TÜBINGEN. Er gehört zum sportlichen Tübingen wie der Neckar und die Uni. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist der Laufklassiker zurück. 356 Läuferinnen und Läufer in 35 Teams haben für mehr als vier Stunden die Laufschuhe zur 33. Auflage des 100-Kilometer-Staffellaufs am Sportinstitut geschnürt. Seit 1989 wird dieses außergewöhnliche Event durchgeführt.
»Wir sind mit der Teilnehmerzahl nach der Corona-Pause recht zufrieden«, stellte Ingrid Arzberger, neben Helmut Helten, Wolfgang Amann und Michael Belz seit Jahrzehnten im Organisatorenteam, bei der Siegerehrung in der Sommer-Abendsonne fest. In Hochzeiten waren es schon mal 100 Staffeln.
Die Starterliste war wie immer bunt gemischt: Staffeln aus Tübingen, Hirschau, Holzgerlingen, Teams aus Vereinen, Uni und freie Laufgruppen, Schüler aus Walddorfhäslach und Ditzingen, Lauftreffs aus Gomaringen und Böblin-gen. Natürlich war es schweißtreibend in der Sommersonne. Auf der Ein-Kilometerrunde auf der Kunststoffbahn und Finnenbahn, verbunden über das Nadelöhr am Goldersbach-Brückle, gab es keine Klagen. Anfeuerung brachte Rückenwind.
Abkühlung aus dem Schlauch
Dass der Staffellauf keine Hitzeschlacht wurde, verdankten die Teilnehmer Wassereimern, Schwämmen und der Abkühlung aus dem Wasserschlauch. Ein reichhaltiges Getränke- und Obstangebot komplettierte die Wohlfühloase. Die Loretto-Klinik sorgte traditionsgemäß für die medizinische Versorgung im Hintergrund. Unter dem Motto: »Allein stark, gemeinsam unschlagbar« ging es nicht vordergründig um Sieg und Lorbeeren, sondern um gemeinsamen Sport mit besonderem Eventcharakter. »Das Erlebnis kommt vor dem Ergebnis«, betont Arzberger die Idee des Laufs.
Bemerkenswert: Unter den 356 Teilnehmern waren 156 Frauen, das entspricht einem weiblichen Anteil von 44 Prozent. Mit im Feld: die ehemalige deutsche Meisterin Jackie Baumann (Tübingen), die zwei Tage zuvor in Stockholm beim Diamond League Meeting vor 20 000 Zuschauern als Tempomacherin über 1 500 Meter im Einsatz war. »Tübingen ist natürlich was ganz anderes«, freute sich die 27-Jährige über die Laufbegeisterung am Spotinstitut. Und Baumann hatte eine ganz besondere Laufpartnerin: Die erst sechsjährige Lola drehte als jüngste Teilnehmerin sechs Runden und schien nicht müde zu werden. Der Älteste im Feld: der 77-jährige Walter Johnen aus Tübingen.
Nach 3:03 Stunden im Ziel
Nach 3:03,17 Stunden war das LAV Topteam als erste Zehner-Gruppe am 100- Kilometer-Ziel angekommen, gefolgt vom Lauftreff Holzgerlingen (3:09,59). Bei den 15er-Teams waren die Gymnasiasten »Älles Cooper« aus Ditzingen mit 3:23,32 die Schnellsten. Das Fazit des Staffellaufs zog Olympiasieger Dieter Baumann, der sich unter das Läufervolk gemischt hatte: »Die Tübinger Läuferszene ist einfach toll, und der Staffellauf hat eine herausragende Stellung«. Baumann war zudem auf Werbetour für den Erbelauf durch die Innenstadt am 17./18. September. (ewa)