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Aktuell Vernetzung

Zusammenhalt von jungen politisch aktiven Menschen über Parteigrenzen

Vier Politikerinnen aus dem Kreis Tübingen diskutierten online über die Rolle der Frauen in der Politik

Lisa Merkens vom Ring politischer Jugend Tübingen moderierte die Online-Veranstaltung von zu Hause aus. FOTO: STURM
Lisa Merkens vom Ring politischer Jugend Tübingen moderierte die Online-Veranstaltung von zu Hause aus. FOTO: STURM
Lisa Merkens vom Ring politischer Jugend Tübingen moderierte die Online-Veranstaltung von zu Hause aus. FOTO: STURM

TÜBINGEN. Der Ring politischer Jugend Tübingen strebt eine parteienübergreifende, kreisweite Vernetzung von jungen politisch aktiven Menschen an. Die Ring-Vorsitzende Lisa Merkens organisierte und moderierte am Samstag eine Online-Gesprächsrunde mit vier Lokalpolitikerinnen. Darin ging es darum, wie Frauen in der Politik Gleichberechtigung durchsetzen können.

Auf Parteienebene sind sie Konkurrentinnen: Tübingens Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch (SPD), die Polizistin Diana Arnold (CDU), die nächstes Jahr ebenso in den Landtag gewählt werden möchte wie die Lehrerin Irene Schuster (FDP), sowie Viktoria Kruse, Mitglied im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen. Die Vernetzung untereinander ist jedoch bereits so positiv vorangeschritten, dass sie sich online duzen.

Quote oder nicht?

Die grob eineinhalb Stunden dauernde Runde war recht kurzweilig. Das lag am Rahmen: Lisa Merkens stellte pointierte Fragen und wachte dann streng über die Antwortzeit – nach einer Minute, bei manchen Fragen sogar nach einer halben Minute, ging die Moderatorin charmant, aber entschieden dazwischen. Sie legte auch eine sich ständig ändernde Reihenfolge fest, wer wann antwortete.

In den 1970er-Jahren feierten die Frauen in Deutschland einen Sieg: Ihre gesetzlich anerkannte Gleichberechtigung in der Gesellschaft. Doch die wurde in den annähernd 50 Jahren seither in vielen Bereichen immer wieder infrage gestellt. Die vier Diskutantinnen am Samstag waren sich einig, dass Frauen besser zusammenhalten müssen, um in der Politik, die nach wie vor als Männerdomäne gilt, zu bestehen.

Irene Schuster wandte sich als Einzige der vier dagegen, dass es verbindliche Quoten geben müsse, um Frauen in der Politik ausreichend zu repräsentieren. Das Leistungsprinzip gelte auch für Frauen. Viktoria Kruse entgegnete, eine Quote sei nötig, um dies herzustellen, »damit Frauen auch Leistung bringen können«. Daniela Harsch wies darauf hin: »Ich bin als Quotenfrau ins Amt gekommen.« Dieser Begriff sei für sie positiv besetzt. Quoten für andere Gruppen lehnten alle vier ab, weil es dann oft kaum noch eine echte Auswahl geben könne.

Weitere Fragen. Sexismus im Alltag? Komme immer mal wieder vor, meist auf einer subtilen Ebene. Alle vier waren sich einig, dass das Aussehen in ihrer Beurteilung eine Rolle spielen kann. »Anspielungen auf Alter, Aussehen und Haarfarbe erlebe ich regelmäßig«, berichtete Daniela Harsch.

Nervige Kleiderfragen

Das Frauenbild in den Medien? Das sei ein Spiegelbild der Gesellschaft. Diana Arnold nervte einmal ein Zeitungsartikel, in dem kritisiert wurde, sie habe bei zwei verschiedenen Veranstaltungen an unterschiedlichen Tagen die gleiche Bluse getragen. Um trocken zu kommentieren: »Die wäscht man auch mal.«

Als Mutter in die Politik? Ja, wobei Kinder in Sitzungen nichts verloren hätten. Ist eine geschlechterspezifische Sprache nötig, um Frauen sichtbar zu machen? Die vier einigten sich auf ein klares Jein. In einem Text sei Lesbarkeit wichtiger, als ständig, etwa per Sternchen, darauf hinzuweisen, dass auch Frauen gemeint seien. (GEA)