TÜBINGEN. Insgesamt 97 Narrengruppen zogen am gestrigen Sonntag durch die Tübinger Altstadt. Zwischen den 4 000 Hästrägern zogen immer wieder Lumpen- und Goggenkapellen durch die Gassen. Die Stimmung war entspannt, das Wetter mit angenehm milden Temperaturen und Sonnenschein ideal. Die Tausenden, überwiegend jungen Besucher waren eher zurückhaltend verkleidet. Einige hatten sich dafür bei ihren Kostümen umso mehr ins Zeug gelegt und präsentierten sich beispielsweise als leuchtende Fische. Am meisten war auf dem Holzmarkt vor der Stiftskirche los, wo die Zuschauer dicht gedrängt standen.
Aufstellung war beim Nonnenhaus. Von dort ging es durch die Gassen und über die Plätze, bis sich der Umzug beim Haagtorplatz auflöste. Voran schritt wie jedes Jahr der Musikverein Dieterskirch. »Da hat fast jeder Haushalt eine eigene Schnapserei«, sagte Anton Buck, Zunftmeister des veranstaltenden Rosecker Fasnetsclubs Tübingen. Er moderierte auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Mit ihren Figuren Schlossochsen und Neidkopf folgten dann die Rosecker selbst. Einige von ihnen trieben Schabernack mit den Mädchen in der ersten Reihe und seiften sie mit Konfetti ein.
Schaurig sahen die Tübinger Steinis aus, die in zerlumpter Kluft Steinzeitmenschen darstellten. Es folgten weitere Narrengruppen aus Tübingen, unter anderem die dortige Narrenzunft. Sie ist nächstes Jahr wieder mit der Organisation des Umzuges an der Reihe. »Den Hästrägern gefällt es besonders, wenn sie auf die Menschenmassen vor der Stiftskirche zugehen«, sagte Buck. Er stammt aus Durmentingen in Oberschwaben und hat die Fasnet von dort gewissermaßen mitgebracht. »Früher waren wir mit einem Bulldog und immer unterschiedlichen Motiven unterwegs«, erzählte Buck. Er sei immer wieder danach gefragt worden, eine feste Narrengruppe zu gründen: »Alles, bloß keine Hexen.«
In diesem Jahr mussten die Organisatoren etlichen interessierten Narrengruppen absagen. »Wir sind jetzt schon an der Grenze«, so Buck. Für ordentlich Rauch sorgten beispielsweise die Narrenfreunde Bergfelden. Sie zündeten Rauchkerzen und vernebelten so die Sicht.
Praktisch hatten es die Tischlesrucker aus Kettenacker. Sie setzten sich auf ihre Holzschemel und konnten die auch gleich als Servierbrett einsetzen. Bei den Süßigkeiten griff sogar der verkleidete Tübinger Bürgermeister Boris Palmer zu. Ihnen folgten Hexen, eine kleine Gardegruppe und Geister. »Für jeden ist etwas dabei«, meinte eine Zuschauerin.
Nach dem Umzug durch die Gassen der Altstadt ging das närrische Treiben in den Straßen, Kneipen, Gastwirtschaften und bei der Hallenfasnet in der Hermann-Hepper-Halle weiter. (GEA)