Damit ist Federle nicht einverstanden, betont sie. Die Medizinerin und Initiatorin des Tübinger Corona-Modellprojekts sagte, eine niedrige Inzidenz müsse nicht bedeuten, dass es weniger Infizierte gebe. »Wir kennen die Dunkelziffer nicht«, sagte Federle. Diese Dunkelziffer könne nur durch vermehrtes Testen verringert werden. Sie schlägt vor, an den Bildungseinrichtungen alle Personen zwei- bis dreimal in der Woche zu testen. Genügend Testmaterial gebe es dafür.
Die Schnelltests in kurzen Intervallen seien vor allem auch deswegen notwendig, weil sich Schulen und Kindertagesstätten trotz geringer Präsenz zunehmend als Infektionsquellen erweisen. Dennoch muss die Öffnung der Schulen laut Federle dringend angestrebt werden, damit Kinder wieder in ihr normales Alltagsleben zurückkehren können. Federle: »Wir müssen die Teststrategien so anpassen, dass wir bestimmte Bereiche öffnen beziehungsweise offenlassen können, eben auch die Schulen.«
Die Ärztin weist auf die massiven psychischen Folgen der so lang andauernden Schließung der Schulen für die Kinder und Jugendlichen hin. Federle: »Damit werde ich in meinem Beruf täglich konfrontiert. Wir tragen Verantwortung für die Kinder, die oft nicht für sich selbst sprechen können.« (pm)