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Tübinger Forscher entdecken neue Ursache für Fettleber bei schlanken Menschen

Forscher der Uniklinik Tübingen berichten von einer Hautkrebspatientin, die nach der Behandlung mit einer Immunchekpoint-Therapie an einer kranken Leber leidet

Stethoskop
Ein Arzt hält ein Stethoskop in den Händen. Foto: Patrick Pleul
Ein Arzt hält ein Stethoskop in den Händen. Foto: Patrick Pleul

TÜBINGEN. Tübinger Forscher haben eine neue Ursache für Fettleber bei schlanken Menschen entdeckt: Der Grund für die Erkrankung kann auch eine Entzündung im Unterhautfett sein, die durch eine Immuncheckpoint-Therapie ausgelöst wurde. Das teilt die Uniklinik in einer Pressemitteilung mit.

Der Diabetologie Professor Norbert Stefan und Kollegen der Uniklinik berichten vom Fall einer Frau, die eine Immuncheckpoint-Inhibitor Therapie gegen schwarzen Hautkrebs erhielt, die möglicherweise eine Entzündung ihres Unterhautfetts auslöste. Dies führte zu einem dramatischen Verlust an Fettmasse und einer schweren Form der nichtalkoholischen Fettleberkrankheit (NAFLD). Dieser und andere Immuncheckpoint-Inhibitoren haben die Behandlung von Krebs, insbesondere von schwarzem Hautkrebs revolutioniert, heißt es in der Mitteilung.

Nebenwirkungen sind bekannt

Die Therapie mit diesen Immuncheckpoint-Inhibitoren ist jedoch auch mit unerwünschten Ereignissen verbunden, die häufig die Haut, den Magen-Darm-Trakt, die Lunge und das endokrine System betreffen. Gegen Ende der Behandlung fanden Stefan und Kollegen bei ihrer Patientin sehr hohe Lipidwerte, einen neu entwickelten Diabetes und eine schwere Form einer NAFLD. Dies kam völlig unerwartet, insbesondere weil die Patientin 31 Kilogramm Körpergewicht verloren hatte. Die Gewebebiopsie ihres Unterhaut-Fettgewebes und die Magnetresonanztomografie ergaben die Diagnose einer erworbenen Lipodystrophie mit einer schweren Form der Entzündung ihres Fettgewebes.

Dies könnte bei der Patientin durch die Veränderung des Immunsystems durch den Immuncheckpoint-Inhibitoren ausgelöst worden sein. Bei der Patientin ist zuvor eine asymptomatische Mastozytose, eine immunzellbezogene Störung, diagnostiziert worden. Eine intensive Behandlung, insbesondere mit dem Arzneistoff Pioglitazon, der eine Zunahme des Unterhaut-Fettgewebes herbeiführt, resultierte darin, dass ihr Leberfett, ihre Leberenzyme und ihre Lipidwerte wieder fast im Normalbereich lagen.

Stefan kommt zu dem Schluss, dass »es wichtig ist, dass Kliniker, die Patienten mit Checkpoint-Inhibitoren behandeln, sich eines neu identifizierten unerwünschten Ereignisses im Zusammenhang mit einer solchen Therapie bewusst sind.« Es könne eine Entzündung des Fettgewebes auftreten, die zu einer schweren Fettleber führt. Bei diesen Patienten könnte eine Therapie hilfreich sein, die Mechanismen zur Erhöhung der Unterhaut-Fettmasse beinhaltet.

Patienten sind übergewichtig

Die NAFLD wird meist bei übergewichtigen und fettleibigen Menschen diagnostiziert. Schwere Formen können jedoch auch bei seltenen genetischen Erkrankungen wie Lipodystrophie oder bei HIV-Patienten nachgewiesen werden, wodurch sie ein hohes Risiko für die Entwicklung von Leberversagen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen.

Ärzte gehen bisher davon aus, dass die weltweite Epidemie von NAFLD hauptsächlich durch einen ungesunden Lebensstil mit wenig körperlicher Aktivität und einer Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten Fetten, Zucker und Fruktose verursacht wird. Bei diesen Patienten gilt die Gewichtsabnahme als die wirksamste und sicherste Methode zur Behandlung. Schlanke Patienten haben entweder eine genetisch bedingte Veränderung des Unterhautfettgewebes, erworbene Lipodystrophie-Syndrome oder eine HIV-Lipodystrophie, die alle durch eine dramatische Verringerung der Unterhaut-Fettmasse und eine Zunahme des Fettgewebes im Bauch und in der Leber gekennzeichnet sind. (uk)