MÖSSINGEN. Ein »Haus der offenen Tür«. So charakterisiert Thomas Häußler, Leiter der offenen und mobilen Jugendarbeit im Jugendreferat der Stadt Mössingen, das Jugendhaus »M«. Dieses besteht in dieser Form seit 1999, feiert also 2019 einen runden, den 20. Geburtstag. Zwar wird das »echte« Jubiläum erst in fünf Jahren größer begangen, mit einer kleinen Ausstellung, die am Rosenmarkt-Sonntag im »M« zu sehen war, gibt es schon jetzt eine kleine Aktion zum Geburtstag. Diese Schau ist bis 19. August auch im Rathaus auf Stellwänden zu sehen, danach ist die Bücherei als weiterer Ort angedacht.
Die Ausstellung zeigt mit Sprechblasen Statements von ehemaligen und aktuellen Nutzern des »M«. Gerade hat das »M« einen kleinen personellen Umbruch hinter sich. Daniel Stumfol ist aus der offenen Jugendarbeit in Mössingen ins Kreisjugendreferat gewechselt. Sein Nachfolger ist Fabian Sikeler, mit dem Iris Ortinau nun zusammenarbeitet. Wie Daniel Stumfol, so berichtet Thomas Häußler, sei auch sein Nachfolger Musiker, was in der Arbeit Vorteile bringe, zudem habe er wertvolle Erfahrungen im Bereich der Selbstbehauptung.
Was sich am Jugendhaus »M« geändert hat? »Meine Einstellung dazu«, entgegnet Thomas Häußler und lacht. Das Konzept des »Jugend- und Gemeinschaftshauses«, das sich in der Praxis bewähren musste, ist aufgegangen. Diese Konzeption sei am Anfang eine gedankliche Hürde gewesen, erinnert sich der 52-Jährige. Hier stehen die Angebote im Vordergrund. Jugendliche werden angeleitet und begleitet. Aber es treffen auch Menschen und Gruppen aufeinander, die verschieden sind, wo es bei Begegnungen und im Nebeneinander der Nutzungen mal zu Reibungen und Interessenkonflikten kommen kann.
Partybereich im Keller
Das Haus bietet wie konzeptuell geplant vielen Gruppen und Gruppierungen einen Raum. Hier können Hästräger ihre Formationen üben, hier gibt es Raum für kreative Kurse, etwa für den Siebdruck, für Theateraufführungen, für Ferienkurse, für integrative Zusammenkünfte im Café, für Projekte wie die Fahrradwerkstatt mit Flüchtlingen. Und im Keller gibt es einen gut gelegenen Partybereich für Jugendliche, für Bands. »Da unten kann man einen Düsenjäger starten, den hört man nicht«, sagt Häußler. Die Lage im Erdboden, die Dämmung des Baus haben sich bewährt.
Die Stadt hatte sich das neue Jugendhaus etwas kosten lassen. Zwei Millionen Mark – das war für so ein Projekt vor 20 Jahren durchaus viel Geld. »Damals schon ein Meilenstein«, so Häußler. Die Planungen haben sich hingezogen, der Standort Kurze Hirschen verworfen, ein anderer gewählt, der in der Ofterdinger Straße beim Bauhof und der Stadtgärtnerei. Hier gibt es keine unmittelbaren Nachbarn, das macht vieles nicht nur beim Rauchen im Freien hinterm Haus bei Veranstaltungen um einiges einfacher.
Mit dem damals neuen »M« ging die Ära auf den Hegwiesen mit der Jugendbaracke bei der Firstwaldhalle sowie Provisorien im ehemaligen Tennisheim zu Ende, wo es mal ein »Jugendhaus Zone« gab. Hier hat auch der Verein Monokultur, der das U & D-Festival organisiert, ebenso Partys und Acts im Jugendhaus, seine Wurzeln, seine DNA. Junge Leute, die einst als Jugendliche da waren, sind teils geblieben, arbeiten nun mit, so etwa beim Projekt »Trink:bar«, einem mobilen Stand, an dem alkoholfreie Getränke ausgeschenkt werden.
In den 20 Jahren habe sich die Jugendkultur in den Augen von Thomas Häußler geändert, habe nicht mehr die Vielfältigkeit. Geändert hat sich auch die Welt um das Haus herum in den zwei Jahrzehnten. Der Computerraum, der erste seiner Art in einem Jugendhaus im Kreis Tübingen, ist heute ein Lager für die »Trink:bar«, wird in der Form nicht mehr benötigt, da heute jeder Zugang zu entsprechenden Geräten hat, diese zur Alltagskultur gehören. Aus dem Fotolabor wurde ein Tonstudio, ist bei der Musikproduktion kreativ nutzbar.
Bekannte Köpfe
Aus der Mössinger Jugendkultur im Umfeld des »M« sind Leute hervorgegangen, die heute bekanntere Schauspieler und Comedians sind, die erfolgreich Musik machen. Darauf ist sicher nicht nur Thomas Häußler hörbar stolz. Die Partys im »M« genießen noch heute einen legendären Ruf, bis zu 300 junge Leute seien da gekommen. Das Ganze wurde dann zu »reibungsintensiv«, wie es der Stadtjugendpfleger ausdrückt. Es gab größere Probleme, die es zu lösen galt. Mit der Ausstellung, den Ansichten von Nutzern, gibt es eine Sicht auf die gebotene Vielfalt, aufs Konzept, den Wandel. Das Jugendhaus »M« steht für Jugendkultur, ist für die Gemeinschaft multifunktional. (GEA)