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Sonnwendfeier in Belsen: Verspätetes Freudenfeuer

Uralte Tradition zum Sonnenhöchststand des Jahres litt unter dem Regen

Trotz Nässe entflammt: Der Holzstapel der Feuerwehr in Belsen.  FOTO: MEYER
Trotz Nässe entflammt: Der Holzstapel der Feuerwehr in Belsen. FOTO: MEYER
Trotz Nässe entflammt: Der Holzstapel der Feuerwehr in Belsen. FOTO: MEYER

MÖSSINGEN-BELSEN. Die schlechte Nachricht zuerst: Die Tage werden wieder kürzer. Die gute: Der Sommer kommt zurück. Für das letztere ist das Klima verantwortlich, für das erstere die Sonne. Ihren höchsten Punkt am Himmel hatte sie bereits am 20. Juni um 22.51 Uhr erreicht. So früh wie seit 1796 nicht mehr. Am Donnerstag war unsere Nordhalbkugelhälfte am stärksten zur Sonne geneigt und die ging damit, horizontbedingt, in unserer Region gegen 21.25 Uhr unter.

Mit leichter Verspätung wurde am Samstagabend vielerorts die Sonnwende mit einem großen Feuer bei Anbruch der Nacht gefeiert. Die vermutliche älteste noch gepflegte vorchristliche Tradition. Belsen ist zwar nicht Stonehenge, aber die Sonnenverehrung in der Region lässt sich seit der Bronzezeit nachweisen: Mit der Sonnenscheibe auf dem 3.800 Jahre alten Menhir von Tübingen-Weilheim, den Sonnenkreisen auf dem Keltengrab in Kilchberg und der in der Ofterdinger Steinlach entdeckten Skulptur des römischen Sonnengotts Sol. Sonnenscheiben in Tübingens Jakobuskirche und an der Belsener Kapelle zeugen vom christlichen Versuch, heidnische Bräuche zu vereinnahmen. Als man im 4. Jahrhundert die Geburt Jesu auf die Wintersonnwende legte, bot es sich an, den Geburtstag seines ein halbes Jahr älteren Vorgängers Johannes der Täufer der Sommersonnwende überzustülpen. Am Johannistag wurde fortan dem Prediger und Wegbereiter des himmlischen Lichts (Christi) gedacht.

Trotz Nässe entflammt: Der Holzstapel der Feuerwehr in Belsen.  FOTO: MEYER
Trotz Nässe entflammt: Der Holzstapel der Feuerwehr in Belsen. FOTO: MEYER
Trotz Nässe entflammt: Der Holzstapel der Feuerwehr in Belsen. FOTO: MEYER

Die Verquickung von Irdischen und Himmlischen ist in den Hintergrund geraten. Bei der Belsener Feuerwehr steht das Sommerfest im Mittelpunkt. Und es wird dankend angenommen. Auf der höchsten Anhöhe des Dorfes, dem 565 m hohen Alten Morgen, feierte, trotz durchnässter Regenwiesen eine rund 200-köpfige Besucherschar den letzten langen Tag des Jahres. Wegen Waldbrandgefahr 2023 ausgefallen, ging das zwischengelagerte Tannenholz, sechs Meter hoch am Vormittag aufgetürmt, in Flammen auf. Mit einem Fackellauf hatte die Dorfjugend den Holzturm in Brand gesetzt – weithin als einziges Feuer leuchtend. (GEA)