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Aktuell Neubau

Tübinger Landratsamt freut sich über zusätzliche Büros und mehr

Die Behörde stellt ihren neuen Trakt vor. Das lockt viele Besucher beim Tag der offenen Tür an.

Bei der Eröffnung des neuen Trakts im Tübinger Landratsamt: Finanzdezernent Werner Walz und Amtsleiterin für Liegenschaften Stef
Bei der Eröffnung des neuen Trakts im Tübinger Landratsamt: Finanzdezernent Werner Walz und Amtsleiterin für Liegenschaften Stefanie Lüdigk. FOTO: STURM
Bei der Eröffnung des neuen Trakts im Tübinger Landratsamt: Finanzdezernent Werner Walz und Amtsleiterin für Liegenschaften Stefanie Lüdigk. FOTO: STURM

TÜBINGEN. Mehr als 200 Menschen waren am Samstagmittag dabei, als Landrat Joachim Walter um 13 Uhr den Schlussstein vor dem Eingang zum Neubau setzte. Und das war beileibe nicht der einzige Höhepunkt beim Tag der offenen Tür im Landratsamt und drum herum.

Bereits vormittags begannen Führungen durch das Hauptgebäude und den Neubau. Da tat sich manch Verborgenes auf, etwa die Magazinräume des Kreisarchivs. Landrat Walter selbst stellte den Kreistag und seine Funktionen vor. Draußen gab es die Mähwiese als Lebensraum zu entdecken. Die Kinder vor allem interessierten sich dafür, was es alles für Leben im Mühlbach hinter dem Gebäude gibt.

Der Neubau wirkt zunächst unauffällig. Seine Wände wurden jedoch mit Recycling-Beton errichtet – aus Material abgerissener Gebäude. Stefanie Lüdigk, Leiterin der Abteilung für Kreisschulen und Liegenschaften, wies auf eine besonders pfiffige Konstruktion hin: Hinter Blenden verborgene Lüftungsschlitze neben den Fenstern lassen es zu, dass alle Räume nachts frische Luft zugeführt bekommen. Dafür wird die normale Thermik um das Gebäude herum genutzt.

Für die Mitarbeiter des Landratsamts war es ein Festtag. »2006 gab es hier zuletzt einen Tag der offenen Tür. Üblicherweise kommen die Leute nicht, um sich das Gebäude anzuschauen«, bemerkte die Personalchefin des Landratsamts, Renate Fischer. Sie und viele weitere Mitarbeiter freuten sich besonders über ein älteres Ehepaar, das ganz stolz war, einmal gesehen zu haben, wo die Tochter arbeitet. Zuletzt, erzählten sei, seien sie hier gewesen – als das damals neu gebaute Hauptgebäude eingeweiht wurde.

Pressesprecherin Martina Guizetti betonte: »Heute können wir den Leuten zeigen, was wir für sie machen.« Und das über die Zulassungsstelle für Autos hinaus, fügte sie mit einem Schmunzeln an. Die Besucher bekamen die gesamte Bandbreite an Tätigkeitsfeldern und Ausbildungsberufen geboten, die das Landratsamt zu bieten hat: Alle Abteilungen stellten sich und ihre Arbeit vor.

Stets gut besucht war der Garten, in dem die Forstmitarbeiter samt Azubis zu Werke waren. Als Künstler mit der Motorsäge schnitzten sie kleinere Scheiben und andere Objekte – und die waren beim Publikum begehrt. Ihre »Waldbox«, ein Anhänger mit Werkzeug, das bei Arbeiten im Forst gebraucht wird, stieß auf ähnliches Interesse wie Fahrzeuge aus anderen Amtsbereichen, die zumeist vorne an der Ludwig-Keil-Straße standen, etwa das Müllfahrzeug, das Einsatzfahrzeug des Roten Kreuz und der Gefahrgutzug des Technischen Hilfswerks samt Wasseraufbereitungsanlage.

Sitzen in der Neuen Mitte

Eine besondere Anziehungskraft besitzt das dreidimensional dargestellte Relief-Schaubild des Regionalstadtbahn-Modells. »Danach«, so Renate Fischer, »haben viele Besucher gezielt gefragt.« Es ist noch bis Ende Juni im Glassaal im Hauptgebäude zu sehen.

Wer Hunger hatte, bekam Essen vom Grill. Viele erinnerten sich an die Comic-Helden Asterix und Obelix: Es gab Wildschwein. Zudem wurde Wein aus dem rumänischen Landkreis Arad gereicht, mit dem der Kreis Tübingen vor drei Jahren eine Partnerschaft eingegangen ist. Dazu musizierte nachmittags das Jugendblasorchester des Kreisverbandes.

Besonders begehrt waren die Sitzgelegenheiten in der »Neuen Mitte«. So heißt der freie Platz zwischen Hauptgebäude und Neubau mittlerweile. Wo vorher Wiesenlandschaft war, gibt es jetzt zusätzliche Parkmöglichkeiten auf der einen und Sitz-Intarsien auf der anderen Seite.

Der Neubau war nötig geworden, als das Landratsamt im Zuge der Flüchtlingswelle 2015 in kurzer Zeit deutlich mehr Mitarbeiter einstellte – und die brauchten Platz. Man mietete den Gröber-Bau in der Konrad-Adenauer-Straße an. Der Mietvertrag lief Anfang dieses Jahres aus.

Einen Personalansturm hatte das Landratsamt bereits 2005/2006 erlebt. Nach der Verwaltungsreform zogen Sonderbehörden und Verwaltungsmitarbeiter ein. Danach arbeiteten dort gut 200 Leute mehr. Im Jahr 2015 wurde die Platznot wegen der Flüchtlinge noch ärger. »Der Landrat schlug in diesem Jahr eine Erweiterung vor«, erinnerte sich Werner Walz, der Finanzdezernent des Landkreises. Die war im ursprünglichen Bauplan bereits vorgesehen.

Nach dem Planungsbeschluss im März 2016 dauerte es lediglich vier Monate bis zum Baubeschluss durch den Kreistag. Die Bauarbeiten begannen im Juli 2017 – letztes Jahr im November war das Gebäude bezugsfertig. »Jetzt braucht ihr doch keine zusätzlichen Büros mehr«, habe er oft gehört, als die Flüchtlingswelle abebbte, so Werner Walz. Er entgegnete stets, das stimme nicht: »Sie sind noch da und werden von uns betreut.« (GEA)