MÖSSINGEN. Patrick Holzapfel betreibt seit sechs Jahren die Mössinger Fleischerei »Der Holzapfel«. Auf Instagram hat das Unternehmen eine Reichweite von knapp 62.000 Followern. »Wir machen viel Quatsch, unsere Reels kommen gut an«, freut sich der 38-Jährige. In seinen Reels präsentiert er besondere Fleischspezialitäten. Ob Dubai-Hackpralinen, scharfe »Terminator-Bratwürste«, eine Fleischpastete mit Heidelbeeren oder ausgefallene Fleischkäsesorten und Wild-Bolognese: Er lässt sich immer wieder etwas Kreatives einfallen. »Jeden Tag stehe ich hinter der Theke und gebe Vollgas.« Neulich ist Galileo auf seinen Account gestoßen. Holzapfel erhielt eine Anfrage, ob er denn Lust habe, an einem TV-Beitrag mitzuwirken. Er sagte zu und im April stand dann ein Kamerateam in seinem Geschäft. Die Dreharbeiten dauerten zehn Stunden. Im Gespräch mit dem GEA sagte er: »Es ist für mich eine Ehre, dass Galileo uns besucht hat.« Protagonist des TV-Beitrags war allerdings nicht Holzapfel. In der Sendung wurde der Berufsalltag einer Fleischereifachverkäuferin mit dem eines Justizvollzugsbeamten verglichen.
Im Mittelpunkt stand diesmal Holzapfels Angestellte Sophie Tonizzo. Die Fleischereifachverkäuferin hatte sich durch Zufall für ihren jetzigen Beruf entschieden, ließ sie die Zuschauer wissen. Zuvor hatte die 27-Jährige eine Ausbildung zur Friseurin gemacht. Doch es gab ein Problem: »Ich habe auf Färbemittel allergisch reagiert.« Deshalb entschied sie sich für einen Berufswechsel. Spontan beschloss sie, in der Metzgerei in Mössingen probezuarbeiten. Sie war überrascht, wie sehr ihr der Job gefiel. »So sehr, dass ich geblieben bin.« Inzwischen sind ihre Pläne ehrgeiziger: »Ich möchte Ausbilderin werden, weil ich den Azubis zeigen möchte, wie schön der Beruf sein kann.« Dafür benötigt sie den Meistertitel. Für diesen spart sie jetzt fleißig.
Herausfordernder Berufsalltag
Der Berufsalltag ist für die zierliche Frau nicht immer leicht. »Es kann körperlich anstrengend werden.« Das ist der Fall, wenn sie beispielsweise eine 20 Kilogramm schwere Rinderrippe zusägen muss. »Ich bin klein und das Schneidegerät ist fast so groß wie ich«, scherzte sie. »Belastbarkeit gehört dazu. Ich bin den ganzen Tag in Bewegung«, sagte sie. Der Umgang mit rohem Fleisch kostet einigen Menschen Überwindung. Glücklicherweise musste sie sich nicht daran gewöhnen. »Ich habe keinen Ekel empfunden.«
Besonders viel Spaß macht ihr die Thekengestaltung. Eine reich bestückte Theke, »mit verschiedenen Schnittbildern und Farben«, kommt bei den Kunden bestens an, weiß sie. Der Kontakt mit den Menschen, bereitet ihr große Freude. Was Kunden wertschätzen? »Freundlichkeit und ein gepflegtes Äußeres spielen eine große Rolle.« Als Fleischereifachverkäuferin habe sie aber auch mit Vorurteilen zu kämpfen. Ein Vorurteil sei zum Beispiel, dass für diesen Beruf nicht besonders viel Wissen erforderlich sei. »Das lässt mich nicht kalt, ist aber auch kein auch Grund, den Job nicht auszuüben«, sagte sie.
Während ein Justizvollzugsbeamter netto 3.618 Euro verdient und ihm nach seinen monatlichen Ausgaben 1.466 Euro übrig bleiben, beträgt Sophies Nettogehalt 2.200 Euro, von denen sie 26 Euro zur Seite legen kann. Doch das macht Sophie nicht zu schaffen. »Spaß am Job ist mir wichtiger als Geld«, sagt sie und grinst. (GEA)