengemeinde aus heute nicht mehr unbedingt nachvollziehbaren Gründen trennen wollte – ein Fenster aus den 70er-Jahren beispielsweise. Die interessierten Besucher sahen Überraschendes, aber auch Bazlen wurde überrascht: Eine ältere Dame erzählte, dass sich einst ihr Klassenzimmer in dem Gebäude befunden habe – aus innen liegenden Fenstern habe man auf den Saal blicken können.

Neuer Name: Martinshaus

»Aus alt mach neu!« hieß am Sonntag das Motto. Gefeiert wurde der Start der Sanierungsarbeiten für ein Gebäude, das mit dem Umbau auch einen neuen Namen erhalten wird: Dann gehen Jung und Alt ins Martinshaus. Das Wetter machte jedoch nicht wie erhofft mit, die im Freien geplanten Aktionen, wie das Platzkonzert des Posaunenchors, mussten ins Innere verlegt werden. Rote Würste wurden unter einem kleinen Dach gegrillt, und Pfarrer Albrecht Kächele, geschäftsführender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde, zapfte das Festbier geschützt im Gang. »Wir hatten uns das in der Tat anders vorgestellt«, gab Martinskirchen-Pfarrerin Hanna Karle zu, sah aber auch die Vorteile des Regenwetters: »So geht’s eben rein in ein Haus, das es so nicht mehr lange gibt.«

Aus den Jahren um 1910 ist der Altbestand des Gebäudes, in den 70er-Jahren wurde angebaut. Das ist dem intensiv genutzten Gebäude auch anzusehen, und es ist in vielfacher Hinsicht in die Jahre gekommen. Eine Sanierung ist unumgänglich, die kostet nach Schätzung des Architekten rund 2,3 Millionen Euro. Dafür werden angesparte Rücklagen, Zuschüsse und Darlehen genutzt. Doch es bleibt eine Lücke von 250 000 Euro, die durch Eigenleistungen – »packen sie mit an auf der Baustelle, wir suchen immer helfende Hände«, heißt es im Flyer – und Spenden gefüllt werden soll.

Unter anderem kann das Projekt durch den Kauf von Bausteinen unterstützt werden. In den Fördertopf fließt auch der Erlös des Abschiedsfestes, unter anderem konnten die Besucher auf einem Gemeindehaus-Flohmarkt stöbern: Vieles muss raus, unter anderem Zuckerspender, Teekannen oder auch Gläser und jede Menge Geschirr.

Die Dinge hätten viel zu erzählen, wenn sie’s denn könnten: Von unzähligen Veranstaltungen und Festen, Konfirmandentreffen und Seniorenmittagen, es wurde viel gelacht, musiziert, gebetet und innegehalten im Gemeindehaus.

Fotovoltaikanlage auf dem Dach

»Wir wollen nächstes Jahr im Frühjahr fertig sein«, berichtete Hanna Karle vom ehrgeizigen Zeitplan, der nach Einschätzung von Kirchenpfleger Jochen Künstle angesichts der derzeitigen Lage wohl nicht eingehalten werden kann. Denn es gibt viel zu tun, die unterschiedlichsten Gewerke sind in die Bauarbeiten eingebunden: Das Martinshaus soll zukunftsfähig werden, dazu wird es energieeffizient umgebaut – unter anderem wird auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage installiert. Es wird eine neue Küche eingerichtet, auch der Sanitärbereich entsteht neu, und die technische Ausstattung wird verbessert.

Nicht zuletzt werden zeitgemäße Büroräume geschaffen, zwei davon werden sich im jetzigen Bühnenbereich befinden. Die Kirchenverwaltung soll nach der Planung bereits Ende des Jahres im neuen Martinshaus arbeiten können, bis dahin ziehen die Mitarbeiter ins nebenan liegende CVJM-Haus. Die CVJMler werden dann die nächsten Monate vorwiegend im Ferientagheim verbringen. Eine Vorstellung wie es im Martinshaus mal aussehen wird, bot eine Informationstafel: hell und freundlich wird es. (GEA)