TÜBINGEN. Händedesinfektion beim Eingang, Maskenpflicht beim Reinlaufen, markierte Sitzplätze mit viel Abstand: Die Tübinger Motette-Reihe in der Stiftskirche ist im Corona-Modus, aber immerhin – sie ist zurück. Das beliebte Kombi-Angebot aus Rumpfgottesdienst und Konzert wird nun samstagabends jeweils zwei Mal angeboten, damit es kein virenträchtiges Gedränge gibt, um 19 und 21 Uhr.
Die beiden Musiker waren am Samstagabend auf der Orgelempore ohnehin auf Corona-Distanz. Gegenseitig hatten der Tübinger Organist Jens Wollenschläger und die Stuttgarter Marimbafonistin Katarzyna Mycka schon wegen der Aufstellung ihrer Instrumente viel Abstand.
Im Zentrum des coronabedingt kurz gehaltenen Programms stand eine veritable Uraufführung: Wollenschläger brachte zum ersten Mal öffentlich das Orgelwerk »Invocation und chromatische Fuge über B-A-C-H« des deutsch-polnischen Komponisten Jan Janca zu Gehör. Das Stück mit seinen dissonanten Akkordfeldern und spannungsvollen Halbtonverschiebungen strahlte feierliche Meditation aus, war aber keine leichte Kost.
Darum herum bauten Mycka und Wollenschläger ein Programm von Barock bis Moderne, in dem ihre Instrumente in Dialog traten. Der Beginn verneigte sich mit drei Sätzen aus Bachs h-Moll-Ouvertüre vor dem Großmeister, auf den sich auch Janca bezog. Stücke von Anna Ignatowicz-Glinska und Kay Johannsen brachten im letzten Drittel filmmusikartige und jazzige Elemente. Insgesamt erwies sich die Kombination des tänzerischen Xylofon-Instruments Marimba und der meist zurückhaltend eingesetzten Orgel als durchaus stimmig. (akr)