TÜBINGEN. 251 haben sich beworben. Fünf wurden ausgewählt. Und Tübingen ist dabei. Das Stadtmuseum in der Kornhausstraße ist von der Stiftung Lebendige Stadt als eines der besten Heimatmuseen Deutschlands ausgezeichnet worden.
Einfach ein paar Exponate in die Vitrine stellen? Das ist schon lange out. Da sind Museen viel weiter. Prämiert wurden jetzt solche Institutionen, die einen lebendigen Austausch organisieren und sich entsprechende Aktionen einfallen lassen.
Gepunktet hat Tübingen mit seinen besonderen Angeboten, zum Beispiel dem mobilen »Wohnzimmer«. Mit dieser etwas anderen Art einer »Außenstelle« werden auch die Außenbezirke erreicht und Menschen, die sonst nicht ins Museum gehen.
Mit »wanderndem Außenposten«
Es handelt sich um einen umgebauten Autoanhänger mit Klappbühne und Wohnzimmer-Einrichtung. Er wird seit 2017 eingesetzt und kann auch als Bühne für Kino- und Theaterveranstaltungen genutzt werden. Kultur-Bürgermeisterin Daniela Harsch war sofort angetan: »Der wandernde Außenposten bringt das Museum in die Stadtteile und hat sich zugleich zu einer Bühne für die Menschen vor Ort entwickelt.«
In ihrem historischen Fachwerk-Gebäude in der Kornhausstraße 10 bieten die Tübinger Sonder-Ausstellungen, Diskussionsrunden, Filmabende und Vorträge. Im Ferienprogramm dürfen Kinder und Jugendliche Graffiti-Sprühen und Scherenschnitte ausprobieren. Gelobt wird auch der digitale Mediaguide für den Tübinger Literaturpfad. 40 verschiedene Orten in der Altstadt sind da beschrieben. Jeder kann sich Tempo und Route selbst aussuchen.
Test war erfolgreich
Während andere Museen noch zögerten, hat man in der Unistadt schon vor einiger Zeit freien Eintritt verfügt. Der Hinweis steht auf der Eingangstür und an allen Fenstern. 2019 kamen daraufhin mehr als 40 000 Besucher. Die Besucherzahl hatte sich damit verdoppelt.
Ein sehr erfolgreicher Test, fand die Museums-Direktorin Wiebke Ratzeburg. Touristen und Spaziergänger schauen spontan einfach rein und sind dann in der Regel sehr angetan von dem, was sie dort entdecken.
Bürgermeisterin Harsch fasst das Konzept so zusammen: »offen und kostenlos, modern und digital, partizipativ, den Menschen zugewandt«. Die Museumsleute achteten auf das Bedürfnis nach Unterhaltung, verknüpften damit aber viel Information und ließen auch die Tübinger ihre Heimat besser verstehen und erleben.
Die Jury hat das offensichtlich überzeugt. Der Hauptpreis ging an das Museum im Zumsteinhaus in Kempten im Allgäu. Neben dem Tübinger Stadtmuseum wurden das Historische Museum in Frankfurt, das Ostfriesische Teemuseum in Norden und das Porzellanwelten-Museum Leuchtenburg im thüringischen Seitenroda ausgezeichnet. »Uns ging’s nicht ums Geld«, sagen die Tübinger – es gab tausend Euro – »aber die Anerkennung ist schön.« (GEA)