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Letzte Lücke geschlossen: Spatenstich für das Hospiz in Tübingen

Der gesamte Kreis Tübingen mit rund 227.000 Menschen gilt als Einzugsgebiet für neue Einrichtung

Difäm-Direktorin Gisela Schneider und Baubürgermeister Cord Soehlke beim Spatenstich.  FOTO: STURM
Difäm-Direktorin Gisela Schneider und Baubürgermeister Cord Soehlke beim Spatenstich. FOTO: STURM
Difäm-Direktorin Gisela Schneider und Baubürgermeister Cord Soehlke beim Spatenstich. FOTO: STURM

TÜBINGEN. Das Deutsche Institut für Ärztliche Mission hat sich der Mission verschrieben, weltweit Gesundheit zu fördern. Am Stammsitz in Tübingen richtet das Difäm nun ein Hospiz ein – auf eigenem Grundstück. An der Baustelle Im Rotbad war gestern der erste Spatenstich. »Hier entsteht ein Kompetenzzentrum für Palliativmedizin. Damit wird die letzte Lücke der palliativen und hospizlichen Versorgung Schwerkranker und Sterbender für den ganzen Kreis Tübingen geschlossen«, freute sich Direktorin und Tropenmedizinerin Gisela Schneider.

In der Tübinger Uni-Klinik würden viele Tumor-Patienten behandelt. Eine kleine Zahl davon könne nicht geheilt werden. Für sie stand bisher die palliative Station im Paul-Lechler-Krankenhaus zur Verfügung. »Die Krankenkassen zahlen für ein paar Tage. Danach muss es den Patienten besser gehen«, beschreibt die Difäm-Direktorin die Ist-Situation.

Aktuell rund 400 Patienten, die nach ihrer Entlassung weiterhin ambulante Hilfe benötigen, werden vom Tübinger Projekt aufgefangen, das im oberen Stockwerk des neuen, zweigeschossigen Hospizes einziehen wird – neben weiteren Hilfsorganisationen.

Das Hospiz selbst, im unteren Geschoss untergebracht, soll eine Anlaufstelle für die kleine Gruppe an Patienten werden, die nicht ambulant versorgt werden können und keine familiäre Unterstützung bekommen. Diese, so Schneider, habe sie bisher an eine Einrichtung in Eningen verwiesen. Zuletzt habe sie jedoch öfter Absagen kassiert: »Der Leiter dort sagte, er müsse erst den Landkreis Reutlingen abdecken.«

Ihr geht es darum, dass Menschen in Würde sterben können. In eigenen Räumen, mit der Möglichkeit, Besucher zu empfangen. In einer schönen Umgebung: Das neue Hospiz entsteht in unmittelbarer Nähe zur ebenfalls von Difäm betriebenen Tropenklinik. Zwischen dieser und dem Neubau befindet sich ein zum Verweilen einladender Park.

Im neuen Bau werde kein Mensch allein sterben müssen, so die Direktorin. Sie wolle zudem dafür sorgen, dass die Mitarbeiter gut betreut werden, an denen die Rituale des Abschiednehmens nicht spurlos vorüberziehen werden. »In der letzten Lebensphase ist es wichtig, dass die Kontakte bestehen bleiben.« Mit Blick auf Pflegeeinrichtungen in anderen Regionen des Lands, in denen Corona wütete, sagte Schneider: »In diesem Bau kann ich die Voraussetzungen schaffen, dass es keinen Lockdown geben wird.«

Die Frage, ob man in der aktuellen Situation ein solches Bauprojekt angehen solle, beschäftigte auch die anderen Festredner, darunter Bau-Bürgermeister Cord Soehlke. Er sagte, durch die Corona-Krise sei das Sterben sichtbarer geworden. Das Hospiz werde einen geschützten Raum für Sterbende bieten, jedoch nicht versteckt.

Sechs Millionen Euro sind für den Bau veranschlagt. Da die Krankenkassen nur 95 Prozent der Betriebskosten übernehmen, wird die Einrichtung darauf angewiesen sein, dass sich in Zukunft viele engagierte Unterstützer finden. (GEA)