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Nur noch eine statt zwei Naldo-Waben? Wechsel weiter in der Schwebe

Dußlingen spielt den Vorreiter, zögert aber noch. CDU im Kreistag will alle zusammenlegen

In den Waben von »Naldo« unterwegs zu sein wird teurer. GEA-REPRO
Waben-Wirrwar: das Naldo-Netz. Foto: GEA-Repro
Waben-Wirrwar: das Naldo-Netz.
Foto: GEA-Repro

KREIS TÜBINGEN. Ändert Naldo die Wabengrenze für einzelne Orte? Oder wird sogar umstrukturiert und der ganze Landkreis in eine große Wabe gepackt – damit alle künftig fürs Zugticket im Nahverkehr das Gleiche zahlen?

Die Liste der Unzufriedenen ist lang und wird angeführt von Dußlingen. Die Gemeinde im Steinlachtal hat bereits vor vier Jahren einen Antrag gestellt, im Fahrplan auf die Wabengrenze zu rücken. Dann müssten die Fahrgäste von dort in Richtung Tübingen nicht mehr zwei Waben lösen. Mössingen oder Gomaringen wären aber weiter mit einer Wabe erreichbar. Dußlingen erhielt lange keine zufriedenstellende Antwort, obwohl es angeboten hatte, den Ausfall an Einnahmen auszugleichen.

Für die anderen potenziellen Waben-Wechsler ist Dußlingen der Musterfall. Naldo hat die Kosten berechnet. Seit einiger Zeit steht fest: Die Umstellung würde 130 000 Euro in jedem Jahr kosten. Der Landkreis hat sich bereit erklärt, die Hälfte davon zu übernehmen, die Gemeinde müsste 65 000 Euro aufbringen, um den Einnahme-Ausfall auszugleichen. Außerdem wäre eine Einmalzahlung in Höhe von 11 000 Euro fällig.

Doch »noch ist alles in der Schwebe«, wie Landrats-Stellvertreter Hans-Erich Messner feststellt. »Wir haben Zeit bis Anfang Juni, um uns zu entscheiden«, bestätigt Bürgermeister Thomas Hölsch. Die Umstellung würde ohnehin erst zu Beginn des Jahres 2021 erfolgen. Doch zwei Entwicklungen lassen die Dußlinger zögern.

Zum einen hat die CDU bei den Haushaltsberatungen im Kreistag beantragt, dass der Landkreis komplett eine Wabe bildet. Das würde viel Geld kosten – die Rede war von bis zu drei Millionen Euro zusätzlich. Aber damit wäre das zugrunde liegende Problem der unterschiedlichen Ticketpreise für die Strecken innerhalb des Landkreises gelöst. Dußlingen würde höchstens Gefahr laufen, dass es doch mehr zahlt, weil es vorher vertraglich eine andere Regelung akzeptiert hat.

Der andere Umstand ist die Auslastung der Züge. Einerseits sollen mehr Fahrgäste gewonnen werden. Andererseits sind die Waggons oft so voll, dass gar nicht alle mitkommen. Naldo hat angeboten, bei einer Verschiebung auf die Wabengrenze Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten. »Wir zahlen mehr Geld, und die Leute stehen dann mit dem Bus im Stau – das wäre auch nicht in unserem Sinne«, sagt Hölsch.

In den Rottenburger Teilorten Kiebingen, Wurmlingen und Oberndorf verfolgt man das Geschehen besonders aufmerksam. Alle drei wollen Änderungen im bisherigen Wabengeflecht. Ihr Problem: Erst müssten die Kosten ermittelt werden. Im Landratsamt kann man dazu keine Aussagen treffen. Wenn ein Gutachten nötig ist, könnte das teuer werden. Naldo hat schon mal signalisiert, dass man sich daran nicht beteiligen würde. Im Falle Dußlingen habe man nur deswegen auf ein Gutachten verzichten können, weil die benötigten Daten bereits anderweitig vorlagen. Der Kreistag hat beschlossen, dass die Kosten fürs Gutachten von der antragstellenden Gemeinde zu tragen wären.

»Würde der gesamte Landkreis eine Wabe, würden sich die Anträge einzelner Gemeinden erübrigen«, hat man im Rottenburger Rathaus schon mal allen Dränglern vor den jüngsten Beratungen mitgeteilt. Einen formellen Antrag hat Rottenburg deswegen bisher noch nicht gestellt.

Doch die Rottenburger sind nicht die Einzigen, die auf Dußlingen und den Kreistag schauen. Auch in Kirchentellinsfurt war Kritik an der Waben-Einteilung laut geworden. Dort löst man nach Reutlingen zwei Waben, nach Tübingen eine – obwohl beide Städte ziemlich gleich weit entfernt liegen. Nebenan in Wannweil ist es umgekehrt. Der Tenor war bisher: »Wir warten, was sich im Falle Dußlingen tut, und entscheiden dann.« (GEA)