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Sperrmüllabfuhr in Tübingen: Kreis will die festen Termine abschaffen

Dadurch könnten auch die Entsorger besser planen. Und durchwühlte Müllberge würde es dann auch weniger geben

Chaotische Zustände bei der Sperrmüllabfuhr sollen künftig vermieden werden, wenn die Müllabholung nur noch per Karte bestellt w
Foto: Gea
Foto: Gea

KREIS TÜBINGEN. Das Tübinger Landratsamt will künftig beim Sperrmüll im Kreis keine festen Termine mehr anbieten, sondern wie im zweiten Halbjahr ist der Entsorgungswunsch per Karte anzumelden. Innerhalb von fünf Wochen wird der Sperrmüll abgeholt. Der Antragsteller wird über den Termin informiert, an dem er die zu entsorgenden Sachen rausstellen muss. Einen entsprechenden Empfehlungsbeschluss bei drei Enthaltungen und drei Nein-Stimmen für den Kreistag gab es jetzt im Verwaltungs- und Technischen Ausschuss des Kreistags.

Anlass für die Neuregelung ist auch, dass es eine neue Ausschreibung der Entsorgungsleistungen geben wird, diesmal nicht für acht, sondern für fünf Jahre. Sybille Kiefer, Geschäftsführerin des Abfallzweckverbandes, bezeichnete die alte Regel als »Relikt«, denn in anderen Kreisen gäbe es längst keine festen Termine mehr. Sie belegte das »Chaos« bei der bisherigen Sperrmüllabfuhr im ersten Halbjahr mit eindrücklichen Bildern. »Im zweiten Halbjahr kriege ich diese Bilder nicht«, sagte Kiefer.

An manchen Punkten, etwa bei Hochhäusern, ist es mit diesem durcheinandergeworfenen Müll besonders schlimm. Wenn man dann frage, wer dafür verantwortlich sei, würden alle das T-Shirt tragen mit der berühmten Aufschrift »Ich war’s nicht«, so Landrat Joachim Walter.

Martin Brunotte (Grüne) betonte dagegen die Vorteile der festen Termine als »niederschwellige Warentauschtage«. Damit war gemeint, dass manches, was rausgestellt wird, durchaus noch Liebhaber findet, die dafür Verwendung haben. Seien dies nun Sofas, Regale oder anderes.

Eine bestimmte Klientel würde das auch treffen, die an diesen Terminen immer Ausschau hält nach Verwertbarem: meist Osteuropäer, die mit ihren weißen Transportern unterwegs sind, Dinge einsammeln, diese aber manchmal auch wieder in der Landschaft entsorgen, wenn sie etwas Schöneres gefunden haben, so die Erfahrungen beim Abfallwirtschaftsbetrieb, der dann schon mal die Polizei einschalten musste. Thomas Engesser (CDU) berichtete davon, dass es in diesem Jahr »fast schon kriminell« gewesen sei mit den 30 bis 40 Transporterfahrern, die gute Stücke aus dem Müll fischen wollten. »Die haben fast schon die Leute überfallen, wenn die etwas rausgestellt haben.«

Diese Müllsammler sind wohl immer sehr früh unterwegs und schnappen gegebenenfalls auch einheimischen Interessierten die Sachen weg, etwa Studenten, die den ein oder anderen Einrichtungsgegenstand gebrauchen können. Denn: »Im Vergleich zu den Herren in den weißen Autos stehen die Studenten immer zu spät auf«, wusste Landrat Joachim Walter.

Als Alternative zu den Funden bei der Sperrmüllabfuhr empfahl Kiefer die Gebrauchtwarenbörse des Kreises und Warentauschtage. Sie stellte auch einen entscheidenden Vorteil der Kartenlösung heraus, nämlich dass man den Sperrmüll dann entsorgen kann, wenn er anfällt, beispielsweise bei einer Haushaltsauflösung. Offen zeigt sie sich auch für eine Express-Abholung, die den Besteller allerdings 40 bis 60 Euro kosten würde.

Von der Umstellung auf ein reines Kartensystem – künftig hätte man jeweils zwei Karten pro Jahr für Sperrmüll, Elektrogeräte, Holz und Metall – würden auch die Müllwerker profitieren. Möglicherweise könnten sie sogar mit nur einem Fahrzeug auskommen. Die Frage von Ausschussmitgliedern, was das neue System den Kreis kosten wird, konnte Kiefer angesichts solcher Sparmöglichkeiten zur Zufriedenheit aller beantworten: »Ich kann man mir nicht vorstellen, dass es wesentlich teurer wird.« (GEA)