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Uniklinik Tübingen warnt vor drastischem Engpass: Blutspender dringend gesucht

Am heutigen Weltblutspendetag ruft auch die Tübinger Uniklinik dazu auf, dem Mangel entgegenzuwirken

Blutspende
Für planbare Eingriffe und Notfälle sind Blutkonserven nötig - und diese sind im Sommer gewöhnlich knapper. Foto: Dittrich/dpa
Für planbare Eingriffe und Notfälle sind Blutkonserven nötig - und diese sind im Sommer gewöhnlich knapper.
Foto: Dittrich/dpa

TÜBINGEN. »Wir brauchen dringend Nachschub«, sagt Stefanie Nowak-Harnau, Oberärztin am Zentrum für Klinische Transfusionsmedizin des Uniklinikums Tübingen (UKT). »Wir leben von der Hand in den Mund, und wenn keine Spender kommen, haben wir ein Problem.« Man habe am Klinikum zwar noch keine Operationen absagen müssen, weil zu wenig Blutkonserven vorrätig sind. »Aber wir haben unsere Kollegen bereits darüber informiert, dass es einen Engpass geben könnte.« In der Regel reichen die Vorräte für fünf Wochen.

Weil es derzeit überall an Blutprodukten mangelt, ruft die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) anlässlich des Weltblutspendetags, heute, Dienstag, 14. Juni, zur regelmäßigen Blutspende auf. Indien ist in diesem Jahr Mottogeber der Aktion: »Blut spenden ist ein Akt der Solidarität. Mach mit und rette Leben«.

Im Sommer werden die Blutvorräte vor allem deshalb in der Regel knapp, weil die potenziellen Spender im Urlaub sind, oder wegen hoher Temperaturen seltener als üblich spenden. Es werden jedoch in Deutschland täglich rund 14.000 Blutspenden benötigt.

Rückgang in den Ferien

Normalerweise habe man am UKT über die Ferien einen guten Zulauf, sagt Nowak-Harnau aus Erfahrung. Und in den Ferien gibt es auch nicht so viele Operationen, weil viele Kollegen der Chirurgie in der Zeit im Urlaub sind. Aber Termine von Patienten, deren Hüft- oder Knie-Operation noch waren kann, müssen wie zu Corona-Hochzeiten jetzt wieder geschoben werden, da das Risiko zu groß ist, sollte es während des Eingriffs zu unvorhergesehenen Blutungen kommen.

Mittlerweile darf man jedoch bereits zehn Tage nach einer Corona-Erkrankung und dem Ende der Symptome wieder Blut spenden. Im März musste man damit noch vier Wochen warten. Während es derzeit also viel zu wenig Spender gibt, steigt der Bedarf an Blutprodukten, unter anderem deshalb, weil Operationen nachgeholt werden, die noch während der Pandemie verschoben wurden.

Knappheit sehr kritisch

»Daher ist die Knappheit gerade jetzt kritisch«, sagt Professor Hubert Schrezenmeier, Vorsitzender der DGTI. Auch die Rückkehr vieler Freizeitsportler in die Natur führe zu mehr Unfällen, weshalb mehr Blut für Transfusionen gebraucht wird. Wegen der demografischen Entwicklung in Deutschland und der mit dem hohen Alter verbundenen transfusionsbedürftigen Erkrankungen steigt der Bedarf an Blutpräparaten zusätzlich. Demgegenüber steht eine sinkende Zahl an jungen gesunden Blutspendern.

Nach Angaben des DRK spenden in Deutschland rund drei Prozent der Bevölkerung regelmäßig Blut. Um die Versorgung mit Blutprodukten zu sichern, müssten es den Angaben zufolge aber doppelt so viele sein.

»Es gibt viele, die regelmäßig ein bis zweimal im Jahr zum Blutspenden kommen«, sagt Nowak-Harnau. Männer dürfen bis zu sechs Mal, Frauen bis zu vier Mal im Jahr Blut spenden. Um mehr Spender zu gewinnen, biete das DRK derzeit deutlich mehr Spendetermine an, und die Klinken auf dem Schnarrenberg sind jeden Tag geöffnet und nehmen auch spontan Blutspenden an. (GEA)