TÜBINGEN. Der Tübinger Tageselternverein hat sich jüngst neu aufgestellt: Sabine Mittelmeier-Wahrlich, erste geschäftsführende Vorständin des Vereins, löste am 1. Dezember 2021 die bisherigen Geschäftsführerinnen Annette Geist und Andrea Keinath ab.
Horst Lipinski, Leiter des Geschäftsbereichs Jugend und Soziales beim Landratsamt, bezeichnete jetzt im Jugendhilfeausschuss des Kreistags den Tageselternverein als »Erfolgsgeschichte«: Der Verein begann 1991 mit der Vermittlung von Tageseltern und Betreuern für damals 37 Kinder. Heute sind es kreisweit rund 750, die von rund 350 Erwachsenen betreut werden. Bis zu fünf Kinder in einer Familie sind möglich. Wichtig sei gewesen, die Notbetreuung während der Corona-Pandemie zu erhalten, so Lipinski. 80 Prozent der Kosten wurden durch Zuschüsse gedeckt. Zu den Kosten gehört maßgeblich die Entlohnung, die bei 6,50 Euro pro Stunde für Betreuung eines Kindes im eigenen Haushalt beginnt.
18-monatiger Vorbereitungskurs
Von Tageseltern und Betreuern werde Flexibilität gefordert. Zudem werden sie laufend geschult und weiter qualifiziert: 160 Unterrichtseinheiten im Jahr und 50 Vorbereitungseinheiten stehen auf ihrem Stundenplan. Vor der Zulassung wird die Eignung geprüft, und es muss der Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses nachgewiesen werden.
Die komplette Qualifikation, in vereinseigenen Räumen am Kupferhammer in Tübingen dauert 18 Monate. Die Hälfte der Betreuenden kommt nicht aus dem Berufsfeld Pädagogik.
Der Kostenbeitrag der Eltern ist in sechs Stufen gestaffelt. Die Betreuung unter drei Jahre alter Kinder beginnt bei 1,90 Euro in der Stunde, die von älteren Kindern kostet maximal 3 Euro. Die Zahl der Betreuung Suchenden brach 2020 leicht ein. Seitdem seien die Zahlen wieder konstant. Und: Es gibt nicht für alle Eltern einen Betreuungsplatz.
Hohe Zahl in der Tagespflege
Kreisweit auffällig sei die vergleichsweise hohe Zahl der in Tagespflege betreuten Kinder in Mössingen. Insgesamt gehe die Tendenz leicht in Richtung Tagespflege statt zu den Kinderfrauen – von diesen, so Sabine Mittelmeier-Wahrlich, sei die Hälfte über 60 Jahre alt: »Wir hoffen, dass es kein Auslaufmodell ist und dass andere diese Qualifikation attraktiv finden.«
Sie baue kurzfristig auch auf Studierende, die durchaus auch männlich sein dürfen. Zurzeit arbeiten sieben Männer, gemeinsam mit ihren Frauen, in der Großtagespflege mit. (GEA)