TÜBINGEN. Obwohl die Museumsarbeit auch im Jahr 2022 weiterhin von der Corona-Pandemie geprägt sein wird, plant das Museum der Universität Tübingen MUT dennoch fünf Ausstellungen, diverse Events und mehrere Publikationen. Im Herbst gibt es auch eine große Jubiläumsausstellung anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Museums im Schloss.
Den Auftakt des Ausstellungsmarathons macht ab dem 18. Februar Zurab Bero, der dritte Invited Artist der Universität, in Zusammenarbeit mit Stephan Potengowski. Die Werkschau mit dem Titel »Feel the touch« im Kabinettraum auf Schloss Hohentübingen zeigt Arbeiten von Bero, vor allem aber Studierenden-Objekte, die im Oktober/November 2021 in zwei Workshops unter der Leitung des Künstlers entstanden sind. Die Präsentation läuft bis zum 18. April. Parallel zur Ausstellung werden die Arbeiten auch im dritten Band der noch jungen Invited-Artist-Kunstbuchreihe veröffentlicht.
Amazone aus den Alpen
Im Frühjahr 2022 wird – hoffentlich – die offizielle Eröffnung der neuen Dauerausstellung »Dental|Things. Die zahnmedizinische Sammlung« in der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde nachgeholt. Der Ersttermin im November 2021 musste coronabedingt entfallen. Durch die Pandemie verschoben hat sich auch längerfristig der Publikationstermin »Kunst an der Universität Tübingen« aus der MUT-Schriftenreihe. Die Publikation des umfangreichen Bildbands ist für den Frühsommer geplant – allerdings veröffentlichte das MUT im Jahr 2021 sieben Bücher, ein Rekord.
Ab 8. April folgt bis 19. Juni eine Ausstellung der Klassischen Archäologie im Rittersaal auf Schloss Hohentübingen mit dem Arbeitstitel »Die Amazone aus den Alpen«. Ebenfalls zusammen mit Studierenden hat der Archäologe Alexander Heinemann sich mit einem Skulpturenfragment aus der Siedlung Virunum in Kärnten aus der römischen Kaiserzeit beschäftigt. Dargestellt ist eine tödlich verwundete mythische Kriegerin, eine Amazone. Das Bildthema ist in der Antike nicht ohne Parallelen.
Entlegener Fundort
Doch der entlegene Fundort, die altertümliche Gestaltung und die einzigartige Komposition der Figur geben Rätsel auf. Nicht zuletzt versucht die Ausstellung auch die Frage nach der besonderen Faszination zu beantworten, die der gewaltsame Kampf gegen starke Frauen auf antike Gesellschaften ausübte.
Vom 6. Mai bis zum 26. Juni übernimmt das MUT die Mitmachausstellung »himmelwärts«: Das Ausstellungsprojekt zum 450. Geburtstag von Johannes Kepler, der am 27. Dezember 1571 geboren wurde, entstand am 5. Physikalischen Institut der Uni Stuttgart in Kooperation mit der Kepler-Gesellschaft in Weil der Stadt und der TU Darmstadt sowie weiteren Partnern. Die Mitmachausstellung ist zuerst im Stuttgarter Haus der Wirtschaft vom 14. Januar bis 26. Februar zu sehen.
Altsteinzeitlicher Fundplatz
Zwischen dem 15. Juli und dem 3. Oktober widmet sich eine Ausstellung im Rittersaal auf Schloss Hohentübingen der Forschungsstation Schöningen in Niedersachsen. Seit Juni 2008 kooperieren das Land Niedersachsen und das Senckenberg-Zentrum für menschliche Evolution und Paläoumwelt an der Uni Tübingen bei der Erschließung des altsteinzeitlichen Fundplatzes im Tagebau Schöningen. Die Ausstellung präsentiert verschiedene Ausgrabungsfunde, zu denen auch die berühmten Schöninger Speere gehören. Zum Jahresende schließlich feiert das Museum im Schloss Hohentübingen, heute als MUT | Alte Kulturen bekannt, sein 25-jähriges Bestehen. Das Jubiläum fällt mit dem Schliemann-Jahr zusammen, denn Troia-Ausgräber Heinrich Schliemann wurde vor 200 Jahren geboren. Zum Doppeljubiläum zeigt das MUT in Kooperation mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters im Schloss die große Sonderausstellung »Troia, Schliemann und Tübingen« inklusive der Begleitausstellung »Troia für/for Kids«.
Eigene Artefakte und Leihgaben
Gezeigt werden eigene Artefakte aus der ersten Schliemann-Grabung in Troia sowie Leihgaben anderer Museen. Zwischen 1987 und 2012 leitete die Uni Tübingen mit Manfred Korfmann und später mit Ernst Pernicka die Grabungen im legendären Troia. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt daher auch auf dem Tübinger Troia-Projekt und seinen Forschungsergebnissen und -kontroversen.
Die Jubiläumsausstellung läuft vom 28. Oktober 2022 bis zum 16. April 2023. Dazu erscheint wieder eine umfangreiche Begleitpublikation. Anlässlich des Jubiläums ist zusätzlich ein Büchlein zur Geschichte von Schloss Hohentübingen in der Schriftenreihe Kleine Monographien des MUT geplant. (GEA)