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Suche nach Omikron-Variante im Tübinger Abwasser

Tübingen lässt Virenlast in Kläranlage analysieren, um Entwicklung der fünften Welle besser abzuschätzen

Das Tübinger Klärwerk.
Das Tübinger Klärwerk. Foto: dermitderkamera/Julian Meinhardt
Das Tübinger Klärwerk.
Foto: dermitderkamera/Julian Meinhardt

TÜBINGEN. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dürstet es nach Daten, um den Verlauf der Coronapandemie besser einschätzen zu können. In Tübingen und für Tübingen könnte er fündig werden. Die Stadt und das im Ort ansässige Eurofins Institut Jäger erheben an der Tübinger Kläranlage Daten zur Corona-Viruslast. Ziel ist es, die Entwicklung der fünften Infektionswelle besser abzuschätzen zu können. Aus der Konzentration von Virusmaterial im Abwasserzulauf lässt sich der Eintrag von Coronaviren durch menschliche Ausscheidungen in die Kanalisation im Einzugsgebiet der Kläranlage ablesen.

So lässt sich im Zeitverlauf eine Prognose für den Verlauf der Infektionszahlen erstellen, die erstens einen weitaus größeren Vorlauf hat als die durch PCR-Tests ermittelte Inzidenz und zweitens auch die nicht erkannten Corona-Fälle einschließt.

Der Geschäftsführer von Eurofins, Lars Dohl, erklärt: »Wir verfügen über eine hoch sensitive Analytik, die SARS-CoV-2-Nukleinsäurekonzentrationen im Abwasser präzise ermitteln kann. Aus diesen Daten lassen sich konkrete Rückschlüsse auf die Entwicklung der Pandemie ziehen, die im Vergleich zu den Inzidenzwerten rund zwei Wochen vorausblicken. Außerdem können wir zwischen der Delta- und der Omikron-Variante qualitativ unterscheiden und so eine Aussage darüber treffen, wann die Omikron-Variante in Tübingen präsent wird. Wir hoffen, damit einen wichtigen Beitrag zur besseren Steuerung von Maßnahmen zur Pandemieabwehr leisten zu können. Ich freue mich, dass die Stadtverwaltung unseren Vorschlag sofort aufgegriffen hat und wir täglich Proben an der Kläranlage entnehmen können.«

Oberbürgermeister Boris Palmer freut sich darüber, dass wieder einmal Tübinger Unternehmen mit innovativen Konzepten einen Beitrag zur besseren Kontrolle der Pandemie leisten: »Tübingen ist eine Stadt der Wissenschaft und Forschung. In der Pandemie haben Tübinger Unternehmen einen führenden Beitrag in der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen Covid-19 geleistet. So wie Curevac und Atriva in ihren Feldern führen, ist auch das Eurofins Institut Jäger in der Analytik spitze. Ich bin gespannt, welche Ergebnisse wir aus der Abwasseranalyse erhalten und hoffe, dass uns dies in der Einschätzung der Gefahr durch Omikron weiterhelfen kann. Die Gefahr einer verspäteten Reaktion aufgrund fehlender Daten ist erheblich, aber auch Überreaktionen richten Schaden an. Was wir brauchen, sind bessere Daten, und die könnte das Projekt schnell liefern.«

Daten von rund 100 000 Personen

Die jeweils aktuellen Ergebnisse der Abwasseranalyse werden zweimal pro Woche auf der städtischen Internetseite unter www.tuebingen.de/corona-abwasserdaten bereitgestellt. An die Tübinger Kläranlage sind rund 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner des Stadtgebietes, des Abwasserzweckverbands Ammertal und der Ortsteile Mähringen und Immenhausen der Gemeinde Kusterdingen angeschlossen. Die Anlage ist eine der größeren in Baden-Württemberg und liefert entsprechend valide Daten. (a)